100 KM Dodentocht/Todesmarsch in Bornem/Belgien
Als ich Bornem erreiche weht die Totenkopffahne schon am Rathaus. Ganz Bornem ist geschmückt mit Totenköpfen und vor Beginn des Marsches wird ein Sarg durch die Stadt getragen. Die Bevölkerung befindet sich im Ausnahmezustand und der Einwohnerzahl verdoppelt sich, da sich 10957 Sportler aller Herren Länder versammelt haben Alle sind gekommen und wollen nur das eine….. 100 Kilometer laufen.
Als ich mich um ca. 20.00 Uhr zum Start begebe habe sich schon viele Starter eingefunden und sitzen im Startbereich. Alle warten auf den großen Moment. Um 21.00 Uhr fällt der Startschuss. Wir starten in die Nacht. Die Strecke führt im ersten Abschnitt ca. 15 Km in einer Schleife um Bornem. Hiernach wird die Innenstadt nochals durchquert . Hier erwarten die Einwohner von Bornem die Teilnehmer und feuern jeden enthusiastisch an Nun führt die Strecke heraus aus der Stadt und das Teilnehmerfeld zieht sich weit auseinander. Ich kann endlich meinen gewohnten Schritt aufnehmen und so führt mich die Strecke über kleine und größere Orte durch die Flämische Landschaft. In den Ortschaften herrscht ausgelassene Partystimmung. In den Hofeinfahrten stehen Feuerkörbe und Nachbarn haben sich versammelt um den Teilnehmer durch rhymisches Klatschen aufzuheitern und zu motivieren. Vor den Dorfgaststätten dröhnt Musik je nach Geschmacksrichtung der Gäste bis weit durch die Nacht. Die Stimmung war einfach super. So wechseln sich kleine Ortschaften, geterten Straßen und unbefestigte Feldweg ( zum Glück ist es trocken, sonst würde es wieder eine Schlammschlacht wie im letzten Jahr) ab. Als 6 Verpflegungsstation ereiche ich nach 49,5 Kilometer die Palm Brauerei in Steenhuffel. Die Uhr zeigt 04.01 Uhr. Die meisten Teilnehmer nehmen hier eine warme Mahlzeit zu sich. Ich stille meinen kleinen Hunger mit 2 Käsebrötchen und schon bin ich wieder auf der Strecke. Nach wenigen Minuten erreiche ich ein graues Schild. Für Außenstehende wohl nur ein tristes Holzschild auf Ein mal Zwei Meter Größe.. für mich aber eine Freude KM 50! Ich hab die Hälfte geschafft und bin noch fit und gut drauf.
Wer noch nie um 21.00 Uhr zu einem 100 KM Lauf gestartet ist, kann unmöglich nach vollziehen, welche Freude es bereiten kann, zu so einer unmenschlichen Zeit sich durch die Nacht zu bewegen.Wer es schon selber gemacht hat, wird es nie vergessen.
Der Streckenverlauf wechselt wieder mal auf geteerter Straße durch Felder, dann durch ein Dorf, wo jetzt aber niemand mehr feiert, nun über Kopfsteinpflaster und dann plötzlich wieder ein ausgefahrener Feldweg mit Schlaglöchern. Die Taschenlampe ist in vielen Passagen von Vorteil, ohne sie hätte ich so manches Schlagloch mehr mitgenommen. Die Teilnehmer sind jetzt jeder für sich unterwegs. Mal laufe ich auf einen auf, sage kurz „Hallo“, dann werde ich überholt, so geht es die nächsten Stunden jeder geht seinen Rhythmus.
Ja ich bin bis hier her gekommen…….75 KM geschafft. Kurz ein Erinnerungsfoto und weiter.
Bornem ich komme. Mir ist aber bewusst das sind noch 25 KM. Im Training in der Waldemei und in den Felder nach Sümmern könnte man die in 2.30 Std. schaffen. Jetzt ist es auch schon hell und der Stecker scheint wieder in der Dose zu stecken, den neue Energie wird freigesetzt.
Ich laufe wie ein Uhrwerk.
Jetzt ist es endlich Tag geworden, endlich sehe ich etwas von der Gegend. Der Streckenverlauf verläuft jetzt durch Wiesen und Felder. Dann ist er da, der gefürchtete Deich.
Hier beginnen die für mich schwersten 10 KM der Strecke. Immer geradeaus auf dem Deich und jetzt brennt auch die Sonne vom Himmel. Hier gibt es keinen Schatten und ein Promotionsstand von Aquarius kommt wie bestellt. Noch einmal vom Deich hinunter auf einen Bauerhof zu letzten Zeitnahme und Verpflegung..
Wieder rauf auf den Deich und nach ca. 900 Meter wieder den Deich hinunter.
Endlich Bornem! Ich passiere das Ortschild. Ich laufe wie eine Maschine die Straße entlang. Bornem zieht sich indie Länge, jeder Kilometer wird angezeigt. Noch 4 Km…. noch drei……die Hauptsraße von Bornem entlang und um die Ecke, da steht das Zielzelt endlich vor mir. Noch einmal Scannkontrolle. Ich habs geschafft! Zum 9 Mal hab ich den Todesmarsch gefinisht. Freudestrahlen nehme ich den Orden mit der Zahl 9 und natürlich dem Totenkopf entgegen.
Danke Bornmen, es war wieder ein ganz tolles Erlebnis!
Gratulieren möchte ich allen Teilnehmer (6815) die das Ziel erreicht haben!
Bedanken möchte ich mich bei meinem Arbeitgeber der Deutschen Post, die mir die Möglichkeiten einräumt, so meinen Sport zu treiben!
Der größte Dank gilt aber dem Sponsor www.lumani.com der auch für diese 100 KM pro Kilometer einen Euro sponsert. So erhöht sich der Spendentopf um weitere 100 € für das Kinderdorf in Chile.
Bis 2013! Denn die 10 Teilnahme ist das Ziel!
Als Hintergrund ein Auszug aus der Internetseite:
Der Dodentocht hat 1970 angefangen mit 69 Wanderern und ist inzwischen zu einem der größten und bekanntesten 100 km Marschen Europas gewachsen. Mehr als 20 Nationalitäten nehmen hieran teil.
Der Dodentocht ist mehr als nur eine Wanderung. Es ist der Wanderklassiker, das Wanderfest und der jährlich notwendige Wandertest. Das Ambiente am Start, am Ziel und der Strecke entlang sind bekannt und berüchtigt. Genauso wie die gute Organisation, die wunderschöne Strecke durch drei Provinzen, die Kombination von belebten Dorfkernen und ruhigen Orten und unsere ausgezeichnete Dienstleistung. Und doch ist dies kein Wettbewerb, sondern eine Herausforderung für sichselbst. Jeder der das Ziel erreicht, bekommt dieselbe Belohnung.
Es gibt mehr als 1.500 Freiwilliger um diesen Dodentocht mit fast 11.000 Wanderer in die richtige Bahn zu lenken. Wir möchten uns gerne bei diesen Leuten bedanken für ihren langjährigen Einsatz.
Gleichzeitig widmen wir auch unseren Idealen Aufmerksamkeit: Freundschaft und Solidarität sind und bleiben sehr wichtig. 1970 war das Motto ‘Alle Menschen werden Brüder’. 2012 ist das Motto immer noch dasselbe, aber heute sagen wir ‘Walking for a better World’. Herzlich willkommen zu unserem 43. Geburtstag.
Lang lebe der Dodentocht!
Autor:Markus Koerdt aus Menden (Sauerland) |
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