Begeisterung für Musik wecken – Musikvermittlerinnen der Bochumer Symphoniker wollen jedes Alter erreichen

Die Musikvermittlerinnen Katharina Boll (l.) und Theresa Denhoff möchten Menschen für klassische Musik begeistern.
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„Von 0 bis 99 Jahren“ ist ein gängiger Ausdruck, um zu sagen, dass man sich an alle Altersgruppen wendet. Das tun auch die Bochumer Symphoniker, wenn es um ihre Musikvermittlung geht. Die Konzertpädagogik existiert bei den BoSy bereits seit 2004. Neu seit dieser Saison ist, dass es nun mit der Reihe „Krabbelkäfer“ tatsächlich ein Angebot für die ganz Jungen gibt: für Kleinkinder von 0 bis zwei Jahren.

Premiere hat die Reihe am Dienstag, 30. Oktober, gleich dreimal: um 10, 11.30 und 13 Uhr im Multifunktionsraum des Musikforums. „Ziel ist es, Sinneseindrücke anzuregen“, erläutert Katharina Boll (27), Musikvermittlerin bei den BoSy, die Idee hinter „Krabbelkäfer“. Ihre Kollegin Theresa Denhoff (32) ergänzt: „Es geht um Klangerfahrung, um Geräusche, ob es laut oder leise ist.“
In einer Konzertlandschaft mit Baldachin, Decken und Kissen können die Kinder mit ihren Eltern rund 35 Minuten lang der Kombination aus Musikstücken, Liedern und Geräuschen lauschen. „Es gibt keine Barriere zwischen den Musikern und Zuhörern“ sagt Boll. Konkret heißt das, dass die Kinder die Veranstaltung nicht nur hörend und sehend erleben und beispielsweise klatschend mitgestalten, sondern die beteiligten Effektinstrumente, wie zum Beispiel eine Ocean Drum, auch anfassen dürfen.

Veranstaltungen, Workshops und Reihen

Von 0 bis 99 Jahren – entsprechend dem Anspruch der Musikvermittlerinnen, für alle etwas anzubieten, gibt es zahlreiche weitere Veranstaltungen, Workshops und Reihen. Die komplette Übersicht findet sich im Jahresprogramm (Privat- / Einzelpersonen) und im Sonderheft „Ohrenkneifer“ (Schulen und Institutionen).

„Wir brennen für klassische Musik und wollen die Begeisterung hinein in die Stadt tragen.“

„Klassische Musik ist in immer weniger Haushalten präsent“, erklärt Boll, warum es überhaupt konzertpädagogische Angebote gibt. „Und wir brennen für klassische Musik und wollen die Begeisterung hinein in die Stadt tragen.“
Ziel sei es zum Beispiel, dass jedes Bochumer Kind in seinem Schulleben einmal Berührung mit klassischer Musik habe. Das bestehende Angebot für Schulen wurde in dieses Saison erstmalig um die Kooperation mit zwei Patenschulen, der Weilenbrink-Grundschule und der Pestalozzi-Realschule, erweitert. Die Schüler werden die Symphoniker in ihren Klassenzimmern erleben, Orchesterproben besuchen und, bevor sie ein Konzert besuchen, an einem vorbereitenden Workshop teilnehmen. „Wir wollen nachhaltige Impulse setzen, die die Lehrer dann fortsetzen können“, so Katharina Boll.

Angebot für ältere Schüler

Eine „schwierige Gruppe“, sagt Theresa Denhoff, seien ältere Schüler. „Bis zwölf Jahre sind sie gut zu erreichen. Danach entsteht eine Lücke, bis sie von selbst auf die Idee kommen, ins Konzert zu gehen.“ Hier wollen die Musikvermittlerinnen mit dem neuen Programm „Schulstunde Klassik“ Akzente setzen. An einem Montag wird für Schüler der Klassen zehn bis 13 das reguläre Kammerkonzert der BoSy vom Vortag wiederholt. Der Konzertbesuch wird zuvor in der Schule vorbereitet.

„Es ist kein vorgezogener Konzertbesuch. Es geht darum, die Arbeit mitzubekommen.“

Für Schulen schon länger und mittlerweile auch für Gruppen von Erwachsenen gehört auch die „Hörprobe“ zum Angebot der Musikvermittlerinnen. Nach einer ganz kurzen Führung durchs Musikforum, bei der etwa ein Blick in ein Stimmzimmer geworfen werden kann, steht ein 30-minütiger Probenbesuch im Mittelpunkt dieser Veranstaltung. „Es ist kein vorgezogener Konzertbesuch“, betont Denhoff. „Es geht darum, die Arbeit mitzubekommen.“ Dazu zählt auch die Beantwortung von Fragen, beispielsweise wie eigentlich eine Harfe transportiert wird.

Konzerte für die ganze Familie

Das älteste konzertpädagogische Angebot der BoSy sind wohl die Familienkonzerte. „Die gab es immer schon“, sagt Pressesprecherin Christiane Peters. Ursprünglich hätten Musiker die Gestaltung selbst übernommen. „Das war ein bisschen Wildwuchs, und es gab keinen Ansprechpartner“, so Peters. Deshalb ist 2004 auf Wunsch des Orchesters die erste Musikvermittlerin eingestellt worden.
Für Besucher ab sechs Jahren sind die Familienkonzerte, die interdisziplinär sind und neben Musik Sprache und Schauspiel umfassen können. Die Veranstaltungen werden jeweils unter ein Thema gestellt – in dieser Saison zum Beispiel ein Konzert, in dessen Mittelpunkt die Frage steht, wie man sich als Zuhörer verhält, und „Peterchens Mondfahrt“, zu der Nikolai Rimski-Korsakows dritte Sinfonie erklingt. Im Familienkonzert wird mithilfe von Musik und darstellender Kunst eine Geschichte erzählt. „Wir wollen dem Zuhörer Handreichungen geben, wie er sein eigenes Kopfkino einschalten kann“, erläutert Denhoff das Konzept. „Der Besucher soll den Kinderschuhen entwachsen, Selbstständigkeit entwickeln und auf den normalen Konzertalltag vorbereitet werden“, ergänzt Boll.

Workshop in den Herbstferien

Auch in den Herbstferien gibt es Programm. Beim dreitägigen Workshop vom 25. bis 27. Oktober werden Teilnehmer ab 15 Jahren sich mit dem Thema „Fremde / Heimat – Komponieren im Exil“ auseinandersetzen. „Man hört ein Konzert, man lernt was, man musiziert was und man präsentiert was“, lädt Katharina Boll ein.

Einige Plätze sind noch frei. Mehr Informationen gibt es unter www.bochumer-symphoniker.de.

Die Musikvermittlerinnen Katharina Boll (l.) und Theresa Denhoff möchten Menschen für klassische Musik begeistern.
Die neue Reihe „Märchenzelt“ für Kinder von fünf bis acht Jahren kombiniert Geschichten und Musik. | Foto: BoSy
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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