Das Ruhrgebiet wird zur Bühne - Ruhrtriennale startet mit Wagners „Tristan und Isolde“
„Die Ruhrtriennale macht das Ruhrgebiet zu einer herausragenden Bühne. Es ist eines der innovativsten und außergewöhnlichsten Festivals in Europa“, ist NRW-Familien- und Kulturministerin Ute Schäfer voll des Lobes für die Triennale, die am Wochenende startet und sich unter dem Titel „Ankunft - Suche nach dem Jetzt“ in diesem Jahr mit dem Buddhismus beschäftigt. Intendant Willy Decker hört es zwar mit Wohlwollen, steckt indes noch mitten in den Vorbereitungen für seine Inszenierung von Wagners „Tristan und Isolde“, mit der er am Samstag das Festival eröffnet. „In meinem Gesicht lesen sie im Moment vor allem Erschöpfung.“
Im Gegensatz zu den Vorjahren sei es für ihn diesmal sofort klar gewesen, welches Stück die zentrale Produktion der Spielzeit sein würde: „‚Tristan‘ ist durch und durch beeinflusst von Wagners Beschäftigung mit dem Buddhismus“, macht Decker deutlich. Lange hatte gerade diese Wagner-Oper den Stempel der „Unspielbarkeit“: „Ein Rest dieser Unspielbarkeit ist bis heute geblieben“, ist sich Decker sicher. Doch gerade dieser „utopische Rest“ mache den besonderen Reiz aus: „Wir nähern uns dem Stück ein Stück näher an.“ Nicht zuletzt die Jahrhunderthalle trägt ihren Teil dazu bei: „Wir haben das Stück von den Fesseln des Guckkastentheaters und des Raumes befreit.“ Das sei gerade deshalb wichtig, weil im Stück selbst die Grenzen von Räumen fragwürdig werden und die äußere Wirklichkeit als Täuschung entlarvt wird.
Decker und sein Team nutzen für ihre Produktion die Weitläufigkeit, die die Jahrhunderthalle bietet. Sänger und Musiker stellt das vor besondere Herausforderungen: „Es ist eine große Herausforderung, ausgerechnet in so einem Raum so ein klanginniges Stück zu machen.“, gibt Dirigent Kirill Petrenko zu. Man müsse viel investieren - „der Raum hilft einem nicht.“ So klingen beispielsweise die Bläser in der alten Industriehalle sehr kräftig, die Geigen hingegen fallen ab. Um da die rechte Balance zu finden, habe er das Stück teilweise komplett auseinander nehmen müssen. „Man tappt da als Dirigent oft im Dunklen.“
Auch so kurz vor der Premiere sind sich Dirigent und Regisseur noch nicht sicher, ob ihr Plan immer aufgehen werde. Doch wenn es gelingt, so Decker, komme eine Musik von erstaunlicher Dynamik dabei heraus. „Es gibt Momente, in denen ist man von Klang umgeben.“
Beide sind sich einig, dass sie mit ihrer Tristan-Deutung keine Klischees bedienen wollen: „In dieser Halle fällt vieles weg, was das Stück sonst so verrauscht und vernebelt“, konstatiert Petrenko. Und Decker zieht die Verbindung zum Zen-Buddhismus: „Die Produktion wirkt auf mich fast wie eine kalligraphische Partitur.“
Und gerade weil der Buddhismus viele Begriffe - wie auch den der „Ankunft“ - völlig anders verstehe als der westliche Kulturkreis, will Decker zum Ende seines dreijährigen Weges seine Zuschauer dazu bringen, Gewohntes und Gewissheiten radikal in Frage zu stellen. pe
Triennale-Start
Die Triennale beginnt bereits am Freitag, 26. August, mit einem Symposium unter dem Titel „Suche nach dem Jetzt“ in der Turbinenhalle. Um 22 Uhr werden im Foyer der Jahrhunderthalle elf Kalligraphien des Zen-Meisters Sasaki Gensô Rôshi entrollt.
„Tristan und Isolde“ hat am Samstag, 27. August, um 18.30 Uhr in der Jahrhunderthalle Premiere.
„Buddhas Spur“, eine Ausstellung zur zeitgenössischen Kunst aus Asien in Kooperation mit der Triennale, wird am Sonntag, 28. August, im Kunstmuseum Bochum eröffnet.
Autor:Petra Vesper aus Bochum |
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