Der Mensch als Inszenierung: Christel Lechner entert St. Josef-Hospital
Seit wenigen Tagen wird der Vorplatz des St. Josef-Hospitals an der Gudrunstraße von einer kleinen Besuchergruppe bevölkert, die sich seit ihrer Ankunft nicht mehr von der Stelle rührt.
Ob es ihr dort so gut gefällt oder ob sie die beiden Angehörigen auf der Überdachung des Eingangs nicht mehr aus den Augen lassen möchte, wurde bislang nicht bekannt. Die Herrschaften hüllen sich in steinernes Schweigen.
Wer sie schon in Witten sah oder sie im letzten Sommer in der Bochumer Fußgängerzone erleben konnte, weiß, dass das hier ohne Zweifel Christel Lechners Werk gewesen ist.
Die Wittener Bildhauerin fertigt seit vielen Jahren mit viel Gespür für das, was die Erscheinung eines Menschen ausmacht, Figuren aus Beton. Schon 1988 entstanden unter dem Thema "Alltagsmenschen" erste lebensgroße Skulpturen.
Seit 1996 realisiert sie Ausstellungen im öffentlichen Raum, die den Alltagsmenschen auf liebevolle Weise mit einem Augenzwinkern inszenieren.
Charakterzüge eines Menschen, seine Proportionen und dessen nur allzu menschliche Schwächen und Problemzonen in Farbe und Beton zu kleiden, ist ihre bewundernswerte Fähigkeit.
Wenn wir sie vor uns stehen sehen, begegnen wir immer auch einem Stückchen von uns selbst. Vielleicht kommen sie genau aus diesem Grund nicht bei jedem unbedingt gut an. Die Bochumer Ausstellung im letzten Jahr spaltete durchaus die Gemüter.
Hier vor der Klinik beleben sie zweifellos den Eingang zu einer Behandlungsstätte, die nicht jeder in der Hoffnung auf Heilung wieder verlassen kann. Gut, wenn uns in den Momenten, in dem es manchem nicht so gut geht, jemand an der Hand nimmt, der versteht, wie der Blick von allzu ernsten Situationen des täglichen Lebens für kurze Augenblicke abzulenken ist.
Autor:Sabine Schemmann aus Bochum |
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