Wie der Mendener Handel im Lockdown online mit den Kunden in Kontakt bleibt
Wir sind noch da!

So einsam und verlassen wie letztes Wochenende sah die "Emma" heute, als die Sonne wieder hervor kam, nicht mehr aus. Aber der geschlossene Handel sorgt auch bei Sonnenschein nicht gerade für eine belebte Fußgängerzone in Menden. | Foto: K. Rath-Afting
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  • So einsam und verlassen wie letztes Wochenende sah die "Emma" heute, als die Sonne wieder hervor kam, nicht mehr aus. Aber der geschlossene Handel sorgt auch bei Sonnenschein nicht gerade für eine belebte Fußgängerzone in Menden.
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Wenn nicht gerade Markttag ist, ist ein Spaziergang durch die Mendener Innenstadt in Zeiten des Lockdowns alles andere als verlockend: Herabgelassene Rollgitter, verschlossene Ladentüren. Der Wind pfeift eisig um die Ecken und die Spiellokomotive Emma steht einsam auf ihrem Platz. Fast erwartet man die "Tumbleweeds" durch die Straßen rollen zu sehen, die aus Italo-Western bekannten Gestrüppsträucher. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt Leben hinter den Geschäftstüren.

Die Mendener Händler haben noch bis mindestens 14. Februar Lockdown vor sich - dabei wird auch schon über eine Verlängerung debattiert. Je nach Branche müssen sie sich etwas einfallen lassen, um mit ihren Kunden in Kontakt zu bleiben oder sogar neue zu gewinnen. Für welche, die auch im Service- und Reparatur-Bereich tätig sind, wie Radio Neuhaus in der Kolpingstraße, ist es fast so wie vor dem Lockdown: die Kunden rufen an oder gehen direkt über die Website. "Für andere Kanäle hätten wir gar nicht die Zeit, das wäre zu viel Aufwand", meint Geschäftsführer Werner Göbel. Es sei zwar schwieriger, am Telefon etwas zu erklären oder zu beraten was der Kunde nicht vor Augen hat, aber anders ginge es halt nicht. Neue Geräte werden online bestellt und entweder regelkonform abgeholt oder eben geliefert. Ganz andere Probleme hat da das Kosmetikstudio Christina Schneider. "Ich bin ein reines Dienstleistungsunternehmen. Eine Wimpernverlängerung oder -verdichtung zum Beispiel kann ich nicht online anbieten", ist sie frustriert. "Aber nichts desto trotz nutze ich zum Beispiel Whatts App um mit meinen Kunden in Kontakt zu bleiben", so Schneider weiter. "Dort teile ich Neuigkeiten rund um meine vertriebenen Kosmetikprodukte mit. Oder auch nur Mutmach-Sätze wie "Wir halten durch" heben die Stimmung meiner Stammkunden - und meine auch". Ihre angemieteten Geschäftsräume hat sie bereits im Oktober gekündigt und nun zu Hause ihr Studio eingerichtet um sich die Miete zu sparen. "Und trotzdem" sagt sie, "sollten wir den Lockdown so lange durchziehen wie nötig. Hilfreich wäre es natürlich wenn die Hilfen (unbürokratischer) fließen würden. Ich bin auf jeden Fall bereit, nun in meinen Räumlichkeiten An der Fingerhutsmühle wieder zu starten", hofft die Fachkosmetikerin auf eine baldige Öffnung ihres Geschäftes, auch wieder unter verstärkten Corona-Maßnahmen. "Das machen wir ja und nehmen das auch in Kauf. Schließlich wollen wir wieder für unsere Kunden da sein".

Wir geben nicht auf!

