"Club Mischpoke" im Theater Unten bringt Teilnehmer aller Altersstufen zusammen

"Club Mischpoke" spart Reibereien im Familienalltag nicht aus. | Foto: Küster
  • "Club Mischpoke" spart Reibereien im Familienalltag nicht aus.
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„Die Teilnehmer für das Projekt 'Club: Mischpoke' des Jungen Schauspielhauses haben wir über eine Ausschreibung gefunden. Jeder konnte mitmachen, es gab also kein Auswahlverfahren. Voraussetzung war lediglich, mindestens ein Familienmitglied mitzubringen“, erzählt die künstlerische Leiterin des Projekts, Sandra Anklam. Das von den Teilnehmern erarbeitete Stück ist jetzt im Theater Unten des Schauspielhauses zu sehen.

„Es waren Schwestern dabei, Großmütter mit ihren Enkeln, Onkel und Neffe, aber auch Mitglieder von Patchworkfamilien“, gibt Anklam Einblick, „die sich mit dem Thema 'Familie' auseinandersetzen wollten.“ - Während der Begriff „Mischpoke“ im Jiddischen einfach im Sinne von Familie gebraucht wird, hat er im Deutschen meist einen ausgesprochen negativen Beiklang und bezeichnet eine Gruppe unangenehmer Menschen. - Der Club hat in diesem Sinne eine Szenenfolge entwickelt, die Leichtigkeit und Fröhlichkeit vermittelt, ernste Themen aber nicht ausspart. So wird in einer Szene die Thematik des sexuellen Missbrauchs angedeutet. Anklam erläutert: „Den entsprechenden Text hat eine Teilnehmerin selbst geschrieben; das war wie eine Befreiung für sie.“

Musik ist zentraler Bestandteil des Stücks

Die Altersspanne der Teilnehmer liegt zwischen sechs und 74 Jahren. Das spiegelt sich in der Musikauswahl wider, die sich aus der Popmusik der letzten Jahrzehnte bedient. Terry Jacks' „Seasons in the sun“ wurde dabei mit einem pfiffigen eigenen Text versehen. „Durch die spielerische Ebene“, erläutert Anklam, „erreichen wir eine Brechung.“
Geprobt wurde einmal pro Woche. „Eine Vorlage gab es nicht – alles ist aus Improvisation entstanden. Dabei gab es schöne und schreckliche Momente. Die Teilnehmer haben Texte, Lieder und Gedichte mitgebracht und teilweise selbst geschrieben. Die so entstandenen Szenen habe ich dann in eine Reihenfolge gebracht“, erklärt Anklam, wie das Stück entstanden ist. Dabei spiegeln sich die unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmer wider. Es geht um Wahl- und Blutsverwandtschaft, um festgefahrene Muster und Freud und Leid bei Familienfeiern.

Partizipativer Ansatz

„Der partizipative Ansatz, bei dem die Teilnehmer sich selbst einbringen“, blickt Anklam auf den Arbeitsprozess zurück, „führt immer wieder zu spannenden Konstellationen. Nicht ganz einfach ist es, am Ende die richtige Mischung verschiedenartiger Szenen zu finden.“ - Die Regisseurin Anklam hat schon öfter mit intergenerationellen Gruppen gearbeitet, etwa bei der Inszenierung „Proberaum Leben“. Sie skizziert ihren Ansatz dabei so: „Natürlich hat das Zielgruppentheater seine Berechtigung, aber das Unter-sich-Bleiben ist ambivalent. Daher versuche ich, die Möglichkeit zu eröffnen, dass Menschen aus verschiedenen Generationen voneinander lernen.“
Herausgekommen ist ein Theaterabend zum Schmunzeln und Nachdenken – so vielfältig wie das Leben selbst.

Termine
„Club Mischpoke“ ist am Mittwoch, 7. Juni, um 18 Uhr wieder im Theater Unten des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen.
weitere Termine: Donnerstag, 8. Juni, 18 Uhr; Sonntag, 18. Juni, 18 Uhr.
Die letzte Vorstellung ist für Samstag, 24. Juni, 18 Uhr angesetzt.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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