Projekt „NeuEinstellung“: Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt
Der Traumberuf einer Autistin

Lara Bergmann (5.v.r.) hat es geschafft und ihre Chefin Jeannette Lategahn (2.v.l.) davon überzeugt, dass sie eine vollwertige Arbeitskraft ist. Die Politiker Hermann Gröhe und Hubert Hüppe sind ebenso wie die „NeuEinstellung“-Mitarbeiter Uwe Lopens und Daniel Tünsmeyer (h.v.l.) über diesen Erfolg hocherfreut. Foto: peb
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  • Lara Bergmann (5.v.r.) hat es geschafft und ihre Chefin Jeannette Lategahn (2.v.l.) davon überzeugt, dass sie eine vollwertige Arbeitskraft ist. Die Politiker Hermann Gröhe und Hubert Hüppe sind ebenso wie die „NeuEinstellung“-Mitarbeiter Uwe Lopens und Daniel Tünsmeyer (h.v.l.) über diesen Erfolg hocherfreut. Foto: peb
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„Lara Bergmann war meine allererste Kundin und wurde schließlich auch meine erste feste Mitarbeiterin“, zeigt die Geschäftsführerin des Hofes „Ratz Rabatz“, Jeannette Lategahn, dass es durchaus „Liebe“ auf den ersten Blick gibt.
Von Peter Benedickt
Das Besondere dabei: Lara ist Autistin und hat durch das Projekt „NeuEinstellung“ der „Bildung+Lernen GmbH“ von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ihren Traumberuf gefunden. Sie wollte immer schon mit Tieren arbeiten, am liebsten mit Pferden. So wie es eben viele Mädchen möchten, bei ihr ist der Wunsch in Erfüllung gegangen.
„Lara Bergmann ist nun schon seit fast zwei Jahren hier auf dem Erlebnis- und Therapie-Hof „Ratz Rabatz“ in Fröndenberg-Ostbüren angestellt. Damit kann sie als großer Erfolg unserer Bemühungen, Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen, bezeichnet werden“, freut sich Daniel Tünsmeyer von der Einrichtungsleitung.

Zu Beginn des Treffens erkundigten sich Hubert Hüppe und Hermann Gröhe (3. + 4.v.r.) bei Daniel Tünsmeyer und Uwe Lopens über die Abläufe beim Projekt „NeuEinstellung“. Foto: peb
  • Zu Beginn des Treffens erkundigten sich Hubert Hüppe und Hermann Gröhe (3. + 4.v.r.) bei Daniel Tünsmeyer und Uwe Lopens über die Abläufe beim Projekt „NeuEinstellung“. Foto: peb
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Uwe Lopens als Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung kann seinem Kollegen zustimmen: „Wir beraten, begleiten und qualifizieren individuell abgestimmt auf die Wünsche, Fähigkeiten und Möglichkeiten der jeweiligen Personen. In diesem Fall sind wir sehr stolz, dass unsere Unterstützung mit dem bestmöglichen Ergebnis aufgegangen ist.“
Dieses Angebot hat sich bereits bis nach Berlin in die höchsten Kreise der Politik herumgesprochen, so dass der ehemalige Bundesgesundheitsminister und jetzige stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Hermann Gröhe, sich vor Ort persönlich ein Bild machen wollte. In seiner Begleitung der heimische ehemalige Bundesbehindertenbeauftragte Hubert Hüppe, der die Zeit zwischen zwei Wahlkampfterminen nutzte, um sich ebenfalls zu informieren.
Jeannette Lategahn machte eine Ausbildung zur Reittherapeutin und hat seit 2015 mit dem Hof „Rats Rabatz“ ihren festen Standort. Mit 16 Pferden bietet sie nicht nur Kindergeburtstagsspaß, wobei die Vierbeiner die Attraktion sind, Kurse, Workshops sowie geführte Ausritte an, sondern auch das therapeutische Reiten. „Wir sind komplett auf unsere Kunden abgestimmt, sogar ein Lift ist vorhanden, damit jeder in den Sattel gesetzt werden kann“, erklärt die Chefin. „Natürlich sind die Pferde ebenfalls speziell ausgebildet.“

