Die Clubs des Jungen Schauspielhauses gehen auf die Zielgerade – im Sommer verlässt das Team das Haus an der Königsallee

"Wir alle für immer zusammen" widmet sich humorvoll, aber auch mit dem gebotenen Ernst den Nöten von Kindern und Jugendlichen. | Foto: Kirch
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  • "Wir alle für immer zusammen" widmet sich humorvoll, aber auch mit dem gebotenen Ernst den Nöten von Kindern und Jugendlichen.
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„Jugendarbeit hat es am Schauspielhaus natürlich auch schon in der Zeit vor Martina van Boxen gegeben, aber die Jugendclubs in ihrer heutigen Form hat sie geprägt“, erzählt Theaterpädagogin Franziska Rieckhoff, die seit 2014 an der Königsallee tätig ist. Wie Leiterin Martina van Boxen wird das gesamte Team des Jungen Schauspielhauses das Theater am Ende dieser Spielzeit verlassen. - Noch bis zum 26. April ist Rieckhoffs Jugendclub-Inszenierung „Wir alle für immer zusammen“ im Theater Unten zu sehen.

Wie es nach dem Sommer für sie beruflich weitergeht, kann Franziska Rieckhoff derzeit noch nicht genau sagen: „Es gibt Ideen, aber noch nichts Offizielles.“ - Im Übrigen sind die Mitarbeiter des Jungen Schauspielhauses derzeit ohnehin noch vollauf mit ihren Projekten in Bochums Stadttheater beschäftigt.
Unter Rieckhoffs Regie stehen derzeit die jüngsten Akteure auf der Bühne, die zu den Jugendclubs zugelassen sind: „In 'Wir alle für immer zusammen' sind die Neun- bis Dreizehnjährigen aktiv. Unser Ziel ist es, bei den Teilnehmern generell das Interesse am Theater zu fördern. Wir schauen uns gemeinsam Stücke aus dem Spielplan an, um auch verschiedene Ästhetiken vorzustellen. Mit den Kleinen waren wir in 'Nalu und das Polymeer'.“ - Das Stück bereitet die Zerstörung der Meere durch Plastikmüll altersgemäß auf.

„Wir alle für immer zusammen“

„Wir alle für immer zusammen“ basiert auf einem Jugendbuch des Niederländers Guus Kuijer. Auch hier hatte Rieckhoff ihre Zielgruppe bei der Stoffauswahl fest im Blick. „Die Geschichte ist interessant und relevant“, resümiert sie und erklärt, „es geht zum Beispiel um die Frage, wie es ist, sich in jemanden zu verlieben, der aus einem anderen Kulturkreis stammt.“ - Auch ansonsten trägt das Stück dem rasanten gesellschaftlichen Wandel Rechnung: Nicht mehr alle Kinder wachsen bei Mutter und Vater auf – manche haben nur eine Mutter. Oder zwei Väter. Die Kinder in „Wir alle für immer zusammen“ haben mit ganz alltäglichen Problemen zu kämpfen. Polleke, die Hauptfigur, hat einen Vater, der sich hartnäckig weigert, erwachsen zu werden. Auch ihre Mutter tut nichts, um Polleke Peinlichkeiten zu ersparen – im Gegenteil: Sie knüpft amouröse Bande zu Pollekes Lehrer, Herrn Walter, den man neudeutsch wohl als ein wenig „verpeilt“ beschreiben würde.

Ein Konzept für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – und für Erwachsene jeden Alters

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen etwa zehn und 25 Jahren können an den Jugendclubs teilnehmen. Die älteren Teilnehmer haben in dieser Spielzeit die Stückentwicklung „Systemfehler“ und eine moderne Adaption von „Frühlingserwachen“ auf die Bühne gebracht. Wer älter als 25 Jahre ist, kann am intergenerationellen Club teilnehmen, bei dem es nach oben keine Altersbeschränkung gibt. Hier wird es im Juni noch eine Premiere geben, wobei das Ensemble diesmal einen dezidiert interkulturellen Charakter hat.
Noch eine weitere Premiere steht in dieser Spielzeit an, wenn der Expertus-Club das Theater Unten erobert. „Hier sind nur Jugendliche zugelassen“, erläutert Rieckhoff die Hintergründe, „die schon in einem Club waren und weiterkommen wollen.“ - Regie beim Stück „Freie Sicht“ führt der bekannte Theaterschauspieler Alexander Ritter.

Theater für alle

Der Expertus-Club ist insofern eine Ausnahme, dass die Teilnahme an eine Bedingung geknüpft ist. Ansonsten gilt: „Wir führen kein Casting durch; man meldet sich einfach zum gewünschten Club an. Bei 'Wir alle für immer zusammen' sind viele Mädchen dabei.“ Deshalb ist die Rolle der Polleke mit sechs verschiedenen Mädchen besetzt, die zum Teil zeitgleich auf der Bühne agieren. „Wir leisten einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung“, unterstreicht Pädagogin Rieckhoff die Wichtigkeit des Theaterspiels für Kinder. Viele der kleinen Schauspieler waren zuvor bereits bei der Stückentwicklung „Wunschfabrik“ dabei. „Deshalb“, gibt Rieckhoff Einblick in den Prozess der Entscheidungsfindung, „habe ich diesmal ein Jugendbuch gewählt, so dass die Handlung vorgegeben war. 'Wir alle für immer zusammen' stellt verschiedene Lebens- und Glaubenskonzepte einander gegenüber, was für die Zielgruppe sehr interessant ist. Wir haben viel über das Handeln der Figuren diskutiert. Es geht auch um Erfahrungen wie den ersten Kuss, die für viele schambehaftet sind.“

Eine runde Sache

Rieckhoff schwärmt von den „schönen Figuren“ in „Wir alle für immer zusammen“ und in der Tat ist die Inszenierung eine runde Sache für kleine und große Theaterfans. Die fünfmonatige Probenzeit hat sich also auf jeden Fall gelohnt. Einen schönen Abschluss hat das Junge Schauspielhaus für die Teilnehmer auch noch vorgesehen, wie Rieckhoff verrät: „Bei unserem Abschlusstreffen bekommen alle einen Mitschnitt und Fotos.“

Termine
- Am Donnerstag, 26. April, ist „Wir alle für immer zusammen“ um 18 Uhr letztmalig im Theater Unten des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen.
- Die Theaterkasse ist unter Tel.: 33 33 55 55 zu erreichen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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