"Alice im Wunderland"-Adaption ab 20. August im Rechener Park
Anderwelt im Ehrenfeld

Mit "Alice im Park" verzaubern drei Theater vom 20. bis zum 22. August den Rechener Park. Hier Alexander Gier aus dem Ensemble des Rottstr5-Theaters.  | Foto: Guntram Walter
  • Mit "Alice im Park" verzaubern drei Theater vom 20. bis zum 22. August den Rechener Park. Hier Alexander Gier aus dem Ensemble des Rottstr5-Theaters.
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"Drei Orte, drei Theater, drei Blicke, ein Theaterstück" - so bringen das Bochumer Rottstr5-Theater, die Dortmunder von artscenico und das Theater Kohlenpott aus Herne ihr gemeinsames Projekt "Alice im Park" auf den Punkt, das ab 20. August auch im an der Königsallee gelegenen Rechener Park Station macht.

Zuvor ist die Gemeinschaftsarbeit, die auf Roland Schimmelpfennigs Bühnenfassung des berühmten Romans von Lewis Carroll beruht und sich nicht als Kindertheater versteht, bereits vom 13. bis zum 15. August im Herner Park Schloss Strünkede zu sehen. Zum Abschluss macht "Alice im Park" dann am 27. und 28. August im Fredenbaumpark in Dortmund Station.
Neben den ungewöhnlichen Locations wartet die Produktion "Alice im Park" noch mit einer weiteren Besonderheit auf, die mit "Drei Blicke, ein Theaterstück" sehr gut beschrieben ist. Wer im vergangenen Jahr die Ibsen-Adaption "Peer im Park" im Westpark gesehen hat, kann sich denken, wovon die Rede ist: Jedes Theater erzählt seinen Teil der Geschichte in ganz eigener Weise - und doch entsteht am Ende ein Gesamtbild. Vielschichtigen Stoffen lässt sich auf diese Weise vielleicht eher beikommen als durch eine vermeintlich homogene Inszenierung. "Bei 'Alice' arbeiten wir ähnlich wie im letzten Jahr bei 'Peer Gynt', denn die Unterschiedlichkeit der drei Teile ist ausdrücklich so gewollt", erklärt Alexander Ritter vom Rottstr5-Theater, der auch für die Dramaturgie der Gesamtproduktion mitverantwortlich ist. Ganz praktisch sollen die Teile unter anderem dadurch verzahnt werden, dass bestimmte Requisiten in mehr als einem Teil auftauchen werden.
"Alice im Wunderland", erschienen erstmals 1865, hat im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Deutungen erfahren. Das macht für Benjamin Werner, der bei der Bochumer "Alice" Regie führt und am Schauspielhaus und an der Rottstraße bereits als Schauspieler zu sehen war, den Reiz des Stoffes aus: "Das ist eine zeitlose Geschichte, die sehr heutig gelesen werden kann. Im Kern geht es für mich darum, wie Kinder in die Erwachsenenwelt hineinwachsen. Die Herzkönigin verkörpert dabei die Sphäre der Erwachsenen."
Henner Kallmeyer, der seine Theaterlaufbahn am Schauspielhaus Bochum begonnen hat, betreut das "Alice"-Ensemble des Theaters Kohlenpott. "Roland Schimmelpfennig", streicht er die Qualitäten der gewählten Bühnenfassung heraus, "findet eine sehr eigene Sprache für den Stoff. Die Dialoge sind wirklich fantastisch und die Geschichte wird sehr dicht erzählt."
Die Produktion führt Nachwuchsschauspieler aus den Jugendclubs der einzelnen Theater mit professionellen Schauspielern zusammen. So ist auch Alexander Gier dabei, der am Rottstr5-Theater unter anderem bereits in "Schöne neue Welt" und "Eine Enthandung" zu sehen war. Insgesamt sind rund 25 Akteure dabei - und es gibt natürlich mehr als eine Alice. Auch in dieser Hinsicht bleiben die Theater dem bei "Peer Gynt" erprobten Prinzip treu.
Zu Beginn des Probenprozesses blieben die drei Gruppen zunächst für sich. Am vergangenen Dienstag wurde dann im Rechner Park gemeinsam an der Inszenierung gefeilt.

Die Unlogik umarmen, Assoziationen Raum geben

"Wir umarmen die Unlogik", bringt es einer der Beteiligten auf den Punkt. "Das Ganze ist absurd und assoziativ", sagt Regisseur Henner Kallmeyer. So entführen die drei Ensembles das Publikum in eine Welt mit unvergesslichen Figuren, in der das Böse durchaus seinen Platz hat und Tyrannen ihr Unwesen schreiben. Schließlich ist es seinerzeit nicht einmal Walt Disney gelungen, den Episoden der Expedition in das Wunderland das Bedrohliche ganz auszutreiben.
So können die Zuschauer nun im Grünen in Orte abtauchen, an denen es immer fünf Uhr ist, und einem Kaninchen, das von der Zeit gejagt wird, begegnen. Gewissheiten geraten ins Wanken und Alice erkennt sich kaum wieder - doch wenn sie nicht sie selbst ist, wer ist sie dann? Und wohin führt der Weg hinunter in den Kaninchenbau die Protagonistin? Und was ist von dem strengen Regiment, das die Herzkönigin führt, zu halten?
All diesen Fragen können die Zuschauer gemeinsam mit den Schauspielern auf den Grund gehen - und dabei für etwa 90 Minuten in eine ganz andere Welt abtauchen. Dass man sicher keine abschließenden Antworten finden wird, ist dabei gerade nicht enttäuschend, sondern beruhigend. Denn das macht ja den Reiz der echten Klassiker aus.

Termine und Infos
- Im Rechener Park ist "Alice" am Freitag und Samstag, 20. und 21. August, jeweils um 17 Uhr und am Sonntag, 22. August, um 16 Uhr zu sehen. Die dann gültigen Regeln der Corona-Schutzverordnung sind zu berücksichtigen.
- Alle Infos - auch zu den Vorstellungen in Herne und Dortmund und zum Erwerb der Tickets gibt es auf: https://www.rottstr5-theater.de/alice-im-park.html oder per E-Mail unter: info.aliceimpark@gmx.de.
- Karten können auch unter: karten.aliceimpark@gmx.de reserviert werden.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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