Geschäftsidee
Ladenschluss

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Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, sich kleiner zu setzen und Abstriche zu machen.

Der Besitzer des kleinen aber feinen Ladens für Damen-Ober- und -Unterbekleidung bekam die Zeitenwende heftig zu spüren und sah sich gezwungen, die hintere Räumlichkeit unterzuvermieten. Die komplette, im hinteren Bereich befindliche Dessous-Abteilung wurde also nach vorne verlegt. 

Mehrere Tage benötigte der Ladenbesitzer und seine einzige Mitarbeiterin für das Einsortieren der Leibwäsche, wobei er auf farbliche Abstimmung größten Wert legte. 
Zum geblümten Kleid lagen rosa Höschen und BH´s griffbereit, zu den beigen lockeren Blusen, hautfarbene Büstenhalter für den größeren Busen. Auch auf einen Sondertisch wollte er nicht mehr verzichten und sich endlich nach den speziellen Wünschen und Nachfragen der Kundschaft richten.

Was der Ladenbesitzer sich aber in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können – dass die alteingesessene Abteilung Damenoberbekleidung die Unterwäsche angehen würde. 
Und zwar in der Form:

Ein recht anstrengender Arbeits-Tag lag hinter Herrn Stroblmeyer, dem Ladenbesitzer, und seiner Mitarbeiterin, Frau Frohsinn. Frau Frohsinn war die gute Seele des kleinen aber feinen Ladens, den sie nach Ladenschluss stets in einem aufgeräumten Zustand verließ und sorgsam die Tür hinter sich abschloss. Wenn sie nur im geringsten geahnt hätte, was sich im Laden noch abspielen würde ..... 

Ein kratziger Damen-Wollpullover, eine alte Ladenhüterin, haute aus der untersten Schublade einen Spruch raus, der dem spruchreifen Fach alle Ehre machte. „Wenn ich mir so den String betrachte, dann muss ich mich nicht wundern, daß ich am Hintern der Trägerin kratze“.
Der Tanga, schon leicht verslipt .. versleept, kein Wunder, es war ja auch schon spät, wusste sich trotz Schlaftrunkenheit zur Wehr zu setzen. „Ach ne, die olle Kratze, liegt die ganze Zeit dort unten in der Versenkung und jetzt meint sie, borstig werden zu müssen. Und warum?“
„Weil wir jetzt hier vorne die Aufmerksamkeit direkt auf uns lenken“, gaben die verführerischen Teilchen zum Besten. Ein Seidentuch, welches sich schwungvoll um den Kopf der in die Jahre gekommenen Mode-Puppe, was man ihr nicht ansieht, gewickelt hatte, bemerkte die tagestauglichen Nachthemdchen, die sich selbst nicht von den Kleidern zu unterscheiden vermochten. „Ach wie schön, da kann Kundin Königin doch prompt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem sie in der Nacht das trägt, was sie am Tage nicht auszieht“.
„Ja-ja, und wenn sie das Nachthemd-Kleid dann auszieht, kommt genau das zum Vorschein, was nur den Schein wahrt“, kicherte ein sonst eher langweiliges Korsett. „Und das wäre?“, harkte das leicht erregte Bustier nach, welches vergeblich versuchte sich aus der eigenen Verhakung zu befreien. Der strahlend-weiße Balconette-BH, Körbchen-Größe Doppel-A, ein beliebtes Model aus Bavaria, meinte mit „Di Brezn hat a so scheane Kurven wie du“ noch eins draufsetzen zu müssen.
Letzen Endes wurde das irritierte Bustier darüber aufgeklärt, dass ein schöner runder Po einfach nicht versteckt gehört.

Autor:

Hildegard Grygierek aus Bochum

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