Zur Diskussion frei gegeben: Nichts ist mehr wie es war

Nachbar Karl ist traurig. Quatsch, er ist zutiefst geknickt. Immer mehr seiner Kindheitserinnerungen fallen weg. So schwärmt er noch heute davon, als sein Papa und seine Mama sich wieder mal, meist im Herbst, dazu entschlossen in die große, weite Welt zum Einkaufen zu fahren. Nach Dortmund sollte es gegen. Über die B 1. Mit dem „Brezelfenster-Käfer“. Da wurden lange vorher Vorbereitungen getroffen. Butterbrote geschmiert, zum Friseur ging‘s für Mutti und Vati packte seinen besten Mantel ein. Hoh, da war beim kleinen Karle ein Prickeln auf der Haut.
Bei der Erinnerung an Tibor, Akim, Nick, Sigurd oder Falk und den Piccolo-Heften schießt ihm sogar Wehmut in den Blick. Das war Weihnachten und Ostern auf einen Blick, wenn Oma ihm ‘ne Mark gab, damit er sich die schmale Lektüre kaufen konnte.
Freddy Quinn, Caterina Valente, Fred Bertelsmann, Peter Kraus (ja, auch der Mann, der nie altert, hört auf) haben ihn musikalisch begleitet. Nicht so „Heulbojen“ wie heute (Originalton).
Und jetzt kommt‘s knüppeldicke. Quelle ist schon weg, Neckermann verschwindet. Nicht das Nachbar Karl als Achtjähriger viel mit Bekleidung kaufen zu tun gehabt hätte.
Aber wenn der Winterkatalog kurz vor Weihnachten erschien, wurden Kinderträume geweckt. Darin blättern ersetzte in den Fünfziger die heutigen Comics.
Wie unser Freund immer erzählt: „Wir hatten doch nichts, so kurz nach dem Krieg. Nur Sehnsüchte.“

Autor:

Peter Benedickt aus Fröndenberg/Ruhr

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