Axel Rudi Pell: "Heimspiel" erst im September
Er zählt zu den erfolgreichsten deutschen Rock-Solokünstlern und das seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Der Name Axel Rudi Pell steht für mitreißende Rock-Hymnen, hochkarätige Liveshows und erstklassiges Gitarrenspiel. Ab Anfang April ist der 55-jährige Bochumer erneut auf Deutschlandtournee. Im Gepäck wird er dabei sein aktuelles Album haben, welches den Titel „Game Of Sins“ trägt.
Tourbeginn im April, doch erst am 4. September findet das „Heimspiel 2016“ statt, wenn seine Band gleichen Namens das Zeltfestival Ruhr rockt. Warum müssen die hiesigen Fans so lange warten? „Vor drei Jahren bereits hatte das ZFR bei uns angefragt. Nun haben wir zugesagt, damit ist allerdings gleichzeitig klar, dass es weder in zeitlicher noch in räumlicher Nähe einen weiteren Auftritt gibt“, erklärt Axel im lokalkompass-Interview.
Mit ihm auf Tour ist in diesem Jahr die wohl hochdotierteste Band-Besetzung seiner Karriere. Zu seinen Livemusikern zählen unter anderem Drummer Bobby Rondinelli (Ex-Rainbow/Black Sabbath/Blue Öyster Cult) und Sänger Johnny Gioeli (Ex-Hardline). Der aktuelle Silberling „Game Of Sins“ zeigt eine Band auf der kreativen Höhe ihres Schaffens. So jubelt die eigene Plattenfirma.
Axel, was macht die kreative Höhe des 17. ARP-Albums aus?
„Arrangements und Kompositionen sind exakt so, wie es ich mir immer gewünscht habe. Wobei das natürlich immer eine Aussage ist, die zum jeweiligen Zeitpunkt des Aussprechens gilt. Mit 'Game Of Sins' bin ich tatsächlich total zufrieden. Das ist nicht ein Füllsong drauf, ich stehe zu jedem Lied. Ein rundum sattes Paket.“
Gefragt nach deinen musikalischen Einflüssen, hast du unter anderen die Scorpions erwähnt. Schimmert der Einfluss auf diesem Album besonders durch?
„Würde ich nicht sagen. Es stimmt, da sind Riffs dabei, die von den Scorpions stark beeinflusst sind. Es gibt aber auch gleichzeitig genug Beispiele dafür, wie es die Hannoveraner nie machen würden. Ich würde es als ein Album bezeichnen in der guten Tradition unserer Band. Noch ein Satz zu den Scorpions: Wenn es 1979 nicht deren Album 'Lovedrive' gegeben hätte, würde ich ganz sicher anders klingen.“
Was unterscheidet „Game Of Sins“ von den 16 Vorgängern?
„Das Cover ist anders, die Lieder haben andere Namen (lacht). Vom besonders gelungenen Songwriting sprach ich schon. Ansonsten habe ich natürlich meinen Stil gefunden, Songs zu komponieren. Und diesen Stil werde ich nicht ändern. Vor einiger Zeit hatte ich mal mit Funk-Einflüssen experimentiert, das kam bei den Fans allerdings nicht so gut an. Nee, ich bin 100 Prozent Hardrock- und Metal-Fan. Wir spielen melodischen Metal, so würde ich das mal bezeichnen. Live hat jeder Musiker seine Soli, auf der Bühne improvisieren wir auch. Allerdings nicht bis hin zum Jazz (lacht).“
Auch wenn es das Cover und das Intro „Lenta Fortuna“ (lateinisch etwa: Pech gehabt) nahelegen, ein Konzeptalbum rund um das Thema Spielen ist „Game Of Sins“ nicht geworden, sondern ARP in Reinkultur: Der mit Sirenen unterlegte Metal-Opener „Fire“ ist Programm. Im Titelstück, dem mit fast neun Minuten längsten Song der Scheibe, frönt Pell seiner Vorliebe für epische Themen und arabische Skalen, „Falling Star“ schielt Richtung frühe 1980er Jahre. Eines der Highlights findet sich mit „The King Of Fools“ in der Mitte: fünf Minuten Emotion, die perfekte Symbiose zwischen Härte und Melodie, mit einer Meisterleistung von Gioeli am Mikrofon. Beachtenswert die Gitarrenarbeit in den Strophen.
Was hörst du zu Hause für eine Musik?
„Ich höre zu Hause kaum Musik. Früher habe ich mir alle möglichen Scheiben reingezogen, heute fehlt mir dafür die Zeit. Beim Komponieren geht es ja sowieso nicht, auch nicht wenn ich vor den Tourneen übe. Dazu habe ich viel Büroarbeit zu erledigen, da stört mich Musik im Hintergrund nur. Im Auto, da hab´ ich Gelegenheit.“
Hörst du neben Rock und Metal auch was anderes?
„Klar, ich kann mir auch einen Schlager anhören, wenn mich die Melodie packt. Ich finde etwa das Dolly-Parton-Cover 'Jolene' von BossHoss klasse. Das kann ich voll unterschreiben“.
Mitte 50. Immer noch die Matte, immer noch Totenköpfe, immer noch „dieser Lärm“. Ist das der Show geschuldet oder der Ausdruck deines Lebensgefühls?
(lacht) „Die Matte ist kein Muss für unsere Musik. Unser Sänger Johnny Gioeli hat etwa kurze Haare, das geht durchaus und hat ja nix mit den Tönen zu tun. Ja, es ist ein Lebensgefühl! Ich stehe drauf, wie bereits gesagt: 100 Prozent mein Ding! Zuhause und drumherum trage ich übrigens auch mal ein Poloshirt oder binde mir die Haare zum Zopf.“
Abschließende Frage: Bist du Wattenscheid bis heute treu?
„Das klebt an mir wie Pattex: der gebürtige Wattenscheider! Ist aber nicht richtig. Ich bin in Bochum geboren, habe 18,5 Jahre meines Lebens sehr gerne in Wattenscheid gewohnt und bin heute in Dahlhausen ansässig. Das könnte man 'Heimatverundenheit' nennen, glaub' ich...“
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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