Stadtspiegel-Kolumne von Seite 1: "Das kommt nicht in die Tüte!"

Im Wettstreit mit Online-Versandhäusern kämpft der innerstädtische Einzelhandel ums Überleben. Dabei sind seine Trumpfkarten: fachkundige Beratung, Service und ... kostenlose Transporthilfen (= Einkaufstüten).

Da sind Aktionen wie die aktuelle des Bundesumweltamtes (UBA) nicht hilfreich, sondern existenzbedrohend. Das Amt möchte nämlich, dass Einweg-Tragetaschen in Geschäften grundsätzlich kostenpflichtig werden, so wie es bereits im Lebensmittelhandel und bei SB-Märkten üblich ist.
Damit greift das UBA einen Vorschlag der EU-Kommission auf, dass die Mitgliedstaaten binnen zwei Jahren den Verbrauch von sehr leichten Einweg-Tüten deutlich verringern sollen.

Alle Plastiktaschen
in Geschäften
sollen Geld kosten!

In der Tat hören sich die statistischen Zahlen erschreckend an: Jeder EU-Bürger verbraucht pro Jahr 198 Einweg-Tragetaschen. Spitzenreiter ist Bulgarien mit 421 Stück pro Kopf. Deutschland liegt mit „nur“ 71 Tüten pro Nase an viertunterster Stelle in Europa.
In Irland, wo eine Abgabe von 44 Cent je Tüte eingeführt worden war, hat sich die Anzahl an Plastiktüten von 328 auf 18 je Einwohner verringert!

Bei der Praxisgebühr
waren die Ärzte
die "Schuldigen"

Doch, ob eine Gebühr die Lösung auch hier in Deutschland ist, wage ich zu bezweifeln. Denn ähnlich wie seinerzeit bei der Praxisgebühr wird der Verbraucher den Schuldigen für die zusätzlichen Kosten nicht bei der Regierung, sondern bei den Geschäftsleuten suchen.
Und sie deshalb zugunsten des Online-Handels noch mehr boykottieren ...

Autor:

Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland)

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