Hubert Hüppe (r.) und Hermann Gröhe (2.v.l.) nahmen sich viel Zeit, um im Gespräch mit Lara Bergmann, Jeannette Lategahn und Uwe Lopens (v.l.) Infos zu bekommen, die in ihre politischen Arbeit demnächst mit einfließen sollen. Foto: peb
  • Hubert Hüppe (r.) und Hermann Gröhe (2.v.l.) nahmen sich viel Zeit, um im Gespräch mit Lara Bergmann, Jeannette Lategahn und Uwe Lopens (v.l.) Infos zu bekommen, die in ihre politischen Arbeit demnächst mit einfließen sollen. Foto: peb
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Am Anfang herrschte noch Skepsis bei der Geschäftsführerin wegen der Bitte von Lara Bergmann um eine feste Anstellung, doch nach einem Praktikum war auch sie überzeugt: „Lara ist inzwischen schon seit 2018 bei mir und eine ganz starke Kraft, die ich nicht mehr vermissen möchte.“
Erst wurden die einfachen Tätigkeiten vermittelt, mittlerweile wird jede anfallende Arbeit selbstständig durchgeführt.
Lara erzählt mit leuchtenden Augen, dass sie einen ganz besonderen Liebling hat: „Den Joe.“ Einen Norweger, einen ruhigen Vertreter seiner Zunft.
Die Politiker Gröhe und Hüppe zeigten sich sehr interessiert, hinterfragten den Ablauf der Inklusion. „Die Finanzierung erfolgt über das persönliche Budget nach Paragraf 29 SGB, durch die Erprobung verschiedener Berufsfelder versuchen wir, das bestmögliche Konzept zu finden“, so Tünsmeyer und Lopens. Es gebe sicherlich schon mal Probleme: „Der Arbeitgeber muss dahinterstehen, natürlich auch die Arbeitskollegen, sonst wird es schwierig.“
Manchmal wäre aber die Unterstützung fantastisch: „Um in der Coronazeit eine Weiterbeschäftigung zu garantieren, hat ein Unternehmer aus der Betonrückbaubranche eine Werkbank auf den Anhänger gepackt, in den Garten eines Kunden von uns gestellt, damit dieser Mensch mit Behinderung auch im ganz speziellen Home-Office arbeiten konnte.“
„Hubert Hüppe und ich sind heute auf dem Hof, um Informationen zu sammeln, damit die Inklusion besser gestaltet wird und um ihre Arbeit zu erleichtern“, zeigte Hermann Gröhe das dieser Besuch kein launiger Ausflug in die landschaftlich schöne Fröndenberger Region sei, sondern einen realen Hintergrund hat. „Die Politik kann so manches bewegen, aber sie muss auch Fakten und Probleme erkennen.“

Hubert Hüppe (l.) und Hermann Gröhe (2.v.r.) konnten viele Informationen gewinnen. Foto: peb
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Manchmal sei bereits mit einigen Maßnahmen viel zu erreichen. Der MdB nannte etwa die Absenkung von Bordsteinen, um gehbehinderten Menschen die Überquerung von Straßen zu erleichtern. „Da hatten plötzlich junge Mütter mit ihren Kinderwagen, Senioren mit Rollatoren oder Kinder auf Fahrrädern es plötzlich viel einfacher, die Straßenseite zu wechseln. Eine simple Sache, die vorher von niemanden bemerkt worden war“, hatte der CDU-Politiker ein Beispiel zur Hand.
Vollgepackt mit zahlreichen Fakten ging es dann für Hermann Gröhe zurück nach Berlin, während Hubert Hüppe einige weitere Termine wahrnehmen wollte.

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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