Calypso im Gottesdienst - Am Weltgebetstag der Frauen stehen die Bahamas im Mittelpunkt
Traumstrände, glasklares Wasser, Korallenriffe und entspannte Menschen – diese Bilder tauchen bei den meisten auf, die an die Bahamas denken. Und tatsächlich ist das hochentwickelte karibische Land vor der Küste der USA ein Traumziel für viele Touristen, die damit zugleich für wichtige Arbeitsplätze auf den Sonneninseln sorgen. Der Inselstatt steht in diesem Jahr - auch im Ruhrgebiet - im Mittelpunkt des ökumenischen Weltgebetstags der Frauen am 6. März.
700 Inseln, von denen 30 bewohnt sind, rund 370.000 Einwohner, die zu etwa 85 Prozent Nachfahren afrikanischer Sklaven sind. Denn 1492 setzte Christoph Columbus seinen Fuß auf die Karibikinseln, dankte für seine Errettung und nannte die Insel San Salvador – Errettung. Für die einheimische Bevölkerung bedeutete diese Begegnung das Aus, innerhalb nur einer Generation waren die Menschen ausgerottet als Folge von Verschleppung, Zwangsarbeit und ungewohnten europäischen Krankheiten.
Die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner sind gastfreundlich, Musik und der traditionelle Karneval (Junkanoo) spielen eine große Rolle auf den Inseln sowie das Nationalgericht Conch, eine Meeresschnecke, die gebraten, gegrillt oder als Salat bei Reichen und Armen gleichermaßen zum Speiseplan gehört. Über 90 Prozent der Menschen gehören einer christlichen Kirche an. Der Glaube ist auf den Inseln sehr lebendig und der Sonntagsgottesdienst gilt als gesellschaftliches Ereignis, das mit schöner Kleidung – und bei den Frauen mit ausgefallenen Hüten besonders gefeiert wird. Ein solcher Gottesdienst, in dessen Zentrum Chorgesang und Musik stehen, kann schon mal drei Stunden dauern.
Risse in der Gesellschaft
Der Flamingo ist das Nationaltier der Karibik. Das Titelbild der Weltgebetstagsordnung zeigt farbenfrohe Flamingos – mit Rissen – als Symbol für die Risse, die die Gesellschaft der Bahamas prägen: erschreckend hohe Gewalt gegen Frauen, eine große Zahl von Teenagerschwangerschaften, eine der höchsten Brustkrebsraten der Welt. Außerdem kennen auch die Bahamas Flüchtlinge: Mit allen Mitteln versuchen sie die Flüchtlinge aus Haiti von ihren Inseln fernzuhalten.
Der zentrale Text des diesjährigen Weltgebetstages ist die Fußwaschung im Neuen Testament (Johannes 13, 1-7). Die Frauen von den Bahamas wünschen sich, dass überall auf der Welt im Gottesdienst eine Fußwaschung gefeiert wird – gerade für Protestantinnen ein ungewohntes, intimes und spannendes Ritual. Begreift ihr meine Liebe? Mit dieser Geschichte stellen die bahamaischen Frauen Machtverhältnisse auf den Prüfstand und machen deutlich, dass Liebesdienst nur auf Gegenseitigkeit beruhen kann und keinerlei Machtgefälle oder Zwang duldet.
Was wünschen sich die Frauen von den Bahamas für den Weltgebetstag von der weltweiten Gemeinde der Frauen, die dem Lauf der Sonne folgend am ersten Freitag im März Gottesdienst feiern werden? Margrit Stollmann aus Gerthe, die die Bahamas besucht hat und die Frauen des dortigen Weltgebetstagskomitees kennengelernt hat, erzählt während ihres Reiseberichtes vor Frauen aus den Frauenhilfen: „Am liebsten hätten sie einen Livestream, wo sie 24 Stunden lang sehen können, wie überall auf der Welt ihr Gottesdienst gefeiert wird. Und es wäre schön, wenn alle miteinander Calypso tanzten!“
Die einzelnen Termine finden Sie im Internet auf der Gottesdienst-Seite des Kirchenkreises unter: www.kirchenkreis-bochum.de/home/aktuell/ gottesdienste.html
Weitere Informationen zum Weltgebetstag der Frauen finden Sie auch unter: www.weltgebetstag.de
Autor:Rolf Stegemann aus Bochum |
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