Stadtspiegel-Kolumne von Seite 1: "Leichtfertige Worte"

Ursprünglich sollte diese Kolumne "Streiten über Geschmack" heißen und die zur Weihnachtszeit auftretenden Geschmacksverirrungen beleuchten, die von flackernden "Discolights" in Tannen, blinkenden Sternen an Fensterscheiben bis hin zu einbrechenden Weihnachtsmännern reichen, die mit Beutesack die Hausfassaden hochklettern.

So hatte ich es mir wenigstens gedacht.

Doch solche Überlegungen werden absolut bedeutungslos, wenn die brutale Wirklichkeit die Fantasie einholt und in ihre Grenzen verweist.
Montagabend ist klar geworden, dass Floskeln wie "Friede auf Erden" oder Wünsche für ein "besinnliches Weihnachtsfest" nur Worte sind. Nicht mehr und nicht weniger.
Wir benutzen sie gut gemeint, aber trotzdem leichtfertig und vielleicht auch realitätsfremd. Denn über ihre wirkliche Bedeutung denkt kaum noch jemand nach.
Auch wenn wir derzeit dutzende Male pro Tag "Frohe Weihnachten" wünschen ... Wer von uns allen meint denn diese Worte wirklich ernst? Den meisten bedeuten sie doch kaum mehr als die Begrüßung "Na, wie geht's?", bei der wir genervt sind, wenn tatsächlich jemand mit seiner Krankengeschichte antwortet.

Was ich meine:
Man kann auf das schreckliche Geschehen in Berlin mit politischen Forderungen reagieren. Oder mit sozialen Konsequenzen (und gar nicht mehr oder jetzt erst recht auf Weihnachtsmärkte gehen). Auf religiöse Weise. Oder auf vielfältige Art menschlich ...
Diese Stadtspiegel-Spalte, in der Sie eigentlich gewohnt sind, Lustiges zu lesen, wäre sicherlich der falsche Ort, um Ratschläge zu geben.

Wünschen wir uns doch hier und jetzt gegenseitig "Friedliche Weihnachten" - und meinen es auch so.

FRIEDLICHE WEIHNACHTEN!