Aus Tränen und Trauer wird . . .

Anderthalb Jahre ist es nun schon her, dass sich meine Heide für immer verabschiedet hat.
Seitdem musste ich lernen, allein mit allem und besonders mit mir selbst klarzukommen.

Die ersten drei Monate waren bestimmt von tiefer Trauer, häufigen Tränen – scher bei jeder Gelegenheit. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie nirgends mehr auf mich wartete, nicht nach meinem Tag fragte, sich nicht mehr mit mir freuen konnte. Wie sollte es nur weiter gehen?

Ich hielt mich daran fest, ihr eine Trauerrede zu schreiben und sie dann auch zu halten.
          "Unser aller Abschied von meiner Heide"
Damit gelang es mir, den zahlreich zur Trauerfeier gekommenen Begleitern ihres Lebens noch einmal meine wunderbare Heide deutlich zu machen. Es gelang mir und war ein würdiger Abschied von meiner Heide. Dreißig gemeinsame Jahre waren zu Ende.

Im zweiten Vierteljahr gelang es mir, nach den „Strohalmen“ zu greifen, welche das Leben anbietet. Wo kaufe ich was ein und wann, was brauche ich für den Alltag, was kann ich vielleicht schon ausräumen, weil Heides Kleidung zum Beispiel keinen Gebrauch mehr hat?
Es war auch die Zeit, wo ich ins aktive Leben wieder zurückfand.
So organisierte ich ein BürgerReporter-Treffen in Augsburg, gab meine ganze Kraft dahinein und fand so wieder den Boden unter den Füßen.

Ein weiteres Vierteljahr war davon geprägt, nun etwas Ordnung in meinen Alltag zu bringen, so dass das Alleinsein einen klaren Ablauf bekam. Die Tränen waren getrocknet und kamen ganz selten wieder – dann allerdings schier unaufhaltsam.
Es war die Zeit, in der immer stärker die Erinnerungen an die gemeinsamen Jahre in den Vordergrund traten. So sitze ich bei meinen Besuchen an Heides Grab immer wieder auf der nahen Bank und freue mich über gemeinsam erlebte Dinge. Und es sind sooo viele, dass mir das mit ihr gelebte Glück immer deutlicher wird.
Auch erzähle ich ihr gerne, was ich tue und wie meine Tage verlaufen sind. Sie würde mich sicher verstehen und das meiste gut heißen können - dessen bin ich mir sehr sicher.

Ja, wir haben uns auch nicht selten gestritten – gehen wir heute einkaufen, gehen wir ins Konzert und solche Dinge – aber nie gegeneinander! Auch das ist eine herrliche Erinnerung.

Nun geht es bereits ins zweite Jahr seit sie sich verabschiedete. Mein Leben ohne Heide hat feste Gestalt angenommen. Langsam beginne ich wieder, mich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen.
Es ist jetzt mein Leben mit unseren Erinnerungen und der Freude, so viel Zeit mit Heide verbracht zu haben.
Ich habe den lebensnotwendigen Abstand gefunden !
Natürlich wird sie mir nach wie vor fehlen – aber auch das ist verständlich !

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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