Stadtspiegel-Kolumne von Seite 1: "'Exklusiv' statt 'Ente'"

"Eigentlich" hatte ich vor der Wahl eine Glosse darüber schreiben wollen, dass ich mich wundere, warum denn hierzulande nicht mehr Menschen mindestens ebensoviel Interesse an Parlamentswahlen haben wie an einer Fußball-WM.
Doch man kann ein Volk, das für "das Runde ins Eckige" schwärmt, offenbar nicht kollektiv dafür begeistern, "das Eckige (Kreuzchen) ins Runde" zu machen.

Dass Wahlen aber genauso spannend sein können wie ein Thriller, das habe ich dann am Sonntagabend live erlebt. Wobei ich Ihnen jetzt nicht verraten möchte, welchen Wahlkreis und welche Kandidaten ich meine.
Die "Qual der Wahl" hatte ich nämlich nicht nachmittags im Wahllokal gehabt - weil ich längst wusste, wo meine Kreuzchen hingehörten -, sondern abends am Liveticker. Denn als sowohl Stadtspiegel-Redakteur (für Menden, Fröndenberg, Balve und Wickede), als auch Wochen-Anzeiger-Redakteur (für Arnsberg, Neheim, Sundern und Ense) bin ich genau genommen für vier (!!) Wahlkreise zuständig.
Da nunmal nicht alles geht, habe ich mir einen Wahlkreis rausgepickt und den online begleitet.

Voreilig hatte ich dabei bereits gegen 21.30 Uhr im Internet gemeldet, dass ein bestimmter Kandidat (oder vielleicht auch eine bestimmte Kandidatin - wir wollen ja die Anonymität wahren) das Kopf-an-Kopf-Rennen für sich entschieden habe.
Gemäß der Regel "Eine Zeitungsente hast Du immer exklusiv!" blieb diese Meldung dann auch lange Zeit für sich alleine im Netz stehen ... während es bereits die ersten Gratulationen gab - und sich der Abstand zwischen den Kandidaten jedoch mal so, mal so verschob.
Dann kamen gegen 23 Uhr die Zahlen aus dem letzten Wahlbezirk: Meine voreilige Meldung hatte sich (bis auf ein paar Prozentpünktchen) im Nachhinein als richtig erwiesen.

Puh, so wird aus einer "Beinahe-Ente" im Nachhinein eine Exklusivmeldung!