Junges Ensemble bringt Christa Wolfs „Kassandra“ auf die Bühne des Prinz Regent Theaters
Auf der Suche nach dem Soundtrack der Erinnerung

Das Ensemble setzt in "Kassandra" auf die Macht der Körpersprache. | Foto: Wedel
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„Christa Wolfs 'Kassandra' ist schon eine Hausnummer“, zeigt Regisseurin Kerstin Sommer Respekt vor ihrer Aufgabe. Gemeinsam mit dem jungen Ensemble des Prinz Regent Theaters, das mittlerweile unter dem Namen PRogeniTur firmiert, bringt sie die berühmte Erzählung aus dem Jahre 1983 nun an der Prinz-Regent-Straße auf die Bühne.
Dabei sieht sich die Regisseurin durch ihre langjährige Tätigkeit an der renommierten freien Bühne durchaus gut auf ihre Aufgabe vorbereitet: „Ich bin hier seit sieben Jahren Regieassistentin und habe mich in dieser Zeit öfter mit griechischer Mythologie beschäftigt.“ Und so ganz neu ist die Arbeit als eigenverantwortliche Regisseurin für Sommer auch nicht: Vor eineinhalb Jahren brachte sie bereits das literarische Kabarettprogramm „Willkommen im Irrenhaus!“ auf die Bühne. „'Kassandra“, freut sie sich, „ist auch für mich eine große Chance.“
Das Konzept der Inszenierung, das Sommer als „eigenwillig“ bezeichnet, stammt von der Theaterpädagogin Clara Nielebock, die ursprünglich auch Regie führen sollte, darauf aber dann aus persönlichen Gründen verzichten musste. Nielebock hat in den vergangenen drei Spielzeiten mit dem damals noch „Junge Prinz*essinnen“ genannten Schauspielclub am PRT inszeniert und unter anderem Albert Camus' „Caligula“ auf die Bühne gebracht.

Auf Kassandra lastet ein Fluch

In diesem Jahr steht mit „Kassandra“ ein ebenso gewichtiger Stoff auf dem Programm. Die Priesterin und Seherin Kassandra, Tochter des trojanischen Königs Priamos, befindet sich in einer schwierigen Situation: Sie kann die Zukunft vorhersehen, aber niemand glaubt ihr. So kann sie Unheil auch nicht aufhalten – ein wahrer Fluch, der auf ihr lastet. Im Angesicht des eigenen Todes beschäftigt sie sich mit ihrer Vergangenheit. „Das ist ein Stoff, der mir am Herzen liegt; deshalb habe ich die Aufgabe gern übernommen“, freut sich Kerstin Sommer. Das Ensemble sei vor allem von der aktuellen politischen Relevanz der Geschichte beeindruckt gewesen.
Dabei sind einige Schauspieler mit von der Partie, die von Bochumer Bühnen kaum noch wegzudenken sind: Jana Deppe, Luca Hennig, Dyana Krupezki, Selina Liebert und Lukas Vogelsang sind aus Produktionen des Schauspielhauses und des Rottstr5-Theaters bekannt und standen zum Teil auch schon im Prinz Regent Theater auf der Bühne. Regisseurin Sommer zeigt sich vom Einsatz der jungen Leute beeindruckt: „Unser Ensemble besteht aus neun wunderbaren Darstellern.“

Nicht nur eine Kassandra

Eine Besonderheit der Inszenierung: Es gibt nicht nur eine Kassandra. „Die Rolle“, erklärt Sommer, „ist auf fünf Schauspielerinnen verteilt.“ Die meisten von ihnen spielen auch noch eine andere Rolle und agieren dabei auf verschiedenen Zeitebenen. Leitendes Prinzip ist die Erinnerung. „Wer mich kennt“, sagt Kerstin Sommer schmunzelnd, „weiß, dass Erinnerung und Musik für mich ganz eng verknüpft sind. Jeder Tag hat bei mir einen Soundtrack. Wir haben den Figuren musikalische Themen zugeordnet und spannen den Bogen von moderner Klassik zu Meditationsmusik.“
Als Tanztheater möchte Sommer ihre Produktion nicht verstanden wissen, aber: „Bewegungschoreographien spielen eine große Rolle.“ - Für das Bühnenbild und die Kostüme sorgt die am Prinz Regent Theater bestens bekannte Sylvia Fadenhaft. Und was hat es nun mit dem Namen des Ensembles, „ProgeniTur“, auf sich? - Hier weiß Anne Rockenfeller, seit dieser Spielzeit Theaterleiterin, die Antwort: „Progenitur bedeutet Nachkommenschaft. Es war gar nicht so einfach, einen Namen zu finden, der die Initialen PRT enthält.“

Termine
„Kassandra“ feiert am Freitag, 7. Dezember, um 20 Uhr im Prinz Regent Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60, Premiere.
Eine weitere Aufführung folgt am Sonntag, 9. Dezember, um 18 Uhr.
Auch am Donnerstag, 20. Dezember, steht das Stück auf dem Spielplan. Beginn: 20 Uhr.
Das Theater ist unter Tel.: 77 11 17 zu erreichen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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