Schauspielhaus zeigt Familienstück "Die unendliche Geschichte"
Der ganze Zauber des Theaters
Nach den experimentelleren Familienstücken "Alle Jahre wieder" und "Die unglaubliche Geschichte vom kleinen Roboterjungen" hatte sich das Schauspielhaus im vergangenen Jahr dazu entschlossen, der Tradition zu folgen und mit Michael Endes "Die unendliche Geschichte" einen Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur auf die Bühne zu bringen. Der zweite Lockdown machte den Beteiligten Ende 2020 einen Strich durch die Rechnung, aber jetzt haben alle kleinen und großen Theaterfans ab sechs Jahren die Gelegenheit, die wunderbare Inszenierung der niederländischen Regisseurin Liesbeth Coltof zu sehen. Für die Familienvorstellung am Sonntag, 28. November, gibt es eventuell noch Restkarten an der Tageskasse.
Die große Stärke von Liesbeths Coltofs Version liegt gerade darin, dass sie gar nicht erst versucht, eine perfekte Illusion zu erschaffen - da ist der Film dem Theater immer überlegen -, sondern die (vermeintlichen) Grenzen der Bühne geradezu ausstellt, so dass die Abenteuer der Heldin Basma Blix Balthasar (Carmen van Mulier) im Land Phantásien stets auch als Allegorie für die Suche nach der eigenen Stärke und Identität lesbar bleiben, weil die Realität im Hintergrund immer wieder aufscheint. So werden Fantasie und Wirklichkeitssinn nicht als unversöhnliche Gegensätze, sondern als sich ergänzende Prinzipien, die das Menschsein erst ausmachen, fassbar.
Die Inszenierung bewahrt den zeitlosen Kern der Geschichte, ist aber zugleich auf der Höhe der Zeit, wenn sie überkommene Geschlechterrollen hinterfragt und dabei Grenzen verflüssigt. Andererseits ist "Die unendliche Geschichte" ein typisches Familienstück, das nicht mit schmissigen Liedern geizt: Die Bandbreite reicht dabei von Chanson bis Bubblegum-Pop. Vor allem Veronika Nickl - seit gut 15 Jahren eine feste Größe an der Königsallee - weiß mit ihren gesanglichen Fähigkeiten zu überzeugen.
Das Junge Schauspielhaus hat sich für alle, die gar nicht genug von Michael Endes fantastischen Welten bekommen können, etwas Besonderes einfallen lassen: Im Theaterrevier sind die Beiträge aus dem im vergangenen Jahr für Kinder und Jugendliche ausgelobten Malwettbewerb zu sehen, bei dem junge Theaterfans zeigen konnten, wie sie sich die Kindliche Kaiserin und den Glücksdrachen Fuchur vorstellen. Die Vorschläge waren so überzeugend, dass einige von Kostümbildnerin Carly Everaert für die Inszenierung umgesetzt wurden. Nun sind die Kunstwerke der Kinder in der liebevoll gestalteten Ausstellung "Eine Reise nach Phantásien in Bildern" zu sehen.
In der Bilderschau im Theaterrevier wurde auch eine lauschige Ecke eingerichtet, in der Ensemblemitglieder des Schauspielhauses unter dem Motto "Erzähle sie mir!" Kindern aus Michael Endes Kultbuch "Die unendliche Geschichte" vorlesen werden. Mit dabei sind Lukas von der Lühe, William Cooper, Anne Rietmeijer, Karin Moog und Mourad Baaiz.
Infos
- Alle Informationen zu den Familien- und Schulvorstellungen von "Die unendliche Geschichte", zur Ausstellung "Eine Reise durch Phantásien in Bildern" und zur Lesungsreihe "Erzähle sie mir!" gibt es auf: schauspielhausbochum.de und theaterrevier.de.
- Die Theaterkasse ist unter Tel.: 3333 5555 zu erreichen.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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