Acht weitere "Stolpersteine" in Menden verlegt
Gegen das Vergessen
Menden. Auf dem Weg durch Europa machte Gunter Demnig erneut Station in Menden. Auf Einladung der 9. Klasse der Gesamtschule Menden verlegte der Künstler, der bereits in 23 europäischen Ländern diese "dezentralen Mahnmale" setzte, acht weitere Steine mit Namen von Opfern des Nationalsozialismus.
Um 16 Uhr war der schweigsame Mann in der Hochstraße in Höhe eines Discounters umringt von kerzentragenden Schülern, deren Lehrern, Stadtabgeordneten, interessierten Bürgern und Reportern bereits voll in Aktion. Ruckzuck waren die alten Steine in der Straße durch die Neuen ersetzt.
Glänzend prangten auf den zwei eingelassenen Mahnmalen die Namen von Louis und Ella Frankenberg. Mitglieder dieser Familie wurden teils in den Internierungslagern ermordet, begingen Selbstmord während des Naziregimes oder konnten nach England und Süd-Afrika fliehen. Nachdem der Beton glatt gestrichen und die Steine gereinigt waren, legten einige Schüler Blumen nieder, stellten Kerzen dazu und erinnerten in einigen Worten an die früher dort wohnenden Mitmenschen, die in Ausschwitz ums Leben kamen.
Zwei Mahnmale in einer Aktion
Währenddessen packte der Künstler, ebenfalls nach einer kurzen Gedenkpause, sein Handwerkszeug in sein Auto und machte sich, mitsamt dem Tross der städtischen Baubetriebsmitarbeiter, auf den Weg zur anderen zukünftigen Gedenkstelle in Menden, die in der Kaiserstraße liegt.
An der Ecke Kaiserstraße/Papenhausenstraße fanden sieben weitere Steine ihren Platz. Hier musste der Bordstein aufgesägt werden. An dieser Stelle positionierte Gunter Demnig die Mahnmale für Max, Jenny, Erich, Lieselotte, Edith und Herbert Frankenberg .
Das Prozedere nach getaner Arbeit wiederholte sich: die Schüler verlasen zu jedem Familienmitglied eine Erinnerung, legten Blumen und Kerzen dazu. Die ganze Aktion wurde von der Gesamtschule Menden und der Mendener Werbegemeinschaft finanziert. Frank Oberkampf und Jenni Gröhlich gehörten mit zu den Teilnehmern dieser Mahnaktion genauso wie Bürgermeister Martin Wächter.
Im Kreis der Schüler, die zuletzt noch vor dem Mahnmal standen, fragte dann nach der Aktion auch einer die anwesenden Lehrerinnen, ob er denn nun gehen dürfe. Es war 17 Uhr. Aber sicher doch, war die überraschte Antwort, "Ihr hättet die ganze Zeit gehen können. Ihr wisst doch, es war freiwillig." Die Schüler der Klasse 9 der Gesamtschule Menden sind nach ihrem Unterricht zu dieser Aktion mitgegangen und haben sie mitgestaltet mit ihren kurzen Ansprachen. Gemeinsam haben sie die Aktion im Unterrichtsfach Gesellschaftslehre (früher Politik) beschlossen und vorbereitet. Gegen das Vergessen.
Autor:Karolin Rath-Afting aus Menden (Sauerland) |
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