KKiMK erklären Beweggründe
Zur Schließung der Gynäkologie und Geburtshilfestation des Mendener St. Vincenz Hospitals haben die Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis der Presse folgende Stellungnahme gemailt.
"Um die öffentliche Diskussion ein Stück weit zu lenken, möchten wir eine Erklärung zur Schließung der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am St. Vincenz Krankenhaus Menden abgeben.
Es bilden sich zur Zeit in der Öffentlichkeit einige (Protest-)Gruppierungen, die sich verständlicherweise für den Erhalt der Abteilung einsetzen. Um sich allerdings eine objektive Meinung bilden zu können, fehlen den Protagonisten wichtige Informationen und Eckdaten.
Die Abteilung zu schließen, ist keine – wie in den letzten Tagen in der Öffentlichkeit oft darge-stellte – rein finanzielle Entscheidung des Trägers. Der Gesetzgeber und die Krankenkassen geben genau vor, welche Leistungen von einem Krankenhaus angeboten werden dürfen und welche nicht.
Außer der Art der Leistungen wird auch genau die Menge der Leistungen vorge-geben. Wird diese im Vorfeld mit den Krankenkassen vereinbarte Menge innerhalb des laufenden Jahres vom Krankenhaus überschritten, werden diese mit hohen Zwangsrabatten belegt. Das bedeutet im Endeffekt, dass das Krankenhaus diese Mehrleistungen nicht in vollem Umfang bezahlt bekommt, sondern teilweise weniger als die verursachten Kosten erhält.
Auch wenn wir eine gemeinnützige Einrichtung und nicht auf Gewinne ausgerichtet sind, so haben wir doch eine Verantwortung zum einen den Patienten und zum anderen natürlich den Mitarbeitern gegenüber.
Natürlich sind wir nicht auf Gewinne ausgerichtet, das heißt aber nicht, dass wir Verluste über Jahre hinnehmen dürfen. Die Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis (KKiMK) sind trotz ihres kirchlichen Trägers selbstverständlich auch betriebswirtschaftlichen Zwängen unterworfen. So müssen Gehälter gezahlt, die Standorte instand gehalten und die medizinischen Geräte in regelmäßigen Abständen ausgetauscht und auf den neuesten Stand gebracht werden, um den Patienten auch die bestmögliche medizinische Betreuung bieten zu können.
So haben wir zum Beispiel alleine in den letzten 10 Jahren rund 19 Millionen Euro in das St. Vincenz Krankenhaus investiert. Diese Gelder beinhalten wohlgemerkt nicht die Gehälter unserer Mitarbeiter, sondern sind einzig und allein von uns erwirtschaftete Investitionen in das Gebäude und die Ausstattung.
Wir möchten damit auch den öffentlichen Irrglauben aus der Welt schaffen, das Krankenhaus würde durch weitere Geldgeber – wie Stadt oder Kirche – subventioniert.
Dass die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe seit Jahren ein Defizit schreibt, haben wir bereits mehrfach berichtet und ist auch hinlänglich bekannt. Das ist aber nur ein kleiner Baustein in der Entscheidungskette, diese Abteilung zu schließen. Wäre das der Hauptgrund, hätten wir die Abteilung bereits vor Jahren schließen müssen. Der Hauptgrund ist die Perspektivlosigkeit, die uns zu diesem Schritt zwingt. So wurden ein weiteres Mal im Jahr 2017 die Strukturv-rausausetzungen für die Geburtshilfe verschärft. Zum Beispiel beinhaltet dies in der Versorgungsstufe 3 nach den neuesten Richtlinien bei Risikogeburten (darunter zählen unter anderem Geburten bei Frauen über 35 oder unter 17 Jahren, Mehrlingsgeburten usw.) das Vorhandensein eines Kinderarztes. Das können nur Kliniken mit einer angeschlossenen Pädiatrie (Kinderheilkunde) und ggf. einer Neonatologie (spezielle Neugeborenenmedizin) leisten. Diese Strukturvorteile können wir im St. Vincenz Krankenhaus leider nicht bieten. Das ist auch politisch nicht gewollt.
Nach den Berechnungen der Krankenkassen gibt es im Raum Menden und Iserlohn 40 gynäkologisch/geburtshilfliche Betten zu viel. Die Leistungen sollen sogar nach dem Willen der Krankenkassen an einem Ort konzentriert werden. Sollten wir es also, wie oder durch wen auch immer, schaffen, zumindest das jährliche Defizit ausgeglichen zu bekommen, so bliebe immer noch das Problem der nicht erfüllten Qualitätsstruktur.
Fakt ist, dass diese beiden Zusatzabteilungen Pädiatrie und Neonatologie für den Standort Menden von den Leistungsträgern niemals genehmigt werden würden. Die seit Jahren rückläufigen Zahlen in unserer Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe zeigen, dass wir richtig handeln: 2016 haben sich bereits knapp die Hälfte der Mendener Eltern für die Geburt ihres Kindes eines der umliegenden Kliniken mit diesen Strukturvorteilen ausgesucht. Bei Komplikationen während der Geburt können wir in Menden die notwendige Sicherheit für Mutter und Kind nicht garantieren, und das ist einer der Hauptgründe für unsere Entscheidung.
Wenn die Bürgerinnen und Bürger in Menden und Umgebung diese Fakten und Gründe in ihre Überlegungen mit einschließen, werden sie erkennen, dass die Katholischen Kliniken die falsche Adresse für Angriffe und Protestaktionen sind. Die Entscheidung ist im Grunde genommen auf viel höherer Ebene getroffen worden. Leider werden all diese Fakten und Gründe oft bei den öffentlichen Diskussionen außer Acht gelassen, was nicht zielführend ist.
Der Patient steht nach wie vor im Mittelpunkt unseres Handelns und so wird es auch immer bleiben. Unsere Anstrengungen, das St. Vincenz Krankenhaus zukunftsfest aufzustellen, um für die Mendener Bürgerinnen und Bürger eine wohnortnahe medizinische Versorgung sicher zu stellen, hat nur dann Sinn, so lange die Bevölkerung diese Anstrengungen auch unterstützen und annehmen."
Autor:Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland) |
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