Stammzellspende: „Ich bin dankbar, ein Leben zu retten“
Vor 17 Jahren ließ sich Torsten Freudenberg in Menden (Märkischer Kreis) als Stammzell- und Knochenmarkspender typisieren. Jetzt wurde er gebraucht: Eine an Leukämie erkrankte Frau aus Süddeutschland hat dank seines Knochenmarks eine Chance aufs Überleben. Großes Aufheben um seine Tat lehnt Freudenberg ab. „Ich bin derjenige, der dankbar ist. Wie oft hat man die Möglichkeit, ein Leben zu retten?“
11.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Leukämie. Wenn Chemotherapie- und Bestrahlung nicht helfen, haben viele ohne eine Stammzellspende kaum eine Chance, den Blutkrebs zu besiegen. Für genau diese Patienten sucht die Stefan-Morsch-Stiftung, die in diesem Jahr 30 Jahre alt wird, geeignete Spender für Knochenmark oder periphere Blutstammzellen. Denn oft ist die Transplantation die einzige Chance fürs Überleben der Krebspatienten. Daher sind regelmäßige Typisierungsaktionen wichtig - um die Menschen zu sensibilisieren, zu informieren und zu typisieren. Eine solche Aktion organisierte die Stiftung im April 1999 im sauerländischen Menden. Damals wartete ein krebskranker Junge aus dem Ort auf eine Transplantation.
Ein kleiner Junge aus Frankreich
Torsten Freudenberg kannte den Jungen nicht persönlich, fühlte sich aber berührt von dessen Schicksal und folgte wie viele Andere auch dem Aufruf und ließ sich in die Datei aufnehmen. Die vielen Menschen, die sich damals als Stammzellspender registrieren ließen, können heute – Jahrzehnte später – noch Leben retten. Das zeigt das Beispiel von Torsten Freudenberg.
Schon vor etwa zehn Jahren bekam der heute 46-Jährige die Nachricht, dass er als Knochenmarkspender für ein junges Mädchen infrage käme. Doch diese Patientin ist leider verstorben, bevor es zur Spende kam. „Umso froher und glücklicher bin ich jetzt, dass einer Dame aus Süddeutschland - etwa in meinem Alter – mit der Transplantation geholfen werden kann“, sagt der Leiter des Qualitätsmanagements bei der Schwelmer Firma Nölle-Pepin, einem Automobilzulieferer für Netze aller Art. Er hoffe sehr, dass die – für ihn anonyme - Patientin gesund werden kann.
Torsten Freudenberg lebt mit seiner Ehefrau, den „Wauzis“ Molly und Amy sowie dem Kater Leo – „er ist der eigentliche Chef“ - in einem Haus, „das mir Platz und Gelegenheit gibt zu basteln und zu schreinern“, schmunzelt der 46-Jährige. Er strahlt Gelassenheit aus – kein Wunder bei einem, der seine persönlichen Ziele weitest gehend erreicht hat. Auch der Knochenmarkspende in Ratingen sah er ruhig entgegen. „Mich hat vielmehr interessiert, wo und wie viel Knochenmark entnommen wird und wie es zu der Patientin kommt“, erzählt Freudenberg.
Bei der Knochenmarkspende wird der Beckenkamm unter Vollnarkose punktiert und Knochenmarkblut durch die Punktionsnadel abgesaugt. Diese Methode wird seit mehr als 30 Jahren angewendet und ist bei etwa 20 Prozent der Spenden erforderlich. „Ich habe hinterher einen etwas stärkeren Muskelkater gehabt, das war alles“, freut sich der Hobby-Holzhandwerker. Das Knochenmark selbst regeneriert sich in kurzer Zeit, so dass keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen bleiben. Das lebensrettende Transplantat geht anschließend innerhalb von 72 Stunden auf die Reise zu seinem Empfänger, um nicht nur ein neues Blutsystem sondern auch ein neues Immunsystem zu übertragen.
Torsten Freudenberg ist froh, dass er sich seinerzeit hat typisieren lassen. Sein privates Umfeld hat auf die Nachricht der bevorstehenden Knochenmarkspende „gemischt reagiert“. Einige seien baff gewesen, dass er das mache, obwohl bekannt sei, „dass ich auch Organspender bin“. In der Familie und am Arbeitsplatz ist er ganz offen mit dem Thema umgegangen und hat erklärt, geworben und mit Vorurteilen aufgeräumt. „Es ist wohl viel passiert in den Köpfen der anderen“, stellt der 46-Jährige fest. Die Ehefrau, eine Kollegin und eine Freundin haben sich daraufhin ebenfalls typisieren lassen. „Es muss noch viel mehr aufgeklärt werden, was Stammzell- oder Knochenmarkspende bedeutet und wie wichtig sie ist.“
Lob und Anerkennung für die Spende – damit kann Torsten Freudenberg nichts anfangen. „Das ist für mich selbstverständlich. Und die Transplantation ist eine Bestätigung, dass ich richtig gehandelt habe.“
In Kooperation mit dem DRK Blutspendedienst West werden folgende Blutspende-Termine angeboten, bei denen auch die Gelegenheit besteht sich typisieren zu lassen:
06.06.2016, 14.30 bis 19.30 Uhr, 58579 Schalksmühle-Heedfeld, Grundschule, Spormecke 4
Warum kooperiert die Stefan-Morsch-Stiftung mit dem DRK-Blutspendedienst West?
Der überwiegende Teil der Empfänger von Bluttransfusionen sind heute Patienten mit bösartigen Erkrankungen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die beispielsweise an Blutkrebs (Leukämie) erkrankt sind. Dies hängt neben der eigentlichen Erkrankung insbesondere mit der modernen Chemotherapie zusammen. Diese Chemotherapie führt in vielen Fällen zu einer vorübergehenden kompletten Unterdrückung der körpereigenen Blutbildung im Knochenmark (Aplasie), so dass die Patienten in diesen kritischen Behandlungsphasen lebenswichtig auf Blutübertragungen angewiesen sind. Viele moderne und heilende Behandlungsverfahren, gerade im Kampf gegen Krebs, können nur durchgeführt werden, wenn für diese Patienten genügend Blut zur Verfügung steht. So helfen Blutspenden auch über die Wartezeit hinweg, die es dauert, um beispielsweise einen passenden Stammzellspender zu finden, wenn eine Transplantation erforderlich ist.
Wie wird man Stammzellspender?
Prinzipiell kann jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren Stammzellen spenden. Informationen über Ausschlussgründe lassen sich auf der Internetseite der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) nachlesen. Die Typisierung ist für alle Spender kostenlos, jedoch werden Spenden zur Finanzierung der Blutuntersuchungen gerne entgegen genommen – da jede Spenderregistrierung mindestens 40 Euro kostet.
Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Homepage. Zudem gibt es dort auch die Möglichkeit sich online registrieren zu lassen. Über den Button „Online-Registrierung“ auf der Startseite kann man sich eingehend informieren, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine kleine Blutprobe entnehmen zu lassen oder eine Speichelprobe durchzuführen. Dieses Päckchen wird einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. Falls Sie Fragen zu den Ausschlusskriterien haben, rufen Sie einfach unsere gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24) an.
Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).
Autor:Annika Zimmer aus Menden (Sauerland) |
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