Wer zockt wen ab?

Nachbar Karl hat sich richtig in Rage geredet. „Was sagen die so genannten Experten? Die Zeche bei der Rente mit 63 zahlen die Kinder?“ „Wir zocken künftige Generationen hab“, geht‘s weiter.

Da hat er aber eine ganz andere Auffassung. „Unser Nachwuchs hat es doch gut.“
Seinen ersten Urlaub hat er mit 43 Jahren gemacht.Da stand das Haus, das Auto war abbezahlt, die Kinder groß. Seine beiden Zöglinge hingegen haben Deutschland und Europa schon in jungen Jahren kennen gelernt.
Gespielt wurde bei Karl mit Bauklötzen, zu Weihnachten bekommen.
Bei Lara und Kevin musste es schon Barbie und Playmobil sein. Spielekonsole.Der trendige Schultornister. Das Handy. Natürlich.
Klamotten mit Markenname. Sicher, sonst war der Nachwuchs in der Schule fast ein Außenseiter. Und der Führerschein, dass Moped, nur durch den Finanzzuschuss der Eltern möglich.
Dafür haben die eben auf einiges verzichtet. Haben sie doch gern gemacht. Haben noch ein Haus gebaut. Bekommt am Ende auch der Nachwuchs. Mit 16 stand Karl an der Werkbank. Reichlich Überstunden wurden geschoben, damit die Hypothek schrumpfte.
Da stellt sich doch die Frage, wer wen abzockt.
Und nun wird ihm ein schlechtes Gewissen eingeredet, weil er nach 45 Berufsjahren sein Rentnerdasein genießen möchte.

Autor:

Peter Benedickt aus Fröndenberg/Ruhr

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