Familienvater: "Das grenzt an Fahrlässigkeit"
Zeigen Schnelltests in KiTa falsche Ergebnisse?
Daniel Büttinghaus ist sauer. Der Mendener Firmeninhaber (Fritz Martin Bürstenfabrik) und Familienvater hat sich mit Corona infiziert. Dabei war er nicht unvorsichtig, trägt immer Maske, ist geimpft und meidet Menschenansammlungen. Doch wer trägt im eigenen Heim schon Maske? Und dort hat er sich infiziert. Aber von vorn:
Sein kleiner Sohn Tim geht in die städtische Kita "Am Papenbusch" in die U3 Gruppe. Die Eltern erhalten dort für die Kleinen Lolli Tests, welche sie drei Mal in der Woche zu Hause durchführen sollen. Mit ihrer Unterschrift bestätigen sie das negative Ergebnis bevor sie ihr Kind in den Kindergarten geben. „Der erste Lolli-Test, den wir bekamen, wurde bereits vom Jugendamt ausgetauscht weil es hieß, der jetzige würde besser auf die Omikron-Variante reagieren“, so Büttinghaus. Doch wie auch der Jugendelternbeirat bestätigt, gab und gibt es auch mit diesem Test bei den städtischen Kindergärten nicht nur in Menden Probleme mit der Sensitivität. „Unser Kleinster war einige Tage quengelig, wir dachten er zahnt. Der Test zeigte jedes Mal negativ an. Doch dann bekamen meine Verlobte und ich über das Wochenende Kopfschmerzen und leichte Erkältungssymptome. Da haben wir uns mit alten Testreihen aus dem Betrieb, noch vom letzten Jahr, getestet. Und wir waren beide positiv. Dann haben wir den Kleinen auch getestet und auch er war Corona-positiv,“ zeigte sich der Familienvater frustriert. „Wir haben dann alle zusammen noch mal einen Bürgertest gemacht und wieder waren wir positiv. Daraufhin haben wir alle vorhandenen Tests von der Kita ausprobiert und die zeigten bei uns allen „Negativ“ an.“ Daniel Büttinghaus zeigt sich deshalb auch sauer, „weil bei einer korrekten Anzeige die Infektionskette schon früher hätte unterbrochen werden können“. Denn mittlerweile hatte er auch Besuch von seinen größeren Kindern und auch mit seiner Mutter und Geschwister steht er in regelmäßigem Kontakt. Seine anderen beiden Kinder haben sich nun auch angesteckt und auch seine Mutter ist nur einen Tag später ebenfalls erkrankt. Die Stadt Menden, als zuständiger Träger der städtischen Einrichtungen, bestätigt im Namen der Kita "Am Papenbusch" das Procedere: „Das Land NRW stellt für die Kinder in den Einrichtungen und Kindertagespflegestellen pro Woche drei Selbsttests zur Verfügung. Seit dem 10. Januar 2022 wird für die Kinder ein neuer Lolli-Selbsttest bereitgestellt, für den laut dem Ministerium (MKFFI) höhere Werte in der Sensitivität ausgewiesen sind und für den die Bestätigung des Herstellers vorliegt, dass er auch auf die Omikron Variante anspricht. Eine grundsätzliche Testpflicht besteht nicht. Sie besteht nur dann, wenn es nachweislich einen Infektionsfall in einer Einrichtung gab. Eltern von nicht-immunisierten Kindern müssen dann pro Woche drei negative Tests nachweisen, ansonsten ist eine Betreuung nicht möglich.“
Auch bestätigt der Pressesprecher, dass es Hinweise von Eltern und Kita-Personal gäbe, dass auch bei positivem PCR-Test-Ergebnis die Selbsttests nicht anschlagen. Dies könne mit der Sensitivität der Tests zusammenhängen. PCR-Test seien sensitiver als Selbsttests und erkennen eine Infektion deshalb bereits bei geringerer Virenlast als Selbsttests.
