Hinter verschlossenen Türen
20 Stadtspiegel-Leser erleben die neue Führung durch die Jahrhunderthalle

Die Größe der knapp 10.000 Quadratmeter großen Jahrhunderthalle beeindruckte die Teilnehmer der Technikführung. | Foto: Molatta
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  • Die Größe der knapp 10.000 Quadratmeter großen Jahrhunderthalle beeindruckte die Teilnehmer der Technikführung.
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Den Weg der Stars nehmen die 20 Teilnehmer bei der „Technikführung – Jahrhunderthalle Bochum Backstage“. Vom Bühnenausgang geht es hinein, um einen Blick hinter die Kulissen der Festspielhalle im Westpark zu werfen. Der Stadtspiegel Bochum hatte exklusiv 10x2 Karten für die Premiere der neuen Führung der Bochumer Veranstaltungs-GmbH (BoVG) verlost.

Die Neugier der Besucher ist groß, was es da, wo das Publikum normalerweise keinen Zutritt hat, zu sehen geben wird. „Wir sind direkte Nachbarn und wollen die Nachbarschaft kennenlernen“, erzählen Yvonne Baumgart (50) und André Heinrichs (45). Yvonne Baumgart hat sogar schon einen kleinen Einblick in Bochums Industriekathedrale gewinnen können. „Ich habe hier mal im Catering gearbeitet“, verrät sie. Myriam (24) und Davide (29), Studentin aus Kanada und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ruhr-Universität aus Frankreich, wollen durch die Führung ihre Kenntnisse über Bochum erweitern. Sieglinde Feierabend (77), die die Jahrhunderthalle durch einen Veranstaltungsbesuch kennt, hofft darauf, zu erfahren, „was vor sich geht“.
Sie und die anderen Teilnehmer werden schon zu Beginn nicht enttäuscht, als Heike Brauckhoff, Leiterin Touristik der BoVG, sie durch den Bühneneingang in den Verwaltungstrakt führt. Der lange Gang ist mit Plakaten dekoriert, die davon zeugen, dass Element of Crime, Randy Newman, Status Quo und Philipp Poisel zu den Künstlern zählen, die schon in der Jahrhunderthalle aufgetreten sind.
Als erstes steuert die Gruppe die Dirigentengarderobe an, ein schlichter Raum mit funktionalem Mobiliar, ganz in weiß und grau gehalten. „Das ist ein Aufenthaltsraum für kurze Zeit“, verdeutlicht Brauckhoff, warum das Zimmer nicht edler ist. Immerhin verfügt es als einzige Garderobe über eine eigene Nasszelle.

Legendäre Aftershows

Mögen die Garderoben auch nicht danach aussehen, aber hoch her geht es in der Jahrhunderthalle manchmal schon, zum Beispiel bei der 1Live-Krone, die jedes Jahr Anfang Dezember verliehen wird. „Die Aftershow-Partys sind legendär – auch bei uns, aber im negativen Sinne“, berichtet Brauckhoff. Auf der Party seien die Künstler unter sich, und dabei sei schon mal ein Urinal abgetreten worden. Und solange das Foyer ebenfalls zum Feiern genutzt wurde, hätten die Glasscherben dort am nächsten Tag zentimeterhoch gelegen. Aber für das Renommee der Jahrhunderthalle sei die 1Live-Krone gut, so Brauckhoff, „denn dann wird der Name tausendfach in den Medien genannt“.
Halbwegs schwindelfrei müssen die Besucher sein, als Heike Brauckhoff sie auf die Galerie führt. Hier hängen nicht nur die Brückenkräne, mit denen zum Beispiel Scheinwerfer, Dekoration, Kabel und Sprinkleranlage flexibel bewegt werden können, sondern den Besuchern bietet sich auch ein Blick aus mehreren Metern Höhe in die knapp 10.000 Quadratmeter große Halle.
Diese Dimensionen sind es, die etwa Mario Ramos Faff (52) besonders gut gefallen. „Es ist interessant zu sehen, wie groß die Halle ist. Man kennt sie sonst wegen der Bühne und der Vorhänge nur kleiner.“ Als die Besucher etwas später in der Halle selbst stehen, werden viele Smartphones gezückt, um das Ambiente und die Ausmaße der Industriekathedrale einzufangen.
Für jeden der drei Hallenabschnitte gibt es ein eigenes Inspizientenpult, von dem aus der Ablauf einer Veranstaltung gesteuert wird. Auch ein Mikrofon für Durchsagen zählt jeweils dazu, und Nico (10) darf eines ausprobieren. „Hallo!“, schallt es durch die Jahrhunderthalle.

„Wir haben eine Riesenhalle, aber leider keinen Platz.“

Vier Gebläsemaschinen mit einem Gewicht von je 800 Tonnen fanden einst in der Halle Platz, aber die BoVG plagt Raumnot. „Wir haben eine Riesenhalle, aber leider keinen Platz“, erzählt Heike Brauckhoff. Bühnenequipment wird daher zum Teil in der nebenan gelegenen Turbinenhalle gelagert und in einem externen Lager untergebracht.
Als die Jahrhunderthalle noch in Betrieb war, wurde die Arbeit von den Meisterbüros aus koordiniert. „Hier war eine Stellwand mit ganz vielen Schaltern“, erläutert Brauckhoff. Ein Schild mit der Aufschrift „Meisterbüros“ an der Halle weist immer noch den Weg die Treppe hoch, aber heute wird der Raum als Besprechungsraum genutzt. „Und bei der 1Live-Krone wird von hier aus gesendet.“
Weiter geht die Technikführung in die Küche und dann ins 2003 an die historische Außenwand angebaute Foyer, dessen obere Etage zum Beispiel für Premierenfeiern genutzt wird. „Herbert Grönemeyer war im vergangenen Herbst wegen eines Fototermins für seine Platte hier“, weiß Brauckhoff ebenfalls zu berichten.

"Unter Tage"

Zum Abschluss der Führung nimmt sie die Besucher mit in die Tiefe. Publikum hat hier normalerweise keinen Zutritt, aber die BoVG bietet schon seit Längerem eine Stirnlampenführung an. Diesmal erhalten die Teilnehmer einen kleinen Eindruck von den alten Fundamenten und Kellern, die Schüler der Technischen Beruflichen Schule 1 eindrucksvoll illuminiert haben. Beim Anblick der farbig angestrahlten Kellergewölbe werden erneut zahlreiche Smartphones gezückt.
„Es ist spannend zu sehen, was aus der Halle geworden ist“, sagt Sybille Rasche (57). Während ihr Mann Bernd (58) früher in der Nähe wohnte, weil Vater und Onkel als Dreher in der Jahrhunderthalle arbeiteten, hält sie der Veranstaltungshalle schon seit deren Entstehung die Treue. Auch die Eröffnung der Festspielhalle im April 2003 hat sie miterlebt, freut Sybille Rasche sich, bei der Führung nun einen besonderen Blick auf die Halle geworfen zu haben.

Nächster Termin

Die Technikführung durch die Jahrhunderthalle wird voraussichtlich vier bis fünf Mal im Jahr angeboten. Was jeweils genau zugänglich sein wird, hängt von den Veranstaltungen und deren Aufbau ab.
Der nächste Termin ist am Sonntag, 30. Juni, um 15 Uhr. Karten gibt es unter www.jahrhunderthalle-bochum.de.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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