Buchkritik: Rainer Küsters neuer Bochum-Krimi "Schuldenspiele"
Von CDs mit den Daten gutbetuchter Steuersünder hat Agatha Christie mit hoher Wahrscheinlichkeit nie etwas gehört. Da sie 1976 verstorben ist, dürfte ihr das Ideal der offenen Ehe vom Hörensagen bekannt gewesen sein. Rainer Küsters neuer Roman „Schuldenspiele“ ist zwar im Mai 2015 in Bochum angesiedelt, orientiert sich aber erkennbar am britischen Krimi des goldenen Zeitalters. Dabei wirken die genannten modernen Handlungselemente keinesfalls aufgesetzt. Leser von Martha Grimes und Caroline Graham kommen voll auf ihre Kosten.
Bochum zeichnet sich im Roman durch eine Unmenge an Baustellen aus – wie im wirklichen Leben also. Die „Wilhelm Tell“-Inszenierung am Schauspielhaus ist zwar fiktiv, bedient aber sämtliche Klischees, mit denen das moderne Regietheater allgemein belegt wird. Lokale wie das Biercafé und das Aubergine in der Nähe des Theaters und das Tucholsky im Bermu-
dadreieck sind in die Handlung eingebaut, wenn der Schweizer Starschauspieler Leon Steiner durch die Stadt flaniert. Seine Gedanken über das Ruhrgebiet und seine regionale Umgangssprache sind übrigens wenig schmeichelhaft.
An der Zeche Hannover in Hordel kommt es schließlich zu einem Leichenfund. Das sympathische Ermittlerteam um Hauptkommissar Erich Rogalla hat also reichlich Gelegenheit, sich zu präsentieren. Unterstützung erhält es dabei von einem Kollegen aus Norddeutschland, der den Polizisten gehörig auf die Nerven geht.
Das Theatermilieu und die gehobene Bochumer Gesellschaft werden ins Visier genommen. Abstecher ins Fitnessstudio und in die moderne Grundschulpädagogik sorgen für Unterhaltung und bringen zum Schmunzeln.
Autor Rainer Küster ist schließlich in Bochum kein Unbekannter.Früher Studiendirektor an der Theodor-Körner-Schule in Dahlhausen und Dozent am Germanistischen Institut der Ruhr-Universität, ist er mittlerweile in Pension gegangen. Er hat mehrere Kriminalromane veröffentlicht.
Rainer Küster: Schuldenspiele. Ein Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet.Brockmeyer-Verlag (ISBN 978-3-8196-1015-8).
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.