Angela Schilling lässt Buchstaben zu Kunst werden

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Der Ausstellungsraum „Kunstraum-unten“ in der Bochumer U-Bahnstation Schauspielhaus zeigt seit dem 15. April bis zum 20. Mai unter dem Titel „BABYLON“ neue Arbeiten von Angela Schilling. Die Kunst der in Bochum geborenen Künstlerin ist eine coole, intellektuelle Kunst, die weniger das Gefühl, als das Denken anspricht. Sie zeigt die Ansichten der Künstlerin, wie sie über Dinge denkt.
Auf eine Kunstrichtung oder ein bestimmtes Medium lässt sich Angela Schilling nur schwer festlegen. Mit technischer Vielseitigkeit arbeitet sie als Bildhauerin, inszeniert elektrische oder computergesteuerte Installationen, beschäftigt sich daneben auch mit Fotografie, seltener mit Malerei. Aber auch mit der Vielfalt ihrer Motive sticht die Künstlerin aus ihrer Generation heraus. Fast alle ihre Arbeiten zeigen einen pointierten erzählerischen Ansatz und sind zeichenhaft auf einen komplexeren, abstrakteren Zusammenhang bezogen. Sie bieten über ihren Kontext oder ihre Zusammenstellung neue Sichtweisen, stellen Fragen oder deuten Geheimnisse an. Angela Schilling folgt dem, was sie irritiert, fasziniert und nicht loslässt. Das Auskostens von Irrwegen und Missverständnissen, gehört genauso zu ihrem Werkzeug dazu, wie Eisenfeile oder Schweissgerät.

Ein wesentliches Interesse in Angela Schillings Arbeit „Babylon“ gilt der Sprache, die sowohl Wort, als auch Bild ist - nicht nur inhaltliche Bedeutung, sondern auch eine ästhetische Wirkung der Buchstaben und Worte hat: Sprache als Seh-Erfahrung.
Sprache ist - wie Form und Farbe – heute ein alltägliches Material der bildenden Kunst. Text transportiert Inhalt, erzählt Geschichten. Gedruckt, stehen Buchstaben meist hübsch geordnet nebeneinander. Angela Schilling stapelt 3-dimensionale Blockbuchstaben einzeln aufeinanderder, teilweise ineinander übergehend, teilweise sich überlagernd und lässt sie tanzen. Die mit Spiegeln besetzten und sich drehenden Buchstaben flimmern im Auge des Betrachters. Manchmal glitzern sie sogar wie Diamanten, reflektieren ein Licht, das rätselhaft wirkt.
Manchmal flackern Worte auf. Mühsam kann man sie entziffern, bevor sie wieder verschwinden: LIEBE – ICH – MACHT – EWIG – MEIN – VERRAT - NEIN
Zurückhaltend und elegant in Blautönen gehalten, erscheinen die Buchstaben zudem als wechselnde Projektionen auf den Wänden und tanzen dort ganz sachte und unaufdringlich um den Betrachter – verflüchtigen sich noch bevor ein klarer Begriff erkennbar wird.
„Wenn man sich zurücklehnt und die sinnlichen Eindrücke von Licht und Farbe geniesst, kommt man dann der Bedeutung näher als beim analytischen Interpretieren?“ fragt die Künstlerin. „Kann man bei einer Kommunikation mit Worten überhaupt Verständigung erreichen?“ oder herrscht vielfach eher ein babylonisches Sprachgewirr?

Alice im Wunderland liest ein Gedicht und sagt,“ das klingt ganz schön, aber es ist wirklich schwer zu verstehen.“ Humpty Dumpty erklärt ihr darauf hin die Fantasiewörter und auf Ihren Protest entgegnet er: „Wenn ich ein Wort verwende bedeutet es genau, was ich es bedeuten lasse, und nichts anderes“. „Die Frage ist doch“, sagte Alice „ ob du den Worten einfach so viele verschiedene Bedeutungen geben kannst?“. „Die Frage ist„ sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat - und das ist alles“

Die Ausstellung ist täglich zu sehen. Der Kunstraum ist Dienstag und Freitag geöffnet von 15:30 - 18:30 Uhr.
Weitere Informationen unter www.kunstraum-unten.de

Autor:

Gisbert Danberg aus Bochum

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