Fußball Stadtmeisterschaften Menden F-Jugend
Laut, lauter, Menden United
Die Tage kurz, dass Wetter trüb und usselig und das Jahr neigte sich dem Ende zu. Aus sportlicher Sicht wurden in der Fußball Bundesliga die letzten Spiele ausgefochten und um den inoffiziellen Titel Herbstmeister gerungen. In Menden ging es Fußballerisch ebenfalls noch mal hoch her, in den Stadtmeisterschaften der Kinder und Jugendlichen.
Am 22. Dezember 2019 traten die Kids in der Sporthalle der Nikolaus-Groß-Schule an, um den Prestigeträchtigen Titel Stadtmeister zu erringen. Am Mittag dieses Tages standen sich die Kinder der F-Jugend gegenüber um in ihrer Klasse dieses Turnier zu bestreiten. Wie Gladiatoren zogen die Spieler des DjK Bösperde, VfL Platte Heide, BSV Menden und, auf dem sprichwörtlich letzten Drücker, Menden United in die Halle ein. Die Stimmung war so gut wie sie nur sein konnte und auf der Tribüne drängten sich die Eltern um ihrem Nachwuchs die nötige Unterstützung zukommen zu lassen. Bevor allerdings das erste Spiel angepfiffen wurde, gab es noch eine Durchsage der Turnierleitung, vermutlich einer gewissen Vorahnung über das bevorstehende geschuldet. Der Inhalt lies einen gemäßigten Umgangston gegenüber der Spieler verlauten, sowohl von den Eltern als auch anderen Anwesenden Erwachsenen.
Die Spiele begannen und die Atmosphäre stand den Turnieren der großen Vorbilder in nichts nach. Und wer meint, die Kinder würden nicht mit genug Ehrgeiz oder Talent an die Sache gehen, der wurde hier eines besseren belehrt. Bis zur letzten Sekunde eines jeden achtminütigen Spiels schenkten sich die Kontrahenten nichts. Das Spiel wurde dann durch ein lautes, nicht sehr angenehm tönendes Signal und dem Jubel der Zuschauer beendet. Dieser Ton oder das begeisterte Publikum markierten allerdings nicht die Obergrenze der Lautstärke. Die Spitze auf der Skala beanspruchten die beiden Trainer von Menden United für sich. Die Kinder wurden während des Spiels mit Befehlen regelrecht bombardiert, teilweise sogar in Stereo. Einen vorläufigen Höhepunkt in dieser ersten Partie bildete der Verweis der einen Hälfte des Trainerduos in den Vorraum der Sporthalle. Grund dafür war natürlich die Lautstärke und die Art und Weise, wie dort die Mannschaft gelenkt wurde, es hatte bereits die erste Beschwerde gegeben. Nur verweigerte sich der Trainer mit der Begründung, dass es doch seine Sache sei, wie er mit seinen Kindern spricht. Daraufhin wollte der Schiedsrichter die Partie eigentlich für beendet erklären, als der Trainer dann doch das Spielfeld verlies und sich zumindest auf die Tribüne verabschiedete.
Leider war es nach dieser kleinen amüsanten Einlage noch nicht vorbei, denn es war gerade mal die erste Partie der Mendener. Wenn man hier jetzt denkt, dass dieser Disput mit dem Unparteiischen Signalwirkung hätte haben sollen, der irrt sich abermals. Jedes weitere Spiel der in schwarz gekleideten Mannschaft wurde begleitet durch die nicht gerade lieblichen Stimmen der beiden Trainer. Mein persönliches Highlight war, als ein Trainer einen seiner Spieler am Arm festhaltend, flotten Schrittes regelrecht abführte. Mein erster Gedanke war: Oh mein Gott! Er kann das Kind doch nicht zum Schaffott führen! Es war aber zum Glück nur eine Auswechslung. Danach ging das verbale Dauerfeuer stetig weiter. Die durch die Lautstärke getragene Aggression erreichte wohl auch mindestens einen Spieler von Menden United. Der Schiedsrichter musste besagten Spieler gleich mehrmals wegen seiner Spielweise zur Räson bringen.
Und nein, meine Kinder sind nicht in Watte gepackt oder werden immerzu mit Samthandschuhen angefasst. Bei uns ist der Umgangston auch schon mal etwas rauer. Meine Jungs können was ab. Aber auf diese Art und Weise lasse ich niemanden außerhalb der Familie mit ihnen reden.
Eine Nachfrage bei der Turnierleitung, ob ein Schreiben an den Vereinsvorstand mit Schilderung der Ereignisse Sinn machen würde, wurde verneint. Der Vorstand war bei dem Turnier anwesend und billigt dieses Verhalten, wurde uns erklärt. Bitte was? Und was ist mit den Eltern der Kinder mit zukünftigem Hörschaden? Billigen sie es ebenfalls, dass ihre Kinder so gecoacht werden? Anscheinend tun sie es, zumindest gab es keinerlei empörte Reaktionen den Trainern gegenüber. Vielleicht denken sie auch: Egal, solange die Mannschaft gewinnt. Und das tat sie auch, ich glaube sogar ungeschlagen und bestimmt verdient. An dieser Stelle möchte ich die Mannschaft ganz ehrlich und ohne Neid beglückwünschen und meinen Respekt vor der spielerischen Leistung betonen. Diese Leistung ist mit Sicherheit auch zum großen Teil der Verdienst der Trainer. Aber ist es das, worum es in der F-Jugend geht? Muss man immer gewinnen, egal unter welchen Voraussetzungen? Wenn das der Preis dafür ist, dass meine Kinder unentwegt angeschrien werden, dann verzichte ich dankend auf Pokale, Medaillen, Urkunden und Titel.
Die Mannschaft von meinem Filius ist vierter und somit letzter geworden. Als wir später zum Auto gingen fragte ich: Bist du enttäuscht? Ein bisschen. Hat es Spaß gemacht? Ja!
Ziel erreicht!
Ob das auf alle Kinder dieses Tages zutrifft?
Mit sportlichen Grüßen
Markus Röhr
Autor:Markus Röhr aus Menden (Sauerland) |
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