Durchhalten ist angesagt
Karos Kolumne - Nah dran

Vor einem Jahr drang das Virus in unser aller Leben ein. Seit einem Jahr heißt es Abstand halten und Distanzen aufbauen. Nach der ersten Welle kam einem die Pandemie im Sommer schon wieder lockerer vor - aber weit weg reisen oder mit vielen Freunden zusammen sein war auch da nicht drin. Nun, in der dunklen Jahreszeit, mitten im Verdauen und Verarbeiten der zweiten Welle, rücken einem die eigenen vier Wände wieder nah auf die Pelle. Zusammen mit den Familienangehörigen, die aufgrund von Homeschooling oder Homeoffice auf einmal alle den Tag mehr oder weniger verteilt im Haus verbringen müssen. Da auch das Frust-Shoppen weg fällt, hängt man sich vor den PC und schaut online, was der ein oder andere Händler denn so zu bieten hat. Erfreulicherweise entpuppen sich da manche Einzelhändler als aufstrebende Instagramer: Waren erst einige Fotos mit - zum Beispiel - Kleidungsstücken zu sehen, werden so nach und nach ganze Model-Settings und Filmchen eingestellt. Schnell ist da ein Herzchen vergeben und man fühlt sich ge- und vertröstet auf die irgendwann geplante Öffnung. Genau wie im Buchhandel kann man so allerdings auch schon mal sein Lieblingskleidungsstück aussuchen und einen Termin zur Abholung für einen Kauf oder auch Anprobe vereinbaren. Das ist auch Nähe zum Handel. A propos Nähe: die ganze Situation zehrt an den Nerven - geht einem unter die Haut. Aus dieser möchte ich auch jedes mal fahren, wenn ich mitkriege, wie Mitmenschen die Regeln zum Schutz der Allgemeinheit mit Missachtung strafen und somit meine Beachtung derselbigen ins Lächerliche ziehen. Was nützt es dann, wenn man selbst sich dran hält aber andere nicht, möchte man fragen. Das "Fell" wird halt dünner. Auch was das eigene Umfeld angeht: Der Papa ist im Pflegeheim. Die Erlaubnis zum impfen wurde erteilt und bei einem Telefonat hörte man dann so nebenbei: Ach, sie sind übrigens heute (letzte Woche) alle geimpft worden. Na fein, da müsste ja bereits der folgende zweite Impftermin feststehen - laut Hersteller sollte der ja innerhalb von drei bis vier Wochen erfolgen. Und ein Besuch würde wieder in greifbare Nähe rücken. Nein, das sei noch ungewiss, da nicht genügend Impfstoff vorhanden sei. Also wieder den Rest des Tages aufgeregt. Und bei einem Spaziergang draußen wieder beruhigt: Ich sah die Spitzen der Frühlingsblüher schon sehr weit aus der Erde sprießen. Der Frühling ist nah und gibt genauso viel Hoffnung, wie die Impfungen eine Aussicht auf ein Ende des Lockdowns und einer gewissen Immunität. Wir sind nah dran. Jetzt heißt es noch durchhalten.

Autor:

Karolin Rath-Afting aus Menden (Sauerland)

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