Die dunklen Ecken Bochums: Byron Weigands Krimi „Hurensohn“ gewährt verstörende Einblicke

Autor Byron Weigand blickt in seinem Krimi "Hurensohn" hinter die Fassade. | Foto: Weigand
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  • Autor Byron Weigand blickt in seinem Krimi "Hurensohn" hinter die Fassade.
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In Zeiten, in denen die Globalisierung auf Schritt und Tritt spürbar ist, hat der Regionalkrimi Konjunktur. Byron Weigands Roman „Hurensohn. Wie die Mutter, so der Sohn“ ist insofern ein Regionalkrimi, dass er Bochum differenziert beschreibt, wenn auch die trostlosen Aspekte des Lebens in der Stadt im Vordergrund stehen. So fehlt der Handlung jene Heimeligkeit, die für den Regionalkrimi typisch ist.

Eins vorweg: Der Roman ist deutlich besser, als es der reißerische Titel vermuten lässt. Mittelpunkte der Handlung sind die Gußstahlstraße, die Drogenszene am Hauptbahnhof und Hamme. Auch die Innenstadt und der Hauptfriedhof mit seiner vom Nationalsozialismus geprägten Architektur spielen eine Rolle.
Robert Bormann, vom Dienst suspendierter Polizist, ist eine ausgesprochen zwiespältige Figur: getrieben von einem fast fanatischen Gerechtigkeitssinn, der sich auf problematische Weise mit einer Neigung zu Selbstjustiz und Gewaltexzessen paart. Immerhin ist ihm das Fragwürdige seines Handelns zumindest in einigen Momenten durchaus bewusst. Er kämpft mit seinem Alkoholproblem und der Erinnerung an seine Familie, die er durch sein Verhalten zerstört hat. Bormanns Gerechtigkeitssinn hat immer wieder fatale Folgen. Trägt der Autor bei der Darstellung Bormanns auch manchmal ein wenig zu dick auf, handelt es sich doch um eine gerade in ihrer Zerrissenheit durchaus faszinierende Ermittlerfigur.

Ein Junge verschwindet spurlos

Bormann trifft auf die Prostituierte Stella-Raluka Benzar, die als Opfer eines Menschenhändlerrings aus Rumänien nach Deutschland gekommen ist. In Bochum erhofft sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn Beniamin. Als der Junge spurlos verschwindet, wendet sich Stella an Bormann.
Der zweite Handlungsstrang zentriert sich um den Drogenabhängigen Alexander Wagner und wird schließlich mit dem Strang um Beniamins Verschwinden zusammengeführt. In dichten Beschreibungen mit viel Mitgefühl für Kinder taucht der Leser in einen Sumpf aus Menschenhandel, Drogen und Pädosexualität ein. Ganz nebenbei wird ein Schlaglicht auf die fatalen Folgen von Nicolae Ceausescus Schreckensherrschaft in Rumänien geworfen.
Unter dem Strich ist „Hurensohn“ ein sprachlich solider Krimi, der einen Blick auf das Bochum jenseits von Musikforum und Starlight Express gewährt.

Das Buch
Byron Weigand: Hurensohn. Wie die Mutter, so der Sohn. Books on Demand (ISBN: 9 783752 802948).

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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