Sommermärchen mit dem kleinen Unterschied

Sommermärchen mit kleinem Unterschied

WM 2010 - ein Sommermärchen, an dem auch auch ich als Frau und Fußball-Analphabet endlich einmal teilhaben will. Naiv, wie Frauen sind, dachte auch ich, mein Mann freut sich, eine Frau zu haben, die sich während der WM nicht mit ihm um das Fernsehprogramm streitet sondern mit ihm zuschaut. Ich habe wirklich nicht nur so getan, als interessieren mich die Spiele. Bis auf wenige Ausnahmen war es gar nicht langweilig.

Von gemeinsam Fußball-schauenden Männern kenne ich es, daß diese sich laufend ihre Weisheiten kundtun, nicht zuletzt, um sich ihren großen Fußballverstand vom Nebenmann bestätigen zu lassen.
So tat auch ich mein „Fachwissen“ kund und bemerkte die häßlichen Beine des japanischen Torwarts. Keine Reaktion von meinem (Neben-)Mann. Hat er davon vielleicht nur keine Ahnung?
Zweiter Versuch – eine Frage, die ich mir schon lange stelle: Ich habe nämlich noch immer nicht den Sinn der Abseitsregel verstanden. Dachte, Sinn des Spieles sei das Schießen von Toren. Und dann hat einer den Ball, keiner, der ihn ihm streitig macht, und trotzdem darf er nicht schießen... Knurrige Antwort von der Seite: „Das ist nunmal so.“
Meinen Einwand zu den neuerdings seltsam bunten Fußballschuhen nimmt er noch gelangweilt.
Nächster Versuch - diesmal passe ich mich ganz dem Intellekt fußballbegeisterter Männer an. Klose schießt knapp am Tor vorbei. Ich: „Das Tor sollte vielleicht etwas höher sein...“ Seine bereits etwas genervte Antwort: „Bei der nächsten WM spielst Du mit. Dann gewinnen wir sicher.“
Als ich erwähne, daß ich einer der afrikanischen Mannschaften Siege gönne, droht sie Stimmung umzuschlagen.
„Autsch!“ Ein Spieler fällt mit dem Rücken auf den Ball. „Das hat weh getan“ - wird mir das fachmännisch mit einer sogenannten „Schwalbe“ erklärt.... was ich zu bezweifeln wage, denn der Ball ist sicherlich nicht aus Schaumgummi. Aber lieber jetzt still sein. Beim Fußball versteht Mann weder Spaß noch seine Frau...

Ich gebe gebe also irgendwann auf und beschränke mich auf`s Zuhören der wertvollen Kommentare aus dem eigenen Wohnzimmer.
Wieder ein Schuß – hoch über`s Tor plaziert – und er: „Das war knapp.“ Denke: „Na ja...“
Zwischendurch: „Das nervt, mit diesen Uwe Seelers.“ Denke: „Sprachfehler...“
Dann beginnt er zu lachen – immer wieder. Vorsichtige Frage meinerseits. Es ging um die Namensendungen der Serben – von ihm dann auch noch umbenannt in „Macht-nitsch“, „Kann-nitsch“ oder „Weiß-nitsch“. Denke an Obelix, als er sich letztens in einer Ausgabe der Abenteuer herzlich über die immer gleichen Namensendungen der Wikinger amüsierte.
Montagabend, zweite Halbzeit: „Jetzt müssen die Paraguayer aber noch ein Tor schießen!“ - Denke: „Das wissen die sicherlich auch selbst...“
Denke: … Auch alles nicht so arg viel Sachverstand, oder???

Den Aufschrei beim Tor beherrsche ich inzwischen perfekt. Dafür reicht es, mit halbem Ohr beim Kommentator zu bleiben, der den Schuß stets angemessen ankündigt. Dann muß frau nur noch im richtigen Moment vom Strickzeug aufschauen.
Vielleicht sollte man zur nächsten WM wieder Bierkränzchen einführen – wie sie im Mittelalter unter Frauen statt der heutigen Kaffeekränzchen üblich waren. Die Austragungen in dieser Runde wären sicherlich spannender als mit Männern.
Dann ließe sich vielleicht auch die Frage klären, ob die Haare einiger Japaner rot gefärbt oder gebleicht sind … und dann statt blond nur rot werden, weil die Haarstruktur eine andere ist als beim Europäer? Und sind rote Haare in Japan aktuell in Mode?

Wie auch immer – im Fußball sind unsere Frauen die Weltmeister. Das sollen uns die Männer erstmal nachmachen!