Öffentlicher Freitagstreff beim Hospizkreis Menden am 21.05.2010
Gedanken zum Lebensende – Praxiserfahrungen mit Sterbenden
Sr. Maria Virgina vom Hospizkreis Menden präsentierte Film
Der eindrucksvoll und einfühlsam aufgenommene Film von Heidi und Bernd Umbreit im Jahre 1998 (WDR MDR) „Meine letzten Worte an euch“ eröffnete das Gespräch der Besucher des öffentlichen Freitagstreffs.
Sieben Menschen wissen, dass sie bald sterben werden. Ihre Gedanken, die ihre Sicht auf ihr Leben und ihr Sterben beinhalten, bringen ihre Gefühle und Ängste, ihre Hoffnungen und Fragen, ihre Vorstellungen und Kraftquellen zum Ausdruck. „Ich habe das Leben nicht gelebt. Das Leben hat mich gelebt“, ist einer der vielen Gedanken, die im Film Ausdruck finden. Ihre Botschaft an uns: Das Leben ist kostbar! Krankheit ist immer auch eine Chance. Sie hat oft bewusstes Leben zur Folge und lässt Liebe erfahren, ohne dass man selbst etwas leisten muss. In letzter Phase Hoffnung entwickeln können, ist ein Geschenk. Nicht materielle Dinge, sondern das Fehlen von Beziehungen, werden am Ende des Lebens vermisst.
Im Anschluss an den Film entwickelte sich unter den Besuchern des Abends ein in die Tiefe gehendes Gespräch: Durch den Fortschritt in der Medizin wird Leben oftmals verlängert. Das kann die Chance bringen, über sein bisheriges Leben nachzudenken. Leid kann so gesehen auch positiv sein und Entwicklung zur Folge haben. Denn nicht das Glück sondern die Herausforderungen des Lebens bringen Entwicklung durch tiefe reiche Erfahrung. Das lässt Dankbarkeit bei den Betroffenen und Wertschätzung für die Sterbenden aufkommen.
Ein schneller plötzlicher Tod wird heute von vielen Menschen als beneidenswert empfunden. Für den Sterbenden mag es schön sein, für seine Angehörigen oftmals belastend, da sie nicht die Möglichkeit hatten Abschied zu nehmen. Es gibt auch Menschen, die bewusst und vorbereitet sterben wollen.
In der Praxis ist es für den Sterbebegleiter leichter, wenn Menschen am Lebensende Résumée ziehen und den Tod akzeptieren. Mit Menschen umzugehen, die den Tod noch weit von sich weisen und noch große Pläne machen, ist nicht ganz einfach. Andererseits ist es nicht Aufgabe des Begleiters den Sterbenden dahin zu bringen, dass er den Tod akzeptiert. Oftmals wollen sich der Sterbende und seine Angehörigen nicht gegenseitig mit dieser traurigen Tatsache belasten, was Folge ihrer Lebensweise ist. Der Nachteil dieser den Tod verleugnenden Verhaltensweise ist die dadurch verpasste persönliche Nähe. Wenn Angehörige keine „letzten Worte“ des Sterbenden mehr brauchen, sei es weil in dessen Lebenszeit alles Wichtige gesagt und ausgetauscht worden ist, dann ist für sie ein plötzlicher Abschied einfacher zu verkraften.
Ein Rückblick ist manchmal sehr schmerzhaft. Jedoch muss der Sterbende sein Leben selbst bewerten, auch wenn der Begleiter dieses anders sieht. Hier kommt die unbedingt einzuhaltende Verhaltensweise gut zum Ausdruck: Der Sterbebegleiter ist nicht der „Macher“, sondern der Sterbende bestimmt den Weg!
Autor:Anni Grüne aus Menden (Sauerland) |
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