Das Rottstr5-Theater bietet auch in den Sommermonaten volles Programm
„Als wir im Sommer 2010 mit unserem Theater angefangen haben“, blickt Hans Dreher, Leiter des Rottstr5-Theaters, zurück, „haben wir uns entschlossen, ohne Sommerpause durchzuspielen – ganz einfach um die Miete hereinzuholen. Erst 2016 ist uns dann bewusst geworden, dass das fast ein Alleinstellungsmerkmal ist. In diesem Jahr weisen wir das Publikum mit einem besonderen Plakat darauf hin – mit einem tollen Motiv.“ Zu sehen ist es auch auf Aufklebern und Flyern zum „Rotten Summer“ des etwas anderen Theaters unter den Gleisen.
Der Summer of Love, der nicht, wie viele glauben, 1969 im Jahr des Woodstock-Festivals zu datieren ist, sondern bereits 1967, auf dem Höhepunkt der Hippie-Bewegung, feiert einen runden Geburtstag. Da ist es naheliegend, die Bildsprache der Blumenkinder aufzugreifen und so ganz spielerisch Fragen nach Kultur und Subkultur gestern und heute aufzugreifen.
„Ein bisschen merken wir schon, dass wir im Sommer Monopolisten sind und dadurch mehr Publikum anziehen“, merkt Dreher mit Blick auf die Tatsache, dass an der Königsallee und an der Prinz-Regent-Straße nun erst einmal Theaterferien sind, an. Er schränkt allerdings ein: „Wir müssen teilweise mit dem guten Wetter und mit anderen Sommerveranstaltungen konkurrieren. Viele unserer Stammzuschauer sind auf Festivals.“ - Wer reserviert, kann also mit einer Eintrittskarte für die Wunschveranstaltung rechnen.
Dabei ist es gar nicht so einfach, die Schauspieler auf die Bühne zu bekommen. Der Festspielbetrieb bindet viele Schauspieler. „Maximilian Pulst“, gibt Dreher ein Beispiel, „steht bei den Bad Hersfelder Festspielen auf der Bühne. Die Schauspielstudenten der Folkwang-Schule sind bei einem Theaterprojekt in Ramallah und stehen daher an der Rottstraße nicht zur Verfügung. Wir arbeiten intensiv mit der Hochschule zusammen, um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, unter den realen Bedingungen der freien Theaterszene zu arbeiten.“
Theater bei angenehmen Temperaturen und einem Getränk
Akteure und Zuschauer können dagegen auch bei sommerlichen Temperaturen im angenehm kühlen Theater unter den Gleisen Klassiker und aktuelle Stoffe genießen. „Wir achten immer darauf“, beruhigt Dreher das Theaterpublikum, „die Zwei-Stunden-Grenze bei der Aufführungsdauer nicht zu überschreiten. Unsere Leitfrage ist immer, wie wir selbst gern Theater gucken möchten. Daher ist es bei uns auch möglich, im Zuschauerraum ein Wasser oder einen Wein zu trinken.“ - Auch das macht das Rottstr5-Theater wenn nicht einzigartig, so doch zumindest ungewöhnlich.
Sommer hin oder her, ist Regisseur Hans Dreher natürlich immer auf der Suche nach guten Stoffen. Büchners „Woyzeck“ steht dabei ganz oben auf der Wunschliste. „Das Stück lässt sich nur mit relativ viel Aufwand realisieren und muss daher noch warten, bis wir eine Finanzierungsmöglichkeit gefunden haben“, bedauert Dreher. Während eine „Woyzeck“-Inszenierung an der Rottstraße vielleicht eines Tages Realität wird, sieht der Regisseur für einen anderen Traum keine Realisierungsmöglichkeiten an der Rottstraße: „Peter Shaffers 'Amadeus' gemeinsam mit den Bochumer Symphonikern auf die Bühne zu bringen, wäre nur in einem sehr viel größeren Theater mit entsprechender Ausstattung möglich.“
Termine
- Am Samstag, 22. Juli, steht um 19.30 Uhr„Lenz“ nach Georg Büchner auf dem Spielplan des Rottstr5-Theaters. Eine weitere Aufführung folgt am Freitag, 18. August, ebenfalls um 19.30 Uhr.
- Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ geht am Sonntag, 23. Juli, über die Bühne. Die vorletzte Vorstellung folgt am Sonntag, 6. August, die letzte am Samstag, 19. August. Beginn ist immer um 19.30 Uhr.
- „Fight Club“ steht am Donnerstag, 27. Juli, um 19.30 Uhr auf dem Programm.
- Wer „American Psycho“ sehen möchte, hat am Freitag, 28. Juli, und am Donnerstag, 10. August, jeweils um 19.30 Uhr wieder Gelegenheit dazu.
- Dostojewskis „Traum eines lächerlichen Menschen“ kommt am Samstag, 29. Juli, und am Donnerstag, 17. August, jeweils um 19.30 Uhr zur Aufführung.
- „Clockwork Orange“ ist am Sonntag, 30. Juli, und am Donnerstag,31. August, jeweils um 19.30 Uhr zu sehen.
- Die Lesung „Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990 – 1990“ war bislang nur in der Rotunde zu erleben. Am Samstag, 5. August, ist es um 19.30 Uhr auch am Rottstr5-Theater so weit. Ein weiterer Termin: Sonntag,27. August, um 19.30 Uhr.
- Goethe-Fans kommen am Samstag, 12. August, um 19.30 Uhr bei „Werther“ auf ihre Kosten.
- Marco Massafras Solo „Kohlhaas“ ist am Sonntag, 13. August, um 19.30 Uhr zu sehen.
- Die Thomas-Mann-Adaption „Der Tod in Venedig“ wird am Samstag, 26. August, um 19.30 Uhr aufgeführt.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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