Erinnerungen: Die große Elbe-Flut 2002

Mitgerissener Müll flankierte dieses Haus
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Endlich war es so weit: dieses Jahr -2002- wollten wir am Brauereifest der Freiberger-Brauerei in Freiberg teilnehmen. Früh hatten wir schon das Zimmer gebucht und fuhren frohgelaunt am 14. August Richtung Sachsen.
Natürlich hatten wir seit Tagen aufmerksam die Nachrichten verfolgt, die über die Elbe-Flut berichteten, uns aber weiter keine Sorgen gemacht.
Welche Auswirkungen diese Flut aber schon hatte, merkten wir auf der Autobahn in Höhe von Glauchau: die Zwickauer Mulde war bereits über die Ufer getreten und hatte weite Landstriche überflutet. In einer Senke mussten wir Schrittgeschwindigkeit fahren, da selbst die Autobahn überflutet war.
In Freiberg angekommen, lasen wir bei einer Stadtbesichtigung, dass das Brauereifest ausfallen würde. Auf Nachfrage erklärte man uns, die Brauerei habe sich entschlossen, aufgrund der hohen Schäden und der Toden auf das Fest zu verzichten und das Geld lieber den Geschädigten zu kommen zu lassen. Hierzu muss man wissen, dass die Brauerei immer bekannte Künstler, wie z.B. Andrea Berg, Klaus&Klaus etc. verpflichten.
Freiberg selbst liegt auf einer kleinen Anhöhe und ist nicht durch Hochwasser gefährdet. Wie uns die Einheimischen berichteten, fließt das Wasser erst mal in die Stollen der alten Silberminen und somit ist die Stadt selber gut geschützt.
Anderntags fuhren wir nach Seifen: ein kleines Örtchen, aber wohl jedem für seine Erzgebirgskunst bekannt und machten noch einen Abstecher nach Tschechien rüber.
Als wir nachmittags wieder über die Grenze zurück kamen, traf uns die volle Wucht dieser Flut: gleich am Ortseingang der nächsten Stadt war eine Straßensperre aufgebaut und die Feuerwehr erklärte uns, dass hier kein weiterkommen wäre. Also, schnell auf die Karte geschaut und den Umweg gefahren. Das ging nicht lange gut: mitten im nächsten Ort die nächste Sperre. Wieder einen neuen Weg gesucht, der uns irgendwohin führte, weit und breit kein Dorf, keine Stadt, keine Leute. Als wir anhielten, um überhaupt raus zu bekommen, wo wir uns jetzt wohl befanden, hielt ein PKW und der Fahrer fragte, ob er uns behilflich sein könnte. Wir erklärten ihm, dass so viel abgesperrt sei, wir eigentlich gar nicht wüssten, wo wir uns befinden und doch nach Freiberg wollten. Er erklärte uns dann den Weg: links herum, rechts herum – rechts herum, links herum. Wir müssen reichlich verzweifelt drein geschaut haben, denn auf einmal meinte er: ach was, ich drehe und sie fahren hinter mir her. Ich bringe sie so weit, bis sie wieder auf einer sicheren Straße sind. Sie sind wirklich sehr nette und hilfsbereite Leute, diese Sachsen.
Abends erfuhren wir dann aus dem Fernsehen, dass unsere Ausflüge nach Dresden, Meissen und ins Elb-Sandstein-Gebirge regelrecht ins Wasser fielen: alles war überflutet und gesperrt.
Montags fuhren wir in die nähere Umgebung, um uns die Schäden mal anzusehen. Teilweise waren die Straßen immer noch gesperrt und in den Ortschaften war man mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Oft hatten die Leute kein Wasser und keinen Strom. Kaputte Möbel und defekte Elektrogeräte stapelten sich auf der Straße. Es war ein Bild des Jammers, das gleichzeitig aufzeichnete: die Naturgewalten sind nicht mess- und vorhersehbar.

Autor:

Annegret Freiberger aus Menden (Sauerland)

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