Ab 29. Oktober in den Kammerspielen: Franz Kafkas "Die Verwandlung"

Regisseur Jan-Christoph Gockel (l.) und Puppenbauer Michael Pietsch mit den Mitgliedern der Familie Samsa in verschiedenen Fertigungsstadien.
  • Regisseur Jan-Christoph Gockel (l.) und Puppenbauer Michael Pietsch mit den Mitgliedern der Familie Samsa in verschiedenen Fertigungsstadien.
  • hochgeladen von Nathalie Memmer

Nils Kreutinger und Katharina Linder sind dem Publikum des Schauspielhauses gut bekannt. Nun lernt man die beiden auf ganz neue Weise kennen: als Nachbildungen aus Lindenholz, verfremdet, aber doch deutlich zu erkennen. Schauspieler und Puppen sind in der Dramatisierung von Franz Kafkas verstörender Novelle „Die Verwandlung“, die 1912 entstanden ist, zu sehen.

„In der Erzählung“, weist Dramaturg Alexander Leiffheidt auf einen wesentlichen Punkt hin, „verwandeln sich alle ständig. Schon deshalb ist es sinnvoll, Schauspiel und Puppenspiel miteinander zu verbinden. Die Zuschauer beobachten ein Sich-ständiges-Verwandeln.“
In Kafkas berühmter Erzählung, die längst auch zum Kanon des Deutschunterrichts gehört, erwacht Gregor Samsa eines Morgens, um festzustellen, dass er sich auf beunruhigende Weise verwandelt hat: Er ist ein Ungeziefer. „Es geht um den Prozess der Entmenschlichung, wie er später auch im Nationalsozialismus vollzogen wurde“, erläutert Leiffheidt, um anzufügen, „dabei geht es auch um die Spannung von Funktionieren und Verweigerung.“

Puppen und Schauspieler auf der Bühne

Regisseur Jan-Christoph Gockel verweist auf ein Merkmal der Kafka'schen Erzählkunst: „Für die Vorgänge gibt es keine vollständige Erklärung. Es bleibt eine Ambivalenz. Gregor Samsa wird deshalb auch durch mehrere Puppen repräsentiert.“ Zugleich ist der Schauspieler Nils Kreutinger in der Rolle zu sehen.
Gockel ist in Bochum kein Unbekannter: Sein politisches Stück „Coltan-Fieber“, das 2014 in Burkina Faso uraufgeführt worden war, war in der vergangenen Spielzeit als Gastspiel im Schauspielhaus zu sehen. Wie „Coltan-Fieber“ lebt auch „Die Verwandlung“ wesentlich von Gockels langjähriger Zusammenarbeit mit dem Puppenbauer und -spieler Michael Pietsch, der auch ausgebildeter Schauspieler ist. Er steht in „Die Verwandlung“ als Prokurist und Bedienerin auf der Bühne und agiert außerdem als Puppenspieler.

Ganz eigener Humor

Pietsch gibt Einblick in die Inszenierung: „Jeder Schauspieler spielt mit seiner Puppe. Die Akteure haben während der Proben gelernt, Handpuppen zu spielen. Die Zuschauer sehen also immer den Schauspieler mit seinen Emotionen und die Puppe. Marionetten zu spielen ist deutlich schwieriger. Das übernehme ich.“ - „Das Ganze“, verspricht Gockel, „ist sehr sinnlich. Der Zuschauer ist mit seiner Vorstellungskraft voll dabei. Er erfährt, dass die Handlung trotz allem auch lustig ist. Sie entfaltet einen ganz eigenen Humor.“
Der Regisseur ergänzt: „Wir zeigen beides: Gregors Sicht und die seiner Familie, über die ein Unglück hereinbricht, weil sie mit Gregors Verwandlung ihren Ernährer verliert.“
Neben Nils Kreutinger, Katharina Linder und Michael Pietsch stehen Luana Velis und Uwe Zerwer auf der Bühne. „Luana Velis“, erklärt Regisseur Gockel, „kommt gerade von der Schauspielschule.“

Termine
„Die Verwandlung“ feiert am Samstag, 29. Oktober, um 19.30 Uhr Premiere in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15.
Eine weitere Vorstellung folgt am Mittwoch, 2. November, ebenfalls um 19.30 Uhr.
Bereits um 19 Uhr beginnt die Aufführung am Sonntag, 6. November.
Am Freitag, 11. November, ist das Stück um 19.30 Uhr zu sehen.
Es folgt eine Vorstellung am Samstag, 26. November, um 19.30 Uhr.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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