"Verwaltung hat erneut fatale Fehler gemacht"

Der Mendener Unternehmer Ulrich Bettermann hat sich mit einem offenen Brief an Bürgermeister Volker Fleige in Sachen "Schließung Grundschule Hüingsen" gewandt. Er schreibt in seinem Statement, das er der Stadtspiegel-Redaktion zur Verfügung gestellt hat:

„Sehr geehrter Herr Fleige, seit mehr als einem Jahrhundert investieren wir als Unternehmensgruppe OBO-Bettermann in unseren Standort Hüingsen. So werden wir in 2013/2014 weitere 100 Arbeitsplätze vor Ort schaffen. Wir versuchen, unsere Mitarbeiter im Ort und Umgebung zu integrieren, um zum einen dem Fachkräftemangel vorzubeugen und zum anderen unseren Mitarbeitern lange Fahrwege zu ersparen und ein angenehmes Wohnen zu ermöglichen.
Dies kommt auch der Stadt Menden zugute, denn jeder Einwohner ist bekanntlich ein Steuerzahler. So sollte aber auch eine entsprechend gesunde Infrastruktur vorhanden sein.
Seitens Politik und Verwaltung ist ein ähnliches Verhalten leider nicht zu erkennen, das Gegenteil ist hier der Fall. Systematisch werden die Einrichtungen, die die Werte eines Wohnortes ausmachen, vernichtet.
Hier möchte ich folgende Punkte nennen, die nur ein kleiner Teil einer endlosen Liste sind: Schließung des Freibades Lendringsen, seit mehr als 20 Jahren warten wir auf die Erneuerung des desaströsen Hüingser Rings sowie die immer noch fehlende Anbindung des Gewerbegebietes Ohl, wo die Anwohner in einer untragbaren verkehrstechnischen Situation leben. Ich habe immer den Ortsteil Hüingsen unterstützt und versucht, zu helfen. So habe ich im Stillen mit dem damaligen Pfarrer Müller das Pfarr- und Jugendheim errichtet.
Vor vielen Jahren haben wir versucht, uns gegen die Eingemeindung zu wehren, da wir uns nur verschlechtern konnten. Leider ist uns dies nicht gelungen. Oder, sehr geehrter Herr Fleige, liegt es vielleicht daran, dass ich in der Vergangenheit Skandale in Menden aufgedeckt habe, die der Stadt unsäglich geschadet haben, aber niemand etwas dagegen unternommen hat?
Als größter Arbeitgeber der Stadt Menden möchte die Unternehmensgruppe Bettermann als auch ich persönlich unseren Standpunkt zu der angedachten Schließung der Adolf-Kolping-Schule öffentlich darstellen.
Am Wochenende erreichten mich detaillierte Informationen bezüglich der Schließung. Wieder wird Hüingsen mit Füßen getreten, eine Förderung des Standortes ist einmal mehr Fehlanzeige.
Eine Grundschule in einem Ortsteil wie Hüingsen ist aus unserer Sicht absolut notwendig.
Kleine Kinder benötigen eine Grundschule, die zu Fuß erreichbar ist, einen Ort, der Sicherheit und Geborgenheit vermittelt und den Spaß am leistungsorientierten Lernen weckt.
Die Grundschule ist ein fester Bestandteil der Infrastruktur des Dorfes. Sie schafft die Voraussetzungen für eine funktionierende Gesellschaftsentwicklung in Unternehmen, Vereinen und kirchlichen Organisationen. Kinder sind unsere Zukunft, in die wir investieren müssen.
All‘ das leistet die Grundschule seit Jahren, die von Ihrer baulichen Substanz nachweislich keinen Investitionsstau aufweist. Das Dach und die Fenster sind neu, es existiert eine Regenwassernutzungsanlage und auch die Heizungsanlage entspricht dem Stand der Technik. Das Gebäude kann somit noch Jahre ohne größere Investitionen fiir schulische Zwecke genutzt werden.
