Auf den Spuren des Bergbaus in Bochum und Wattenscheid
Einst war das Ruhrgebiet übersät von Zechen, Bergwerken und Schachtanlagen. 311 gelbe Ballone stiegen auf, als im Mai 2010 bei der Aktion „Schachtzeichen“ an die Stätten der Steinkohleförderung im Revier erinnert wurde. Die Veranstaltung war ein Höhepunkt im damaligen Kulturhauptstadtjahr und eine beeindruckende Visualisierung, die zumindest im Ansatz zeigte, wo überall in der Region zu Hochzeiten das Schwarze Gold zu Tage gefördert worden ist. Es war eine prosperierende Zeit - auch in Bochum.
Die Zeche Prosper-Haniel in Bottrop ist im Ruhrgebiet die letzte Überlebende einer vor dem Aussterben stehenden Art. Das Bergwerk ist Relikt einer anderen Zeit, ein moderner Anachronismus, aber ebenso ein Fels in der Brandung, der Revierbürgern der jüngeren Generationen vor Augen führt, worauf die Entwicklung zum Ballungszentrum „Metropole Ruhr“ fußt.
Der Strukturwandel ist längst im Gange. In den 1950er-Jahren wurde mit der ersten Krise allmählich das Ende eingeläutet. Zechen wurden geschlossen, Schachtanlagen wurden zusammengelegt, doch die Entwicklung war nicht aufzuhalten. Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, denn der sinkende Weltmarktpreis für die Steinkohle brach dem Standort Deutschland das Genick. Andere Länder produzieren noch immer deutlich günstiger, wodurch die Kohle hierzulande subventioniert werden musste.
Mittlerweile sind nur noch zwei Zechen in Nordrhein-Westfalen aktiv. Im Nordosten von NRW, an der Grenze zu Niedersachsen, hat sich das Bergwerk Ibbenbüren auf Anthrazitkohle spezialisiert. Die andere Zeche befinden sich mit Prosper-Haniel im Ruhrgebiet. In Bottrop fahren die Kumpel noch immer „ins Berchwerch“ ein. Doch auch Ibbenbüren und Prosper-Haniel stehen vor dem Aus.
Im Jahr 2007 wurde im Steinkohle-Finanzierungsgesetz der Ausstieg der Steinkohleförderung beschlossen und im Mai 2011 endgültig besiegelt. Im Dezember 2015 musste Auguste Victoria in Marl die Segel streichen. Einige ihrer Kumpel wechselten zu Prosper-Haniel, werden am Standort in Bottrop-Kirchhellen aber auch nicht mehr alt. Denn ebenso wie in Ibbenbüren dürfte dort 2018 der letzte Vorhang fallen. Dann werden die letzten Subventionen gezahlt.
Die Historie der Kohleförderung
Prosper-Haniel beschäftigt etwa 3.000 Kumpel. Sie sind übrig geblieben von einer Kohlegeschichte, die zurückreicht bis ins 13. Jahrhundert. Schon damals wurden im Gebiet der heutigen Stadt Dortmund erste Vorkommen registriert. Der kommerzielle Abbau der Steinkohle begann Ende des 16. Jahrhunderts in Witten. Im Muttental ist ein prächtiges Gebäudeensemble der Zeche Nachtigall, die 1714 den Betrieb aufnahm, erhalten.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Kohleförderung immer mehr Fahrt auf. Gemeinsam mit Eisen und Stahl ist die Kohle einer der Grundpfeiler für die Industrialisierung im Ruhrpott.
Was von rauchenden Schloten, Loren und Fördertürmen übrigen geblieben ist, ist das Erbe einer Epoche, ohne die das Ruhrgebiet die Entwicklung bis zum heutigen Erscheinungsbild mit allen Errungenschaften kaum in so rasanter Zeit zurückgelegt hätte.
Wie war es in Bochum?
In Bochum hielt die Zeche Hannover am längsten durch. Sie förderte noch bis ins Jahr 1973. Inzwischen ist sie einLWL-Industriemuseum. Wie das Doppelbock-Fördergerüst des Bergbaumuseums ist der mächtige Malakowturm "auf" Hannover weithin sichtbar. Doch wo findet man sonst Überreste dieser Ära in Bochum? Mit dieser Frage befasst sich die neue Stadtspiegelserie, die sich "auf'm Pütt“ auf Spurensuche begibt.
Hier und da sind noch Fördertürme zu finden, woanders wurden die Zechen in kulturelle Zentren umgewandelt und auf eine andere Art ins kommunale Leben eingebunden. Doch es gibt auch Orte, an denen man nur noch schwerlich Überreste aus der großen Ära der Kumpel und Steiger findet.
Hier gehts zur unseren Zechenserie "Aufm Pütt" - Glück auf!
Autor:Ralf Rudzynski aus Bochum |
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