Menden: "Die meisten Schwimmkurse sind ins Wasser gefallen"

Generation Nichtschwimmer?

Schwimmlehrer Dominique Herrmann von der gleichnamigen Schwimmschule in Menden ist besorgt: "Es herrscht eine katastrophale Situation. Viele fünf- bis sechsjährige Kinder können nicht schwimmen", erklärt er.
Die Corona-Pandemie habe in diesem Bereich großen Schaden angerichtet. Zwar hätten die Kurse, unter den vorgegebenen Hygienmaßnahmen, wieder begonnen, doch sei die Zeit, in der kein Unterricht stattgefunden hat, nur schwer wieder aufzuholen.
Bis Ende Dezember ist die Mendener Schwimmschule nahezu ausgebucht. Trotzdem wurden im letzten Jahr rund 30 Prozent weniger Kinder ausgebildet, als in den Vergleichsjahren ohne die Pandemie.
"Zudem ist es seit Jahren schwieriger geworden, den Kindern das Schwimmen beizubringen", so der erfahrene Lehrer. Zum einen gäbe es weniger Bäder und zum anderen haben Kinder häufig einen hohen Schul- als auch Freizeitstress, so dass zum Schwimmenlernen oftmals keine Zeit mehr bliebe. Auch die Grundschulen bieten weniger Schwimmunterricht an als früher.
"Dabei ist es so wichtig und kann lebensrettend sein", betont Dominique Herrmann. Er befürchtet, dass es in Zukunft weniger Mitglieder bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) geben werde und dass die Schwimmvereine Nachwuchsprobleme bekommen könnten.

Droht eine Generation von Nichtschwimmern? - "Das will ich nicht hoffen", so Herrmann. "Kinder müssen schwimmen lernen. Das beste Alter dafür ist zwischen fünf und sechs Jahren."
Schwimmen sei eine Schlüsselqualifikation. Besonders deutlich wird das im Sommer, wenn es die Familien an den Sorpesee oder in die Freibäder zieht. "Die Eltern wollen sich auch erholen, im Urlaub gemütlich am Strand liegen", meint Dominique Herrmann. "Dabei fehlt vielen das Gespür für die Gefahr und sie verlassen sich einzig und allein auf die Bademeister vor Ort." 

Die Tagesschau wertet die DLRG-Bilanz des letzten Jahres folgendermaßen aus:  "Weniger Badetote, mehr Nichtschwimmer." Zwar sei die Zahl der Ertrunkenen in 2020 gesunken, doch die Lebensretter warnen: "Viele Kinder haben keine Möglichkeit, schwimmen zu lernen - und das nicht nur wegen Corona."
2020 ertranken mindestens 378 Menschen und damit neun Prozent weniger als im Vorjahr, wie die DLRG in Berlin mitteilte. Der Rückgang sei allerdings vor dem Hintergrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie zu sehen.
Die meisten Menschen in Deutschland sind im vergangenen Jahr in den Sommermonaten ertrunken, auffällig hoch ist die Zahl im August. Immerhin 60 Prozent der tödlichen Wasserunfälle fanden im Juni, Juli und August statt; summiert ertranken 234 Menschen. 
Dominique Herrmann findet das erschreckend: "Mindestens das Seepferdchen sollte jeder haben und selbst damit dürften die Kinder nicht unbeobachtet ins Wasser. Die Gefahren sind schwer einzuschätzen."
Und nicht nur aus diesem Grund wünscht sich der Mendener, dass die Corona-Pandemie möglichst schnell zu Ende ist, so dass auch keine "Lockdowns"  mehr ausgesprochen werden müssen.