Schauspielhaus und LWL-Klinik setzen ihre Zusammenarbeit fort
Am 28. März feiert "Campiello" Premiere in der Zeche 1

Zwei Stunden wird konzentriert geprobt. | Foto: Memmer
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Bereits zum zehnten Mal arbeiten das Schauspielhaus und die LWL-Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin an der Schnittstelle von Kunst und Therapie zusammen. Mit Susanne Scheffler ist in diesem Jahr eine neue Künstlerische Leiterin an Bord. Die Nachfrage nach Karten für die diesjährige Inszenierung „Campiello“ ist groß: Die Premiere am 28. März im neuen Spielort Zeche 1 und die Folgevorstellung am 29. März sind bereits ausverkauft; für die weiteren Aufführungen gibt es derzeit noch Karten.
„Wir tauschen die Wohnzimmeratmosphäre im Theater Unten gegen die größere Bühne in der Zeche 1“, erklärt Scheffler, die die Leitung des Projekts von Sandra Anklam übernommen hat, und fährt fort, „das ist gut für unser großes Ensemble. Außerdem spielt unser Stück auf einem öffentlichen Platz – dafür ist die Bühnensituation in der Zeche 1 gut geeignet.“
Dabei stehe, so Scheffler und die Ärztliche Leiterin des Projekts, Vera Makulla, die Therapie im Vordergrund. „Es geht uns nicht um schauspielerische Perfektion“, betonen beide. Die Patienten sollen in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt werden und erhalten bei der Theaterarbeit Gelegenheit, sich mit grundlegenden Themen wie Liebe, Hoffnung, Leid und Eifersucht auseinanderzusetzen – und damit auch mit sich selbst.

Patienten und Mitarbeiter gemeinsam auf der Bühne

Das Besondere an dem Projekt: Patienten und Mitarbeiter der Klinik stehen gemeinsam auf der Bühne. „Wir begegnen uns auf Augenhöhe“, betont Makulla, die das Projekt seit vier Jahren betreut, „und sehen vor allem die Fähigkeiten unserer Patienten, während in der Therapie oft die Defizite im Mittelpunkt stehen. Die Inszenierung entsteht im Rahmen einer ambulanten Therapiegruppe. In Einzelgesprächen erarbeiten wir mit unseren Patienten Ziele, die sie durch die Teilnahme am Projekt verfolgen.“
Eine heilsame Erfahrung ist das Ganze allerdings auch für die Zuschauer, die sich zu Beginn der Aufführung unwillkürlich fragen, wer Patient und wer Arzt ist – um dann zu erkennen, dass man das den Menschen erstens nicht unmittelbar anmerkt und dass das zweitens auch unerheblich ist, weil die schönen Inszenierungen – im letzten Jahr „Peer Gynt“ - Themen berühren, die alle Menschen betreffen. „Genau um diese Antistigmatisierung geht es“, sagt Makulla.

Ohne Druck dabei sein

Für das diesjährige Projekt ist die Wahl auf „Campiello“ des österreichischen Dramatikers Peter Turrini nach einer Vorlage von Carlo Goldoni gefallen. Susanne Scheffler nennt dafür auch ganz praktische Gründe: „Wir konnten viele Rollen dazuerfinden – die Straßenfeger gibt es bei Turrini gar nicht. Wir bieten auch Minirollen, die es den Teilnehmern erlauben, ohne viel Druck dabei zu sein. Die Diagnose der einzelnen wollte ich ganz bewusst nicht wissen; entscheidend ist, dass die Schauspieler gruppenfähig sind.“
Die Heil- und Theaterpädagogin gibt ihrer Gruppe viele Möglichkeiten, mitzugestalten und Rollen individuell zu entwickeln. Bereits seit Ende September wird regelmäßig geprobt, gesungen und getanzt. Michael Lippold, Ensemblemitglied des Schauspielhauses, hat eine Probe besucht. „Er war von der Spielfreude der Akteure begeistert“, erinnert sich Scheffler nicht ohne Stolz.

Termine
- Karten gibt es noch für die Vorstellungen am Samstag, 30. März, um 19.30 Uhr und am Sonntag, 31. März, um 18 Uhr in der Zeche 1, Prinz-Regent-Straße 50-60. Die Theaterkasse ist unter Tel.: 3333 5555 zu erreichen.
- Es folgen im April zwei Aufführungen in der Klinik. Informationen gibt es unter Tel.: 5077 1321.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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