Das Prinz Regent Theater startet am 2. Oktober in seine Interimsspielzeit

Hans Dreher kuratiert das Programm der Interimsspielzeit, die am 2. Oktober beginnt. Im Herbst 2019 wird er künstlerischer Leiter des Prinz Regent Theaters. | Foto: Theater
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  • Hans Dreher kuratiert das Programm der Interimsspielzeit, die am 2. Oktober beginnt. Im Herbst 2019 wird er künstlerischer Leiter des Prinz Regent Theaters.
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„Das Prinz Regent Theater“, sagt Hans Dreher, der das Programm der im Oktober beginnenden Spielzeit mitkuratiert, „ist vor über 20 Jahren als Hafen mehrerer Bochumer Truppen gestartet. In Zukunft arbeiten wir mit Ensembles aus ganz Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus zusammen.“

Zur Spielzeit 2019 / 2020 übernimmt Dreher dann auch ganz offiziell die künstlerische Leitung des Hauses im Bochumer Südwesten und hat dann drei Jahre Zeit, der Bühne seinen Stempel aufzudrücken. Derzeit leitet er noch das Rottstr5-Theater – gemeinsam mit Oliver Paolo Thomas, der in den nächsten Monaten auch eine der Eigenproduktionen des Prinz Regent Theaters betreuen wird.
Geschäftsführende Leiterin der Bühne an der Prinz-Regent-Straße ist ab sofort Anne Rockenfeller. „Im Moment fehlen uns die Mittel für ein großes Fest zum Saisonauftakt am 2. Oktober, aber das holen wir im nächsten Jahr nach“, verspricht sie. - Nachdem der Trägerverein der bisherigen Intendantin Romy Schmidt nur eine Vertragsverlängerung um ein Jahr angeboten hatte, beschloss die erfolgreiche Theaterleiterin, die Zusammenarbeit zu beenden. Unter verschiedenen Bewerbern setzten sich Rockenfeller und Dreher, auch im Leben ein Paar, durch.

Von der Rottstraße ans Prinz Regent Theater

„Nach zehn Jahren an der Rottstraße wechsle ich im September 2019 dann ins Prinz Regent Theater. Das wird eine schöne Abwechslung: Unterschiedlicher können zwei Theaterräume bei etwa gleicher Platzzahl ja kaum sein. Wir wollen Geschichten erzählen, lassen aber auch Raum für experimentellere Formen“, umreißt Dreher seine Agenda. Ein festes Ensemble hat es am PRT ja nie gegeben. „Gleichwohl“, räumt der designierte künstlerische Leiter ein, „wird es wohl auch weiter Stammschauspieler geben, wobei sich die Besetzungen ja auch in der Vergangenheit schon deutlich mit der Rottstraße überschnitten haben.“
Gastspiele werden gerade in der Interimsspielzeit 2018 / 2019 ein Kernstück des Spielplans sein. „Der Gastspielbetrieb ist teuer“, erklärt Anne Rockenfeller. „Das konnten wir nur stemmen, weil uns die beteiligten Künstler merklich entgegengekommen sind“, verrät sie. „Dass wir nur acht bis zehn Vorstellungen pro Monat planen“, fügt Hans Dreher an, „ist auch der finanziellen Situation geschuldet.“

Saisonauftakt mit viel Musik

So steht zum Saisonauftakt am 2. Oktober auch ein Stück auf dem Spielplan, das sich an anderen Theatern bereits bewährt hat: „Reise! Reiser!“ von und mit Sébastien Jacobi und Christoph Iacono, der in Bochum bereits durch seine Arbeit am Rottstr5-Theater bekannt ist. „Reise! Reiser!“ wurde bereits 2011 am Schauspiel Frankfurt uraufgeführt und ist mittlerweile fester Bestandteil des Spielplans am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken. Von Iacono als „Theaterstück mit großem Musikanteil" charakterisiert, führt „Reise! Reiser!“ die Musik von „Ton Steine Scherben“ und Rio Reiser mit dem Roman zusammen, nach dem der Sänger sich benannt hat: Karl Philipp Moritz' „Anton Reiser“ aus dem späten 18. Jahrhundert, der als frühes Beispiel des psychologischen Romans gilt.
Christoph Iacono wird die Arbeit des Prinz Regent Theaters in den kommenden Monaten entscheidend mitprägen – als Artist in Residence. Im Monatszyklus wird er Abende mit Künstlern der lokalen Szene realisieren. „Wir haben uns für eine Werkstattform entschieden“, umreißt Iacono seine Pläne und führt aus, „wir bewegen uns allerdings im Rahmen der Kunstform Theater und entwickeln Mischformen aus Lautpoesie und Tanz mit musikalischem Anteil.“

