Ab 22. September bietet die Stückentwicklung "Wir müssen reden" Einblicke in das Familienleben
„Wir haben uns bei Familien zum Abendbrot einladen lassen“, erzählt Regisseurin Anna Fries, „um herauszufinden, wie in diesem Rahmen Kommunikation beigebracht wird.“ Autorin Laura Naumann hat das dabei Zusammengetragene zu dem Stück „Wir müssen reden“ verdichtet.
Laura Naumann kennt das Publikum des Schauspielhauses bereits durch die Stücke „Raus aus dem Swimmingpool, rein in mein Haifischbecken“ und „Manchmal hat die Liebe regiert und manchmal einfach niemand“. Durch ihre Arbeit in den Performance-Kollektiven „machina eX“ und „Henrike Iglesias“ sind Stückentwicklungen wie jetzt „Wir müssen reden“ nichts Neues für sie. Ihr spezielles Interesse an dieser „ethnographischen Feldstudie“, wie Anna Fries es nennt, beschreibt Naumann so: „Im Herbst 2016, als wir die Familien besucht haben, war die Präsidentenwahl in den USA ein großes Thema; auch die Bundestagswahlen waren schon in der Diskussion. In vielen Ländern war ein Rechtsruck zu beobachten. Es stellt sich die Frage, wie wir leben wollen. Unsere Leitfrage war, wie sich das in den Familien spiegelt.“ - Dramaturgin Miriam Wendschoff erzählt: „Wir haben die Familien meist zu zweit besucht.“ Zwei Stunden haben sich die an der Stückentwicklung Beteiligten für ein solches Gespräch in der Regel Zeit genommen. „'Wir müssen reden' ist aber keine dokumentarische Arbeit“, stellt Naumann klar. Anna Fries beschreibt das, was Naumann mit dem Stoff aus der Recherche gemacht hat, als „Verdichtung“. Entsprechend dienen auch Bühnenbild und Kostüme der künstlerischen Überhöhung. Naumann führt weiter aus: „Die Schauspieler haben von mir einen ausformulierten Text bekommen, den ich allerdings auf die Spieler zugeschrieben habe.“
Geschichten von fünf Familien
Diese Spieler sind Therese Dörr, Lisa Jopt, Anke Zillich, Günter Alt und Jana Deppe. „Jana Deppe“, erklärt Naumann, „ist erst 19 Jahre alt und noch nicht auf der Schauspielschule.“ Die junge Frau hat allerdings bereits Schauspielerfahrung in den Jugendclubs des Hauses an der Königsallee gesammelt. Auf der Bühne erzählt sie mit den anderen Schauspielern die ganz unterschiedlichen Geschichten von fünf Familien. „Wir streben keinen Realismus an, sondern eher eine Überhöhung“, sagt Miriam Wendschoff. Sie ergänzt: „Es gibt bei uns keine Ruhrgebietsromantik. Dennoch ist Lokales eingeflossen – hätten wir die Recherchen in Berlin durchgeführt, sähe das Stück etwas anders aus.“
Die Entstehung des Stücks ist also nicht alltäglich. Eine weitere Besonderheit spricht Wendschoff an: „Laura Naumann war bei den Proben durchgängig dabei – das war bei ihren anderen Auftragsarbeiten für das Schauspielhaus so nicht der Fall. Da war sie nur einige Male dabei.“ - Regisseurin Fries, Autorin Naumann und Dramaturgin Wendschoff haben auch intensiv über ihre eigenen Erfahrungen in ihren jeweiligen Familien gesprochen. Wendschoff resümiert: „Das Politische und das Private bedingen sich. Was man in der Familie erfährt, prägt das Politikverständnis. Da geht es nicht immer kuschelig zu – es geht schließlich auch um Machtstrukturen.“ - Laura Naumann verspricht dennoch einen unterhaltsamen Abend. Dennoch sagt sie: „Es geht immer auch um das Scheitern von Kommunikation.“
Termine
- Die Premiere von „Wir müssen reden“ im Theater Unten des Schauspielhauses, Königsallee 15, geht am Freitag, 22. September, um 19.30 Uhr über die Bühne. Sie ist bereits ausverkauft; möglicherweise gibt es jedoch Restkarten an der Abendkasse.
- weitere Termine: Dienstag, 26. September, 19 Uhr; Samstag, 30. September, 18 Uhr; Dienstag, 17. Oktober, 19.30 Uhr und Samstag, 28. Oktober, 19 Uhr.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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