Die Schließung der Grundschule in Hüingsen wäre für mich persönlich ein Skandal und absoluter Unsinn. Es wird deutlich, dass die Verwaltung und die Politik mit diesem Vorhaben den falschen Weg einschlagen. Ursprünglich sollte die Schließung ein Einsparpotential von 255.000 Euro einbringen. Nach nochmaliger Überprüfung der Zahlen durch die Verwaltung schrumpfte das Einsparpotential auf ein Drittel, sprich 85.000 Euro. OBO-Bettermann ist der vermeintlich größte Gewerbesteuerzahler in der Region. Mit diesen Millionen sollte ein Erhalt der Grundschule möglich sein, sofern diese nicht wieder für unnütze Dinge verschwendet werden. Das vom Förderverein und der Schulpflegschaft in Auftrag gegebene unabhängige Finanzgutachten, dessen Eckdaten uns vorliegen, lässt das Einsparpotential nochmals kräftig sinken. Würde man eine Aufwandsabschätzung für die Verteilung der Schüler auf andere Schulen erstellen, wäre die Grundschule Hüingsen wahrscheinlich als fast kostenneutral darzustellen.
Die Verwaltung hat erneut fatale Fehler gemacht und die gesamte Elternschaft verunsichert. Ohne politischen Beschluss zur Schließung der Grundschule offenbart der Bürgermeister bei einem öffentlichen Termin am 8. November 2011 die Schulschließung - Zitat BM Fleige: „ ... ihr wisst, dass man nicht lügen darf, ich auch nicht, eure Schule wird geschlossen.“
Förderverein und Schulpflegschaft schreiben die Stadt Menden im Oktober 2011 an, mit der Bitte einige Fragen zu beantworten. Die Stadt Menden antwortet im November. In dem Antwortschreiben werden die Fragen nicht eindeutig beantwortet, sondern auf eine Gesetzesvorlage verwiesen. Aus der Gesetzesvorlage geht eindeutig hervor, dass in Hüingsen zum Schuljahr 2012/13 24 Lernanfänger vorhanden waren (Stand November 2011). Auch in den folgenden Jahren können aller Voraussicht nach Eingangsklassen gebildet werden.
Dennoch teilt die Stadtverwaltung Menden in einem Schreiben Ende Januar den Eltern der Lernanflinger 2012/13 mit, dass die Eltern ihre Kinder auf einer anderen Schule anmelden sollten, da es keine Eingangsklasse ab dem Schuljahr 2012/13 in Hüingsen geben wird. In diesem Schreiben wurde weder auf den Schulverbund hingewiesen, noch wurde die
Schulleiterin Frau Schrieck im Vorfeld über das Schreiben informiert, sondern es wurde lediglich eine Liste mit sämtlichen Grundschulen der Stadt Menden zur Auswahl beigefügt.
Die Elternschaft der Hüingser Kinder ist durch die Verwaltung so verunsichert worden, dass die Eltern sich - verständlicherweise - anders orientieren mussten. Festzuhalten bleibt, dass die Verwaltung das „Nichtzustandekommen“ der Eingangsklasse 2012/13 auf Basis einer desolaten Informationspolitik und der falschen Zahlen alleinig zu verantworten hat.
Ich persönlich habe mich für meine Heimatstadt in der Vergangenheit sehr engagiert. Das gleiche Engagement verlange ich jetzt seitens der Politik und Stadtverwaltung Menden, um dem Standort Hüingsen endlich den Tribut zu zollen, der ihm zusteht.
Wir fordern somit den Stadtrat und die Verwaltung auf, durch eine Sondersitzung bis zum 3. August 2012 anhand der vorliegenden Fakten den Erhalt der Hüingser Grundschule zu beschließen, damit noch innerhalb der Ferien die Möglichkeit besteht, eine Eingangsklasse in Hüingsen zu bilden, alles dafür Notwendige zu organisieren und somit den Fortbestand der Schule zu sichern.“

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Bettermann

Autor:

Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland)

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