Mit Kunst gegen Rassismus
Bochumer Kulturrat lädt zu den 20. Anne-Frank-Kulturwochen
„Es fing nicht an mit Sobibor und Auschwitz, sondern es fing mit der Ausgrenzung an“, sagt Peter Schmitz (76) über den Holocaust. Zusammen mit seiner Frau Hanneke (79) gestaltet er die Auftaktveranstaltung der diesjährigen Anne-Frank-Kulturwochen des Bochumer Kulturrats. Sie finden vom 4. bis 20. November im Kulturmagazin, Lothringer Straße 36 c, statt.
„Elias – deutsch-jüdische Familiengeschichten“ lautet der Titel der Veranstaltung. Gemeinsam mit ihrem Mann erforscht Hanneke Schmitz seit 2012 die Geschichten ihrer jüdischen Vorfahren, die in Bochum und Herne lebten. Ihre Eltern – Mutter Gerda Elias und Vater Fritz Günzburger – emigrierten in die Niederlande, wo sie bis 1942 ein Seifengeschäft führten, bevor sie mit falschen Papieren untertauchten.
Das Ehepaar Schmitz erstellte Stammbäume, suchte Orte, Friedhöfe und Gedenkstätten auf und kontaktierte Archive sowie Nachfahren in den USA – so entstanden zwei Bücher, je eines über die mütterliche Seite und die väterliche Seite. „Sie waren Deutsche jüdischen Glaubens“, sagt Peter Schmitz mit Betonung auf dem Wort Deutsche. „Sie haben in Deutschland gewirkt. Sie waren nicht nur Opfer“, erinnert er daran, dass manche beispielsweise Unternehmen und Arbeitsplätze schufen, während andere im Ersten Weltkrieg für Deutschland kämpften.
In einer Lesung und Diashow werden Hanneke und Peter Schmitz am Donnerstag, 4. November, um 20 Uhr über das Leben von Hanneke Schmitz' Familie und ihre Recherche berichten. Musikalisch begleitet wird das Paar von Marielen Laufenberg-Simmler am Klavier.
Gegen Gewalt und Rassismus
Zum 20. Mal veranstaltet der Bochumer Kulturrat die Anne-Frank-Kulturwochen, die 2000 aus der Taufe gehoben wurden. „Es gibt immer wieder Anlässe, die einen erschaudern lassen“, erläutert Gründungs- und Vorstandsmitglied Jörg Schäfers, dass die Veranstaltungsreihe bis heute nichts von ihrer Wichtigkeit verloren hat. Richtete sie sich zunächst ausschließlich gegen Antisemitismus, setzt sie mittlerweile allumfassend ein Zeichen gegen Gewalt und Rassismus.
Dies spiegelt sich im Programm wider, das zum Beispiel am 5. November den Auftritt des Trio JMO vorsieht. Bei den drei Musikern verschmelzen Klänge aus dem Orient, Afrika und der Schweiz zu Weltmusik. Am 6. November ist die Hamburg-Klezmer-Band zu Gast. Die Musiker mit jüdischen Wurzeln, die aus ehemaligen sowjetischen Ländern stammen, reichern die klassische Klezmermusik unter anderem um Jazzelemente an.
Ohne jegliche elektronische Verstärkung tritt das fünfköpfige Odessa-Projekt am 12. November auf, während das Trio Latin Fantasy am 19. November Crossover aus klassischem Jazz und karibischen Rhythmen spielt. Zum Abschluss am Samstag, 20. November, versprechen die Kulturwochen einen intensiven Abend. Paul Hoorn & Freunde werden Musik aus jüdischen Ghettos präsentieren. Im Anschluss an alle Veranstaltungen freuen sich die Künstler und Organisatoren über einen Austausch mit dem Publikum.
Ausstellung zum Thema "Holocaust"
Ergänzt wird die Veranstaltungsreihe um eine Ausstellung zum Thema „Holocaust“ mit Originalzeichnungen von Tisa von der Schulenburg. Die Werke der 2001 verstorbenen Künstlerin werden im Foyer des Kulturmagazins gezeigt.
Anmeldungen unter Tel. 0234/862012 oder per E-Mail an tickets@bochumerkulturrat.de sind für den Besuch der Veranstaltungen der Anne-Frank-Kulturwochen erforderlich. Es gilt die 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet). Die Sitzplätze werden im Schachbrettmuster belegt, so dass maximal 45 Besucher pro Veranstaltung möglich sind.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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