Bücherkompass: Preiselbeertage - Lokalkompass - Rezension

Preiselbeertage

Veröffentlicht:

Rowohlt Taschenbuchverlag Oktober 2017

Seiten: 336

Preis EUR 12,99 

Autorin: Stina Lund

Rezension: Gudrun Wirbitzky

Auf den ersten Blick vermutet man hinter dem Titel " Preiselbeertage" Romantik pur inmitten einer märchenhaften Landschaft Schwedens - doch weit gefehlt.
Die kurze Inhaltsangabe des Buches zeigt sich wenig aussagekräftig und kann bei weitem nicht zusammenfassen was es dem Leser zu bieten hat.
Stück für Stück aber gerät der Lesende in eine unglaubliche Zeitgeschichte .
Wir lernen die Hauptprotagonistin Ariane kennen die mit ihrer Schwester im roten Schwedenhaus ihrer Eltern aufwuchs- bis Ariane nach Ostdeutschland zieht in die Heimat ihrer Eltern und Großeltern.
Wir werden mit der Tatsache konfrontiert, dass Arianes Vater Jörg stirbt - Ariane nach Schweden zurückkehrt-nicht ahnend welches Familiengeheimnis sich ihr offenbart.
Vater Jörg hat seinen Töchtern ein Manuscript hinterlassen, das jedoch unter mysteriösen Umständen verschwunden scheint.
Ariane lässt nichts unversucht dieses Skript zu finden - sie erhofft sich Aufschluss-warum sie sich nie in Schweden beheimatet fühlte - warum sie zu Mutter Ina stets ein unterkühltes Verhältnis hatte.
"Preiselbeertage" ist eine Familiengeschichte die in der Gegenwart in Söderby Schweden spielt.
In Rückblenden erfährt der Leser was sich in den Achtzigern vor der Wende in Leipzig abspielte, wie Ina und Jörg ungewollt zu Republikflüchtlingen wurden und ein neues Leben in Schweden beginnen.
Hier lesen wir eine Familiengeschichte voller Geheimnisse mit interessanten Schauplatz in der Gegenwart und der DDR in der Vergangenheit.
Geprägt von kommunistischen Staat - eingeschränkter Freiheit - Bespitzlung und erschütternden Schicksalsschlägen werden auf berührender weise Rückblicke
genommen voller Kummer und unglaublichen Schmerz .
" Preiselbeertage" hier wird durch historische Fakten, der deutschen Geschichte nachvollziehbar gemacht - hier wird Enttäuschung ,Verbitterung und Angst dargestellt und der Leser begreift recht schnell, das Verdrängung und Schweigen- eine Aufarbeitung dieser Vergangenheit mehr als schwierig macht.
" Preiselbeertage"eine emotionale Familiengeschichte und wenn auch gelegentlich vorhersehbar ist wie sich dieser Roman weiter entwickelt - fand ich nach etwas langatmigen Einstieg - Seite für Seite spannender und unterhaltsamer .
Im laufe der einzelnen Kapitel gelingt es der Autorin Stina Lund immer mehr, uns Leser in die Geheimnisse der Vergangenheit zu führen und zu fesseln.
Der locker geführte Schreibstil leicht verständlich, hat mir besonders gefallen und man konnte sich gut in die Hauptprotagonistin hineinfühlen. 
Ein fesselndes Buch das ich gerne weiter empfehle - ein Buch das zeigt das vieles nicht so ist wie es zunächst erscheint - und erst zum guten Schluss seine Geheimnisse preis gibt.