Die Katze im Sack

Nach „Reise! Reiser!“ ist am 13. und 14. Oktober das Kölner Theater am Bauturm zu Gast in Weitmar und zeigt „Kleiner Mann – was nun?“. Die Produktion hat am Rhein erst am 28. September Premiere. „Wir mussten da die Katze im Sack kaufen“, gesteht Hans Dreher schmunzelnd. Es folgen mehrere Tanztheaterproduktionen aus dem „Umfeld des Umfeldes von Pina Bausch“, wie der designierte Theaterleiter anmerkt.

Auch Eigenproduktionen

Neben diesen Gastspielen darf sich das Publikum, wie bereits angemerkt, auch auf Eigenproduktionen freuen. Neben Dreher selbst und Oliver Paolo Thomas wird Clara Nielebock mit einer Regiearbeit vertreten sein: Christa Wolfs „Kassandra“. Die Theaterpädagogin hat bereits in den vergangenen drei Jahren vielbeachtete Inszenierungen mit dem jungen Ensemble im PRT realisiert. „Wir suchen noch einen schönen Namen für die Gruppe“, sagt Anne Rockenfeller über die Nachwuchsschauspielerinnen, die bisher unter „Junge Prinzess*innen“ firmierten.
Auch in anderer Weise will man sich an der Prinz-Regent-Straße um den Nachwuchs verdient machen, wie Hans Dreher erklärt: „Wir starten einen Nachwuchsdramatikerwettbewerb, an dem Schriftsteller aller Altersstufen teilnehmen können.“ - Die besten Beiträge sollen zur Grundlage einer Inszenierung am PRT werden.

Kooperation mit der Folkwang Universität

Neben dem jungen Ensemble soll auch eine weitere Tradition des Prinz Regent Theaters fortgeführt werden: die Kooperation mit dem Studiengang Regie der Folkwang Universität der Künste. In diesem Rahmen wird wieder ein Studierender des Abschlussjahrgangs ein Stück inszenieren. Premiere soll im März 2019 sein. Auch eine Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus oder den Bochumer Symphonikern hält Hans Dreher für möglich.

Martina van Boxen kommt an die Prinz-Regent-Straße

Auch an die jüngsten Theaterbesucher haben Anne Rockenfeller und Hans Dreher gedacht: Martina van Boxen, bis zum Sommer Leiterin des Jungen Schauspielhauses, hat die Erlaubnis bekommen, ihre Inszenierungen weiterzuspielen, und wird ausgewählte Stücke für die Bühne des Prinz Regent Theaters einrichten – ob Kinderstücke oder Stücke für Jugendliche und Erwachsene, steht noch nicht ganz fest. „Wir tendieren aber zu den Kinderstücken“, verrät Rockenfeller. Vielleicht ist es schon im November so weit; eventuell müssen sich die Zuschauer auch noch bis zum nächsten Kalenderjahr gedulden.

Spielzeit 2019 / 2020 im Blick

Daneben hat das Leitungsteam natürlich auch schon die „eigentliche Eröffnungsspielzeit“ 2019 / 2020 im Blick. „Es wird in jedem Fall eine Cross-over-Arbeit mit dem Rottstr5-Theater geben“, lässt sich Hans Dreher jetzt schon entlocken. Konkreter: „Das könnte ein Abend sein, der an der Rottstraße beginnt und im Prinz Regent Theater endet – oder umgekehrt. Auf jeden Fall wollen wir über eine Immobilie hinausdenken.“
Eine einheitliche Ästhetik kann und will Hans Dreher dem Haus nicht verordnen: „Das bestimmen die jeweiligen Theatermacher mit ihren unterschiedlichen Stilen.“

Termine
Die Spielzeit im Prinz Regent Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60, beginnt am Dienstag, 2. Oktober, um 20 Uhr mit dem Gastspiel „Reise! Reiser!“. Die zweite und letzte Aufführung folgt am Samstag, 6. Oktober, ebenfalls um 20 Uhr.
Der Spielplan ist auf www.prinzregenttheater.de zu finden.
Das Theater ist unter Tel.: 77 11 17 zu erreichen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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