Teste werden weiter verwendet
Auf die Frage, ob erst die vorhandenen Tests aufgebraucht werden müssen bevor es Neue gibt, heißt es aus dem Rathaus, dass „die vom Land zur Verfügung gestellten Selbsttests auch weiterhin für jedes Kind ausgegeben werden. Auch, wenn nicht jeder Selbsttest anschlägt, werden noch zahlreiche Infektionen, gerade bei symptomfreien Kindern, durch die Selbsttests entdeckt.“ Daniel Büttinghaus ist mit seinem 14 Monate alten Sohn Tim zu einem Schnelltestzentrum gefahren um eine erste Sicherheit zu haben. „Verschiedene Testzentren und einige Eltern haben mir bereits bestätigt, dass es zu keinen Problemen mit kleinen Kinder kommt wenn die Eltern dort mit ihnen zum Testen hinfahren. Es hängt natürlich auch stark von den Eltern ab, welchen Test sie machen möchten.“ Viele Eltern bevorzugten anfangs den Lolli-Test weshalb bei den U3 Kindern „auf Wunsch vieler Eltern das Land auf Lolli-Tests umgestellt hat, da gerade für die ganz kleinen Kinder dieses Testverfahren am besten durchzuführen sei“, so die Stadt Menden zu diesem Verfahren. Mittlerweile, so Büttinghaus weiter, seien viele Eltern, zumindest in seinem Umfeld, auf die sensitivere Variante mit dem Nasen-Rachenabstrich umgestiegen. Wichtig ist natürlich auch, dass die Tests korrekt ausgeführt werden. Die Handhabung, so die Stadt weiter, entnähmen die Eltern den Beipackzetteln. Diese seien auf Deutsch und Englisch beigefügt und seien zudem in insgesamt 20 Sprachen verfügbar. Ergänzend wurden an vielen Einrichtungen große Plakate durch den Jugendamtselternbeirat aufgehängt sowie Flyer an alle Eltern in Kitas und Kindertagespflege verteilt, auf der die grundsätzliche Anwendung der Tests erklärt wurde.
Eltern sind in der Verantwortung
Das die Eltern verantwortlich sind, ergibt sich laut der Stadt Menden aus § 4 Abs. 5 der Coronabetreuungsverordnung welche eine Testpflicht für die Kinder vorsieht. Die Eltern haben der Leitung der Einrichtung eine schriftliche Versicherung über jeden erfolgten Test und dessen Ergebnis vorzulegen. Anders als in den Schulen erfolgt die Testung also zu Hause. Ab Ende Februar werden die sogenannten Pooltests übrigens an den Grundschulen abgeschafft. Dann sollen auch hier die Eltern dreimal in der Woche zu Hause ihre Kinder testen.
Markus Schröer, Vorsitzender des Jugendamtselternbeirats (JAEB) der Stadt Menden, der Vertretung der Eltern von Kindern in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege, bestätigt auch, dass die Elternvertreter eine Einführung der PCR-Lollitests befürworten. „Diese liefern einfach validere Ergebnisse. Da wir mit den JAEB in ganz NRW vernetzt sind wissen wir, dass es sich leider nicht um einen Einzelfall handelt. Fast täglich berichten Eltern von falsch negativen Tests, die selbst nach der offiziellen Bestätigung einer Corona-Infektion kein positives Ergebnis liefern.“ Das Land könne laut Gesundheitsminister Stamp diese Tests nicht flächendeckend einführen, da die Laborkapazitäten fehlten. Letztendlich bliebe es aber den Kommunen überlassen, ob sie dies in Eigenregie stemmen können (wenn Labore freie Kapazitäten haben!). Aber nur wenn es einen politischen Beschluss gäbe und alle Träger der Mendener Kitas dieser Maßnahme zustimmten, würde diese auch vom Land bezuschusst. „Wir haben den Wunsch nach PCR-Lollitest gegenüber der Stadt und den Parteien deutlich gemacht“, so Schröer weiter. „Jetzt ist die Verwaltung am Zug. Wir haben die Hoffnung, dass zeitnah, spätestens aber zum Herbst hin, falls sich da eine neue Welle aufbaut, die PCR-Lollitests in den Kitas eingeführt werden.“ Nicht nur für Daniel Büttinghaus eine unbefriedigende Lösung. Seiner Meinung nach sollten diese Tests so schnell wie möglich eingeführt werden. „Ansonsten sieht es für mich so aus, als lägen es alle auf eine Durchseuchung an.“
Autor:Karolin Rath-Afting aus Menden (Sauerland) |
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