4. Bochumer Historikerpreis wurde Christoph Kleßmann überreicht - Festakt mit swingendem Jazz
Umrahmt vom fetzigen Swing des Jazzquartetts OHPSST wurde am 30. März 2012 in einem feierlichen Festakt dem Potsdamer Professor Christoph Kleßmann im Bochumer Haus der Geschichte des Ruhrgebiets der vierte Bochumer Historikerpreis überreicht. Die OHPSSTler verarbeiten musisch, was dem Historiker sein Lebenswerk war: Vergleichend bespielten sie hymnisch im Wechsel die Geschichte und Geschicke der BRD und der DDR sowie das Verhältnis der beiden Staaten zueinander. Heraus kam dabei auch mal Kakophonie.
Der mit 25.000 Euro dotierte Bochumer Historikerpreis wird gemeinschaftlich von der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets (SBR), der Stadt Bochum, der Ruhr-Universität Bochum und der Stiftung der Sparkasse Bochum für ein herausragendes Lebenswerk bei der Erforschung der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Industriezeitalters verliehen. Er ist bundesweit neben seinem Münchener Namensvetter die bedeutendste Auszeichnung für Historiker.
EXZELLENTE INSTITUTSFORSCHUNG IN DER WISSENSCHAFTSSTADT
Bei der Pressekonferenz betonte der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, Professor Jürgen Reulecke, die Preisvergabe im Kontext der exzellenten Forschungsarbeit des Institut für soziale Bewegungen im Haus der Geschichte der Ruhrgebiets. Das Institut ist ein zentralwissenschaftliches Forschungsinstitut der Ruhr-Universität, das nicht auf dem Campus, sondern direkt im Herzen der Stadt Bochum liegt. Es trägt die Funktion eines Brückenkopfes, das, wie der Kulturdezernent der Stadt Michael Townsend herausstelle, Bochum als Wissenschaftsstadt weit über das Ruhrgebiet hinaus präsent macht.
BOCHUM UND POLEN
Der Preis, so Reulecke ergänzend, gilt einem Wissenschaftler, "der schon ein gewisses Lebenswerk vorzuweisen hat, von dem aber auch in Zukunft noch Impulse zu erwarten sind.“ Kleßmann spielte in der Vergangenheit eine tragende Rolle bei der Knüpfung von deutsch-polnischen Historikerkontakten, an denen Polen heute noch großes Interesse besitzt, wie der polnische Vizekonsul Jakub Wawrzyniak mitteilte, der eigens zur Preisverleihung nach Bochum kam und auf die Verbindungen von Polen mit Bochum aufmerksam machte. In Bochum gab es mit den "Ruhrpolen" eine tragende polnische Arbeiterschicht. In der Stadt existierten eigenständige polnische Strukturen wie die einflussreiche polnische Gewerkschaft Federacja Zjednoczenie Zawodowe Polskie (ZZP), die 1902 in Bochum gegründet wurde, die Arbeiterzeitung Wiarus Polski und die Polnische Arbeiterbank. Später in den 80er Jahren wurden in Bochum für die polnische Gewerkschaft Solidarnosc Flugblätter gedruckt und nach Polen geschafft.
Die Laudatio auf den 74-jährigen sprach die Hamburger Professorin Dorothee Wierling. Kleßmanns Preisrede handelte über „Das geteilte Deutschland und die 'Westarbeit' der DDR im Ruhrgebiet“ und wird in Kürze in den Schriften der Stiftung im Essener Klartext-Verlag erscheinen.
Autor:Thea Struchtemeier aus Bochum |
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