"Auf gute Nachbarschaft"
Offene Diskussion bei Informationsveranstaltung zur Landesreiterstaffel auf dem Hof Rüsing in Wattenscheid
Knapp 300 Menschen fanden am gestrigen Montagabend, 29. Juli, ihren Weg in die Reithalle auf dem Hof Rüsing in Bochum-Wattenscheid, dem neuen Zuhause der Landesreiterstaffel. Udo Rüsing, Inhaber des Hofes, hatte Anwohner und Interessierte zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, bei der unter anderem auch die Polizei über die Hintergründe des Vergabeverfahrens, die Arbeit vor Ort und den Trainingsbetrieb informierte.
Nach einleitenden Worten von Udo Rüsing begrüßte Polizeipräsident Jörg Lukat alle Gäste in der Reithalle. "Mir ist es ein wichtiges Anliegen, Sie alle über den aktuellen Sachstand und die Planungen zu informieren. Was wir Ihnen heute präsentieren, ist nicht geschönt und auch kein Versuch, Sie für unsere Positionen einzunehmen", wies er in Hinblick auf die kontroverse Diskussion zur Standortwahl im Vorfeld hin. "Mein Wunsch ist es, spätestens jetzt auf Basis objektiver Informationen die Grundlage für eine offene Diskussion mit Ihnen und letztlich eine gute Nachbarschaft zu schaffen." Neben Jörg Lukat standen den Anwesenden auch Dirk Konze, Verwaltungsleiter des Polizeipräsidiums Bochum, LPD Martin Jansen, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz, Dr. Markus Bradtke der Stadt Bochum sowie Udo Rüsing und Architektin Urte Meermann für Fragen zur Verfügung. Jürgen Ricken und Frank Killemann vom Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste moderierten die Veranstaltung.
Die Landesreiterstaffel ist seit 2015 organisatorisch dem Polizeipräsidium Bochum angegliedert. Aktuell haben die 32 Dienstpferde und ihre Kolleginnen und Kollegen ihren Dienstsitz an zwei Standorten: Dortmund (Reiterstaffel Westfalen) und Willich (Reiterstaffel Rheinland). Künftig werden beide Staffeln auf dem Hof Rüsing zusammengelegt. Für die Suche nach dem richtigen Standort haben die Verantwortlichen des Polizeipräsidiums einen langen Weg hinter sich - ein europaweites Auswahlverfahren war hierfür notwendig. In Bochum, Gelsenkirchen oder im Essener Süden sollte der Hof liegen, ländlich sollte die Gegend sein, eine günstige Verkehrsanbindung ans Autobahnnetz haben sowie genügend Platz für rund 32 Pferde und etwa 42 Reiterinnen und Reiter. "Die Höhe des Auftragswertes war der Grund für ein solches Verfahren", erläuterte Dirk Konze, Verwaltungsleiter des Polizeipräsidiums Bochum. "Die Ausschreibung selbst wurde in den Medien und auf einschlägigen Portalen veröffentlicht. Als es in die konkreten Vertragsverhandlungen ging, durfte die Behörde keine Details mehr veröffentlichen - bis zur Bekanntgabe des neuen Standorts." Und umso mehr freut es die Beteiligten, jetzt allen Anwohnern darlegen zu können, was auf sie zukommt.
LPD Martin Jansen, als Direktionsleiter für den Bereich Gefahrenabwehr/Einsatz unter anderem auch für die Landesreiterstaffel verantwortlich, gab einen Einblick in die Arbeit der Landesreiterstaffel. So werden vom Hof Rüsing aus - entgegen der Befürchtungen der Anwohner - beispielsweise keine Einsatzfahrten mit Blaulicht und Martinshorn gefahren, da die Einsätze geplant sind und auch bei kurzfristigen Terminen die Anfahrt länger ist. Um die Pferde zu trainieren, sind auch Übungen mit einer gewissen Geräuschkulisse notwendig. Diese Übungen finden zwar einmal in der Woche statt, aber nicht jedes Mal mit Martinshorn oder Schüssen. "Zu welcher Uhrzeit wir üben, können wir frei wählen. Die Mittagsruhe berücksichtigen wir natürlich sehr gerne. Lassen Sie uns gern darüber reden. Wir können uns dazu absprechen", beruhigte Martin Jansen und gab den Interessierten mit auf den Weg: "Als Nachbarn wollen wir Ihnen zusätzliche Sicherheit und Schutz bieten, ohne Sie zu stören."
Nach der Vorstellung der detaillierten Planungen hatten die Besucher Gelegenheit, Fragen zu stellen. Und dieses Angebot wurde auch intensiv genutzt. Neben kritischen Fragen kamen auch Interessensfragen zum Training der Tiere oder zur Pflege auf. Themen der offenen und ehrlichen Diskussion waren neben Aspekten des Naturschutzes auch die künftig geänderten Zufahrtswege, Angst vor einer erhöhten Geräuschkulisse, die Beleuchtungssituation oder auch optische Veränderungen des Hofes. Die Verantwortlichen beantworteten offen und ehrlich alle Fragen. Sie beruhigten an vielen Stellen oder erklärten die Beweggründe an anderen Stellen. Im Anschluss zeigten sechs Pferde der Landesreiterstaffel beispielhaft eine Trainingseinheit vor Ort.
Nach lockeren Gesprächen im Anschluss blieb Polizeipräsident Jörg Lukat nur noch zu sagen: "Wir freuen uns über so viel Interesse und dass wir mit so vielen Menschen ins Gespräch kommen konnten. Wir werden unser Bestes tun für eine gute Nachbarschaft!"
Hintergrund Landesreiterstaffel Die Landesreiterstaffel wird bei besonderen Einsätzen eingesetzt. Dies können beispielsweise Fußballspiele, Demonstrationen oder größere Veranstaltungslagen im gesamten Land sein. Das sogenannte Einsatzmittel "Pferd" entlastet bei bestimmten Einsätzen viele Polizisten und Polizistinnen. Ein Pferd kann allein aufgrund seiner Größe und Masse die ein oder andere Situation beruhigen.
Autor:Henry Sewitza aus Bochum |
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