Stellungnahme zur Strecke Menden – Hemer (hinsichtlich der ge-planten Fahrten am 23.10.2010)

Stellungnahme zur Strecke Menden – Hemer (hinsichtlich der ge-planten Fahrten am 23.10.2010)

Als die ersten Planungen einer Reaktivierung des Streckenabschnitts Menden – Hemer 2008 auftauchten, waren wir Eisenbahnfreunde Hönnetal e.V. mehr als überrascht. Wir fragten damals, ob wir vielleicht in den vielen Jahren, in denen wir uns für die Reaktivierung der Strecke Menden – Hemer – Iserlohn eingesetzt haben, etwas übersehen haben könnten.

Jetzt zum Ende der „Saison“ sehen wir zwar leider einige unserer damaligen Kritikpunkte bestätigt, aber erkennen auch einen sehr zarten Silberstreif.

Worin sehen wir unsere Kritik bestätigt? Die Strecke Menden – Hemer taugt nicht zur Muse-ums- oder Touristikbahn, zumindest nicht unter den Umständen, unter denen der Verkehr organisiert wurde. Es ist eigentlich schon ein Wunder, dass immerhin 15 Fahrttage zwischen Menden und Hemer zu verzeichnen waren. Das klingt wenig, ist aber angesichts der Tatsa-che, dass die Aktiven vor Ort quasi völlig auf sich gestellt waren, eine respektable Leistung! Touristikverkehr ist nur denkbar, wenn man die Strecke in ein touristisches Konzept – z.B. in Sachen Radtourismus – einbettet. Das war – auch von Seiten der Landesgartenschau – ganz offensichtlich nicht gewünscht.

Auch im Güterverkehr sehen wir nur wenige Möglichkeiten. Das hängt zum einen mit dem arg gestutzten Bahnhof Hemer zusammen, aber auch mit der Tatsache, dass es für Trans-porte einen Abgangs- und Empfangsbahnhof geben muss. Hier hat die Bahn deutschland-weit Tatsachen geschaffen.

Ist somit die Gesamtstilllegung mitsamt einem Abbau also zwingend?

Nein, denn was nun am Samstag noch einmal vorgeführt wird, könnte etwas sein, was in den früheren Jahren nicht bedacht wurde, weil es dafür auch keine realistische Möglichkeit gab. Es wird gezeigt, wie schnell man von Hemer per Bahn in die Dortmunder Innenstadt – und natürlich von dort auch zurück – gelangen kann. In nicht einmal einer Stunde gelingt das – und das trotz der eingeschränkten Gleiskapazitäten in Dortmund und dem Gleiszustand zwi-schen Hemer und Menden. Bei entsprechendem Ausbau wäre die Strecke locker in 40 Minu-ten schaffbar. Mit dem Auto wäre so etwas im morgendlichen Berufsverkehr unmöglich. Aber auch am Samstagmittag, wenn die Dortmunder Innenstadt im Autoverkehr erstickt, würde allein die Wartezeit vor dem Parkhaus für eine längere Anreisezeit sorgen.

Ein Verkehr Hemer – Menden - Dortmund könnte also eine Option sein, die Strecke zu erhal-ten. Für uns ist es eigentlich die einzige gangbare, wenn auch schwache, Option, denn sie bietet neben der Fahrzeit auch politisch einen Vorteil: Sie behindert bestehende Angebote nicht, sondern ergänzt sie. Je nach Anlage müsste kein Bus der MVG abbestellt werden, auch die örtlichen Fahrpläne der MVG müssten nicht unbedingt angepasst werden. Kritiker, die also im Schienenverkehr eine Konkurrenz für die MVG sehen, würden ausgebremst, denn hier läge keine Konkurrenz vor.

Außerdem wäre dann für das Reststück eine Lösung gefunden, die auch ohne den Weiter-bau nach Iserlohn denkbar wäre.

Zwei Dinge müssen aber klar sein:
1. Den Wunsch einer Verbindung Hemer – Menden – Dortmund kann nur die Stadt Hemer glaubhaft äußern. Dortmund hat daran kein Interesse und Menden käme auch mit einer Verbindung nach Dortmund klar, die in Menden endet. Das setzt voraus, die ganzen Pla-nungen hinsichtlich eines Radwegs noch einmal zu prüfen und Alternativen – auch zur Finanzierung – zu finden.
2. Die Verbindung Hemer – Dortmund steht und fällt mit dem Ausbau der Linie Dortmund – Fröndenberg - Winterberg, deren Zweiglinie sie werden müsste. Eine Einzellinie von Hemer über Menden nach Dortmund wird nicht zufriedenstellend zu betreiben sein und ist gegenüber anderen Regionen nicht durchsetzbar. Ebenso muss die Linie dann so konstruiert werden, dass für die Fahrt von Menden nach Hemer auch ein Zeitfenster vor-handen ist.

Uns leuchtet an, dass diese Option auf äußerst schwachen Füßen steht und fallen daher nicht in euphorische Gesänge ein. Der Abbau der Strecke ist greifbarer, als eine Reaktivie-rung als Regionalbahn. Da machen wir uns nichts vor.

Wir fallen auch nicht in euphorische Gesänge hinsichtlich der Zukunft der Strecke ein. Nur weil man 2010 noch einmal gefahren ist, heißt das nicht, dass man 2011 dort noch einmal fährt.

Am 31.10.2010 läuft die Betriebsgenehmigung für die Strecke Menden – Hemer aus. Man-gels eines Betreibers ist das Gleis dann wieder stillgelegt. Uns als Eisenbahnfreunden Hön-netal e.V. ist klar, was aus dieser Tatsache folgen kann und sehr wahrscheinlich auch wer-den wird. Der Abbau einer Strecke, deren Potenzial verkannt wird.

Diese Fahrten zeigen aber, was schon 2015 Realität werden könnte, wenn man denn wollte.

Freundliche Grüße

J. Schmoll

Autor:

Peter Gerber aus Menden (Sauerland)

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