BÜCHERKOMPASS: Kölner Luden

Da sitze ich nun und blicke erschauernd auf das Buch, das mir die freundlichen Leute vom LOKALKOMPASS übersendet haben... und weiß, bald ist es Zeit den Preis zu bezahlen: Eine Rezension!
Schon der Titel macht mir Angst:

Kölner Luden (Ein Kriminalroman von Stefan Keller)

UPS! Mit Köln verbindet man ja eher einen eklatanten Mangel an echtem Bier, schlechten Fußball, zwanghaft gutgelaunte Menschen in ulkigen Kostümen, eine völlig unverständliche Sprache und die Hochburg der gleichgeschlechtlich orientierten... Was wollen DIE denn mit Zuhältern?
Dann lese ich den Klappentext und lese: 60er Jahre... ja, klar, früher war alles anders, denke ich und mache mich an Arbeit, die getan werden muss

Zum Inhalt:

Marius Sandmann, ein Kölner Privatdetektiv, wird von den Findelkind Vinzenz Dietrich beauftragt, anhand eines alten Fotos eines bekannten Kölner Fotokünstlers seinen mutmaßlichen Vater aufzuspüren. Doch schon der erste Zeitzeuge(Eine ehemalige Kiezgröße), den er befragt, wird kurz darauf ermordet. Schnell gerät Sandmann nicht nur bei der Polizei, sondern auch bei den alten Kumpanen des Opfers unter Mordverdacht und wird von allen gejagt.
Gleichzeitig ermittelt die zur Task Force Science strafversetzte Hauptkommissarin Paula Wagner in zwei lange zurückliegenden Polizistenmorden und stößt auf merkwürdige Immobiliengeschafte.
Das Feuerzeug der seit den 80ern verschwundenen Tochter des Bosses der Bosse bringt schließlich allerlei Steine ins Rollen.

Und? Wie beurteile ich jetzt das Buch?
Schwer zu sagen. Zum einen bin ich kein Krimifan, schon gar nicht von deutschen und erst recht nicht von Lokalkrimis (ausser den Eifelkrimis).
Dann handelt es sich um den 3. Roman einer Serie um Marius Sandmann. Die Charakterisierung der Haupt- und Hauptnebenfiguren wird deshalb nur gestreift.
Was Seiteneinsteigern wie mir den Zugang zu diesen nicht gerade erleichtert. Ebenso wirken einige Nebenhandlungen wie die lesbische Liebesgeschichte unter Polizistinnen oder die Beziehungsprobleme der Hauptperson dadurch ziemlich unmotiviert und aufgesetzt. Letztlich hab ich schon einige Seiten mehr als üblich gebraucht, um ein feeling für den Roman zu entwickeln und wirklich Zugang zum Handlungsfluß zu finden.
Weiter neigt der Autor dazu häufig Handlungsstränge anzudeuten, die aber nicht wirklich weiterentwickelt werden. Das ist irgenwie, als würde man durch einen langen Gang gehen und ständig werden an den Seiten Türen aufgemacht, die aber nichts mit dem eigentlichen Ziel zu tun haben. Das weckt zwar durchaus Interesse und steigert mitunter auch die Spannung, läßt einen aber auch mit diesem nagenden "Hätte da nicht noch was kommen müssen"-Gefühl im Hinterkopf zurück.
Die Handlung entwickelt sich anfangs auch relativ träge, um zum Ende hin auf die Überholspur zu wechseln. Fast so, als müsse alles bis zu einem maximalem Seitenlimit abgewickelt sein.

Zum anderen ist der Roman doch spannend und flüssig geschrieben, die Figuren sind sympathisch gezeichnet und die Handlung bietet viel Raum zum mitspekulieren ohne all zu viele Dejavus. Auch eine Prise Humor blitzt immer wieder auf. Der Hintergrund wirkt ordentlich recherchiert, das Umfeld lebendig und nachvollziehbar dargestellt. So kommt der ganze Roman locker-leicht rüber und stellt keine übermäßigen intellektuellen oder emotionalen Ansprüche. Kann man durchaus ne Weile aus der Hand legen, was völlig anderes machen und ist trotzdem sofort wieder drin. Genau das was man Ideale Strandlektüre nennt.

Und? Kann ich das Buch jetzt empfehlen? Ja, wenn auch mit ein paar Einschränkungen. Ist eben kein Chandler, nicht mal nen ky, aber entspannende, leichte Kost. Wer Lokalkrimis mag, die man auch überregional lesen kann, ist hier gut aufgehoben und als Büchlein für die Reisetasche sind die Luden sogar bestens geeignet. Man sollte aber besser die ersten zwei Romane vorher lesen (Wobei mir zumindest die "Kölner Kreuzigung besser gefällt), dann wird einiges verständlicher und macht auch mehr Spaß.
Als Schulnote eine 3+

Stefan Keller
KÖLNER LUDEN

Gmeiner-Verlag GmbH 2013
ISBN 978-3-8392-1378-0

Autor:

Thorsten Ottofrickenstein aus Menden (Sauerland)

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