Denn sie wissen nicht, was sie lesen
Prima Vista Lesung mit Oliver Rohrbeck und Detlef Bierstedt
29.06.2013. Schallendes Gelächter und Applaus hallten durch die ehrwürdigen Gänge des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum. Mit der Idee, Lesungen an ungewöhnlichen Orten zu machen, hatte der Veranstalter hoergebiet voll ins Schwarze getroffen. Den Auftakt einer (hoffentlich) langen Reihe von Lesungen und ähnlichen akustischen Leckerbissen machte gestern die Prima Vista Lesung mit Oliver Rohrbeck und Detlef Bierstedt. Wer mit den Namen zunächst vielleicht nicht viel anfangen konnte, mußte nur die Augen schließen. Die beiden Synchronsprecher leihen unter anderem George Clooney (Bierstedt) und Ben Stiller (Rohrbeck) ihre unverwechselbaren Stimmen.
Charismatische Stimmen, dufte Typen
Der fast majestätisch anmutende Vortragssaal unter dem Förderturm des Deutschen Bergbaumuseums füllte sich bis 20 Uhr mit gespannten, teilweise völlig unwissenden Zuschauern. Während die Prima Vista Lesung in Städten wie Berlin oder Köln bereits eine bekannte Veranstaltung ist, war Bochum eine Premiere. Weder Zuschauer noch die beiden charismatischen Sprecher wußten, was sie an diesem Abend hören bzw. vorlesen würden. Auf den ersten Blick („prima vista“) präsentierten Rohrbeck und Bierstedt in unnachahmlicher Manier vom Zuschauer mitgebrachte Texte. Angefangen mit dem Bergbauklassiker von Gregorius Agricola in (gedruckt in altdeutscher Schrift) über schwülstige Groschenromane oder Karl May bis hin zu der berühmten Transrapid-Rede Edmund Stoibers lasen die beiden Schauspieler alles, was der mit Texten übersäte Tisch zu bieten hatte. Ob pathetisch, ernsthaft oder mit einem Schmunzeln in der Stimme, jeder Text wurde perfekt inszeniert.
Begeisterung beim Publikum
Das begeisterte Publikum belohnte jeden Beitrag mit tosendem Applaus, viele kamen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Die maximal fünfzehn minütigen Texte („Hänsel und Gretel auf türkisch“ oder „Das Känguruh von nebenan“ aus „Die Känguruh-Chroniken“) erlaubten nur wenig Erholung für die strapazierten Lachmuskeln. Besonders der von Detlef Bierstedt leidenschaftliche Vortrag einer kitschigen Liebesschnulze trieb den Zuschauern die Lachtränen in die Augen. „Sie schaute tief in seine großen, braunen Augen“, säuselte er. Amüsante Klassiker wie „Der Chilitester“ trugen Rohrbeck und Bierstedt gemeinsam vor. Hier schien berechtigte Sorge um Detlef Bierstedt zu bestehen, der das Chili essende Opfer Edgar herausragend authentisch spielte.
Mehr davon, bitte
Es waren aber auch die sympatischen Interaktionen zwischen Rohrbeck und Bierstedt - ein Schulterklopfen hier, eine kleine Stichelei dort - die die gelungene Vorstellung abrundeten. Hier waren nicht nur Profis des gesprochenen Wortes am Werke, sondern auch echte Kumpel – wie es sich im Deutschen Bergbaumuseum natürlich gehört.
Und am Ende waren nicht nur die Zuschauer begeistert. Im Gespräch nach der Veranstaltung bekundeten die beiden Schauspieler ihr Interesse, gerne wieder nach Bochum zu kommen. (DD)
Weitere Informationen:
Veranstalter hoergebiet
Autor:Daniela Dohmen aus Bochum |
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