Sonntag verkaufsoffen? Was sagt die Region?

Der Mendener Herbst.
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Umfrage bei der SIHK Hagen und den Werbegemeinschaften in Menden, Lendringsen, Fröndenberg, Wickede und Balve

Kreis. Die Diskussion um verkaufsoffene Sonntage ist in vollem Gange. Wobei es dabei die unterschiedlichsten Aspekte zu berücksichtigen gibt - einmal ganz abgesehen von den ver.di-Klagen.

Bundesweit hört man z.B. auch Bedenken von Einzelhändlern, dass das Offenhalten der Geschäfte an diesen Sonntagen finanziell und personell für sie kaum noch zu stemmen sei. Schlecht für die Bürger (und somit Kunden), denn da die meisten der verkaufsoffenen Sonntage mit besonderen Veranstaltungsattraktionen verbunden sind, wurde deren Besuch oft langfristig geplant - der gleichzeitige Einkauf ebenso. Hier fehlt, dank ver.di, die Planungssicherheit.
Doch wie sieht es hier in der Region konkret aus? Der Stadtspiegel fragte bei den heimischen Werbegemeinschaften und der SIHK nach.

SIHK Hagen

Stephanie Erben, SIHK Hagen, kommentierte: "In Gesprächen mit den Werbegemeinschaften und den Verantwortlichen aus Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung wird immer wieder deutlich, wie wichtig Innenstadtveranstaltungen für das Standortmarketing sind. Ladenöffnungen an Veranstaltungssonntagen können die vielfältigen Angebote solcher Veranstaltungen gut abrunden. In den Kommunen sollten daher den beantragten Verkaufsöffnungen keine vorschnellen Absagen erteilt werden, sofern sie den Kriterien des Gesetzes zur Regelung der Ladenöffnungszeiten in NRW entsprechen."

Menden

Für die Werbegemeinschaft Menden kommentiert Vorsitzender Frank Oberkampf: "Zurzeit ist der 7. Mai zum 'Mendener Frühling' vom Stadtrat beschlossen. Der Stadtrat wird voraussichtlich am 2. Mai die Zukunft des 'Mendener Herbstes' 2017 und 'Frühling' und 'Herbst' für die Folgejahre beschließen. Danach wird es sicherlich wieder eine Vorlage für weitere verkaufsoffene Sonntage zum Herbst und Winter geben. Hierzu werden wir allerdings noch Gespräche führen. Die Werbegemeinschaft Menden ist davon überzeugt, dass die bisherigen verkaufsoffenen Sonntage im Mendener Kerngebiet die gesetzlichen Bestimmungen erfüllen. Weitere verkaufsoffene Sonntage werden von uns nicht angestrebt.
Die Stadtfeste, die jeweils parallel stattfinden, sind die eigentliche Festivität, und der verkaufsoffene Sonntag ist nur eine Begleitung, die untergeordnet zu sehen ist. Durch die vielen Attraktionen bei den drei Stadtfesten 'Frühling', 'Herbst' und 'Winter' ist die Stadt traditionell sehr gut besucht."

Balve

In Balve hat der Fachhandel für 2017 zwei verkaufsoffene Sonntage beantragt. Und zwar im Rahmen von "Auto und mehr" am 21. Mai und zum Weihnachtsmarkt am 10. Dezember. Die Veranstaltungen des Balver Fachhandels blicken auf eine lange Tradition zurück und gehen weit über einen einfachen verkaufsoffenen Sonntag hinaus.
"Das Genehmigungsverfahren ist sehr kompliziert geworden", so Daniel Pütz, 2. Vorsitzender des Balver Fachhandels. "Wir mussten über Fragebögen Verkaufsflächen, Anzahl der Angestellten, durchschnittliche Kundenzahl in der Woche vor der Veranstaltung, am Samstag und am verkaufsoffenen Sonntag aller Händler im betroffenen Gebiet erheben. Darüber hinaus war eine detaillierte Beschreibung der Hauptveranstaltung und eine Gegenüberstellung des Verhältnisses 'Festgebiet' zu den 'potentiellen Verkaufsflächen' nötig."
Grundsätzlich, so Pütz weiter, sei die Zusammenarbeit mit der Stadt gut, die ihr Möglichstes tue, um die Veranstaltungen wasserdicht zu bekommen. "Die Anforderungen, die seitens der Träger öffentlicher Belange gestellt werden, erzeugen aber speziell in Bezug auf eine Kleinstadt wie Balve mit seinen paar verbliebenen inhabergeführten Geschäften eher Kopfschütteln."

Fröndenberg

Für den Werbering Fröndenberg nahm Vorsitzender Wolfgang Hüttner Stellung: "Die verkaufsoffenen Sonntage sind bei uns der 2. April, der 17. September und der 17. Dezember. Folgende Kriterien wurden wegen langjähriger Veranstaltungen berücksichtigt: Frühlingsmarkt, Kirmes, Christkindelmarkt. Dieses wurde mit dem Ordnungsamt und dem Rat so abgestimmt und von Arnsberg genehmigt. Seitens der Teilnehmer des Werberings reichen diese drei Sonntage aus, und wir sehen auch keine Möglichkeiten, da wir die Auflagen nicht erfüllen können, weitere Sonntage zu beantragen."

Wickede

Markus Thurau, Vorsitzender der Wickeder Werbegemeinschaft WIR, erläuterte dem Stadtspiegel, dass der Wickeder Handel, der bislang drei verkaufsoffene Sonntage betrieben hatte, jetzt auf einen ("Wickede blüht" bzw. "Wickede zeigt Gesicht") verzichtet. "Zwei Sonntage sind geplant, und zwar am 15. Oktober zum Lanferfest mit Hollandmarkt und einer zum Weihnachtsmarkt am ersten Sonntag im Dezember."

Lendringsen

In Lendringsen ist die Situation noch relativ unklar. Marion Kölling vom Vorstands-team der Werbegemeinschaft erläuterte: "Den 'Lendringser Frühling' haben wir am 9. April mit Erfolg durchgeführt. 'Erntedanktag' am 8. Oktober wird, nach Rücksprache mit dem Ordnungsamt, wohl nicht genehmigt.
Der 'Dorf Advent' vom 15. - 17. Dezember wird wie gewohnt durchgeführt, allerdings steht die Sonntagsöffnung noch im Raum. Dazu werden im Sommer Gespräche mit der Stadt und dem Ordnungsamt stattfinden."
Und dann stellte Marion Kölling gleich mehrere interessante Fragen in den Raum:
"Aus Sicht der Werbegemeinschaft Lendringsen sollte aber auch einmal grundsätzlich darüber nachgedacht werden, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einzelhandel davon halten, an eventuell drei/vier Sonntagen im Jahr zu arbeiten.
Aus eigenen Erfahrungen ist es sogar erfreulich neben dem 'Alltagsgeschäft' in der Woche, z. B. einfach auch nur mal Zeit für Gespräche mit Kunden zu finden.
Was ist mit Berufszweigen die Schicht oder Dienstzeiten haben? Was ist mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die im Lebensmittelgeschäft bis 22 Uhr arbeiten? Was ist mit der Kirche die an Sonntagen bzw. Feiertagen ihre eigenen Verkaufsläden geöffnet hat?
Wird hier mit zweierlei Maß gemessen?"

Und Ihre
Meinung?

Den Stadtspiegel interessiert die Meinung der Leser zu den verkaufsoffenen Sonntagen. Schreiben Sie per Mail an: redaktion@stadtspiegel-menden.de.

Autor:

Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland)

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