Prinz Regent Theater zeigt „Moby Dick“
Die ewige Jagd auf den Weißen Wal
Wer als Kind eine der zahllosen Bearbeitungen von „Moby Dick“ gelesen hat, ist verwundert, wenn er oder sie Herman Melvilles Original oder eine vollständige Übersetzung zur Hand nimmt: Zwar nimmt auch hier die gescheiterte Jagd des Kapitäns Ahab auf den Weißen Wal breiten Raum ein, doch etwa die Hälfte des Romans besteht aus philosophischen, wissenschaftlichen und mythologischen Exkursen - keine leichte Aufgabe, das auf die Bühne zu bringen. Hans Dreher, Künstlerischer Leiter des Prinz Regent Theaters, hat dieses Wagnis unternommen. Das Ergebnis feiert am 20. Februar Premiere.
„Die Struktur des Romans ist in der Tat seltsam“, sagt Hans Dreher, „aber da ich plotverliebt bin, erzählen wir die ganze Abenteuergeschichte.“ Melville-Fans können jedoch beruhigt sein: „Einige der schönsten Abschweifungen haben wir in unsere Inszenierung eingebaut“, verrät der Regisseur und ergänzt, „manches im Roman liest sich wie eine Regieanweisung – der Text lässt sich deshalb gut auf die Bühne bringen.“
„Moby Dick“ unterscheidet sich von fast allen anderen Romanen des 19. Jahrhunderts und scheint die klassische Moderne vorwegzunehmen, ja liest sich stellenweise wie ein postmodernes Literaturprojekt. Kein Wunder also, dass das Meisterwerk immer wieder neu übersetzt worden ist. Die Übertragung von Alice und Hans Seiffert, 1956 in der DDR erschienen, gilt als erste adäquate Übersetzung ins Deutsche. Sie bietet auch heute noch einen guten Einstieg in Melvilles Werk. In jüngerer Zeit haben Matthias Jendis und Friedhelm Rathjen Neuübersetzungen vorgelegt, die beide begeisterte Zustimmung, aber auch vereinzelte Ablehnung erfahren haben. Hans Dreher hat sich für Matthias Jendis‘ Übertragung aus dem Jahre 2001 entschieden. „Ich habe mich sofort in diese Übersetzung verliebt“, gesteht er und fügt an, „sie ist mit ihrem tollen Sound absolut bühnengerecht.“
Vier, nein eigentlich fünf Mitspielende
Als Ahab ist Matthias Hecht zu sehen, der im PRT bislang nur an dem ungewöhnlichen Kunstprojekt „Silent City“ beteiligt war, bei dem er die Teilnehmenden durch inszenierte Räume führte, Theaterfans aber aus dem Rottstr5-Theater bestens bekannt ist. Ansonsten hat Hans Dreher das umfangreiche Figurentableau des Romans auf drei Akteure reduziert, die namenlos bleiben. „Es gibt einen Steuermann, einen Rekruten und einen Harpunier“, erklärt er. Neben Yvonne Forster und Oliver Möller, beide inzwischen feste Größen am PRT, wird auch der 28-jährige Schauspieler Jonny Hoff in „Moby Dick“ zu sehen sein, der sich schon am Burgtheater einen Namen gemacht hat und nun erstmals an der Prinz-Regent-Straße auf der Bühne steht.
Regelmäßige Besucher des Prinz Regent Theaters dürfen sich auch auf eine erneute Begegnung mit der Arbeit des Videokünstlers Patrick Praschma freuen, der schon Hans Drehers wunderbarer „Faust“-Adaption mit seinen Animationen, die hier ein wenig an Lotte Reinigers Scherenschnitt-Filme erinnern, eine besondere Note verliehen hat. „Mit seinen Videos macht er den Wal sichtbar und präsent – Patrick Praschma ist buchstäblich unser fünfter Mitspieler“, hebt Hans Dreher hervor.
Termine
- „Moby Dick“ feiert am Sonntag, 20. Februar, um 18 Uhr am Prinz Regent Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60, Premiere.
- weitere Termine: Mittwoch, 23. Februar, 19.30 Uhr; Freitag, 25. Februar, 19.30 Uhr; Samstag, 19. März, 19.30 Uhr; Sonntag, 20. März, 18 Uhr; Dienstag, 29. März, 19.30 Uhr.
- Tickets können auf: prinzregenttheater.de erworben, unter Tel.: 77 11 17 oder per Mail an: info@prinzregenttheater.de reserviert werden.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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