Das Motto "Wir geben nicht auf" steht auch auf den Stirnen einiger Betreiberinnen von Modegeschäften in der Innenstadt. Evi Kissing von "Engel & Rabauken" war diese Woche noch in Düsseldorf zum Wareneinkauf. "Wenn ich jetzt nicht ordere, habe ich hinterher nichts wenn ich wieder öffnen darf", so Kissing weiter. Über die normale Geschäftsnummer ist sie durch eine Weiterleitung auf ihr Handy gut für ihre Kunden erreichbar. Sie verkauft und berät auch über diverse Online-Kanäle wie whatts app oder Instagram. Da werden dann Fotos hin- und her geschickt, Nachfragen beantwortet. "Das ist ein enormer Zeitaufwand aber wir wollen für unsere Kunden da und erreichbar sein. Und zwar auch noch nach dem Lockdown", so die Geschäftsfrau weiter. Aber wirtschaftlich betrachtet sei es eigentlich "Humbug". "Aufgeben ist keine Option", so Evi Kissing weiter, "sonst hätte ich jetzt keine Herbst-/Winterware mehr für dieses Jahr geordert!" Auch Susanne Leser vom Glücksgriff spricht nicht gerade vom "Online-Handel". Doch auch sie nutzt Instagram und social media wie Facebook oder den Messenger-Dienst. "Diese helfen mir und den Kunden in Kontakt zu bleiben. Zur Zeit kontaktieren uns Kunden hauptsächlich über Messenger. Die Nachfrage ist aber so gering, dass das wirtschaftlich überhaupt nichts bringt. Aber wir sind für unsere Kunden da!" Die Ware ist bestellt und sobald sie wieder öffnen dürfen, wird sie geliefert. Zumindest insoweit seien die Lieferanten kulant. Und wenn das Geschäft normal geöffnet sei, kämen auch schon Kunden die nur durch ihre Instagram-Bilder inspiriert worden seien.

Auf den online-Kanälen antworten Menschen

 Die Salzgrotte von Jan Hartwich an der Iserlohner Landstraße bekommt den Lockdown nicht so stark zu spüren. In den Praxisräumen dürfen sich nur begrenzte Personenzahlen aufhalten, aber sie dürfen kommen. "Ansonsten läuft das wie sonst auch per Telefon, E-Mail oder über unsere Website" so der Inhaber. Doch viele andere Geschäftsleute müssen online gehen um den Kontakt zu ihren Kunden nicht zu verlieren. Auch die Stadtwerke Menden mussten ihr Kundencenter schließen. Doch auch sie bieten verschiedene Kontaktmöglichkeiten wie den Messenger Dienst über Facebook an. "Dort kann man alle Fragen stellen, die wir versuchen, so gut wie möglich zu beantworten. Bei diesem Service handelt es sich nicht um einen Chatbot", so Xenia Kehnen. Das heißt, dort antworten Menschen, der Kunde erhält keine automatisierte Antwort. 
Was sich bei dieser Befragung unterschiedlicher Händler und Geschäftsleute zeigte, waren die unterschiedlichen Auswirkungen des Lockdowns. Alle sind betroffen aber einige stärker. Einige dürfen gar nicht ihre Dienste anbieten, andere in begrenztem Ausmaß, einige bieten sogar einen Lieferservice an. Fast unisono wurde die schleppende Bearbeitung der Hilfszahlungen angeprangert die sie beantragt hatten, die Unsicherheit, ob man davon wieder etwas zurück zahlen muss - wenn man sie denn überhaupt erst beantragen könnte. Die Novemberhilfen seien teilweise erst Mitte Januar geflossen - die Dezemberhilfen wegen ausstehender Schulungen der Steuerberater noch gar nicht beantragt. Eine weitere Problematik, die manche Einzelhändler beachten müssten: Die Hilfen könnten als Gewinn angerechnet werden und seien dann "steuerschädigend". Oder sie machen gerade so viel Umsatz, dass sie über der Einreichungsgrenze für den Hilfsantrag liegen. Das sei dann ein "Eiertanz", so eine Händlerin. Es sei zu viel um Hilfen zu beantragen aber um wirtschaftlich zu arbeiten zu wenig. Letztendlich hat es jeder einzelne Kunde selber in der Hand, wo er seinen Kauf tätigt. Ob bei einem großen Online-Versandhandel oder bei dem Händler in seiner Stadt. Macht er sich die "Mühe" und geht auf die online-Kontaktangebote heimischer Händler ein, steigt die Chance, auch nach der Pandemie durch die dann wieder geöffneten Geschäfte bummeln zu können. Die Händler sind vor Ort.

Autor:

Karolin Rath-Afting aus Menden (Sauerland)

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